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Umweltbelastungen und Gesundheit 9. Juni 1999 - Toxnet Infoportal ...

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Dr. Hugo Lanz<br />

Rechtsanwalt aus München<br />

Zweiklassenrecht durch<br />

käufliche Wissenschaft<br />

ZWEIKLASSENRECHT DURCH KÄUFLICHE WISSENSCHAFT<br />

Nehmen wir an, Sie waren vor kurzem, wie bei einem Mitteleuropäer üblich, zwar mit einer Menge von<br />

Schadstoffen belastet, aber noch leidlich ges<strong>und</strong>. Nun aber haben Sie einige Dioxin-Hähnchen <strong>und</strong><br />

ebensolche Eier verzehrt. Diesen Gift-Cocktail hält Ihr Körper nicht mehr aus, Sie werden schwer<br />

krank, organisieren sich in einer Selbsthilfegruppe, informieren sich über Toxikologie, finden einen<br />

Kassenarzt Ihres Vertrauens <strong>und</strong> wollen sich nun nach einer Therapie Ihrer Wahl behandeln lassen.<br />

Sie gehen zur Krankenkasse, Ihr Antrag wird abgelehnt; Sie klagen am Sozialgericht <strong>und</strong> müssen dort<br />

hören: »Aus dem Bericht der Poliklinik für Neurologie vom 14.08.1995 geht hervor, dass auch dort keine<br />

eindeutige Diagnose gestellt werden konnte. Wenn dies nicht der Fall ist, dann kann es sich bei der<br />

Behandlung auch nicht um mehr als einen Versuch im Einzelfall handeln, bei dem Voraussetzungen für<br />

eine Kostenerstattung nicht gegeben sind.«<br />

So lautet ein Urteil des Sozialgerichts Lüneburg vom 2<strong>9.</strong> März <strong>1999</strong> (Az. S 9 KR 80/97). Damit kann<br />

man allen Patienten, die durch unsere neue Umwelt krank geworden sind, mit Dante nur zurufen:<br />

»Lasst alle Hoffnung fahren«.<br />

Denn Krankheiten durch <strong>Umweltbelastungen</strong> sind in der Regel neue Krankheiten, schwer zu diagnostizieren<br />

<strong>und</strong> ohne gängige Heilmethoden. Möglich ist also meist nur ein Heilversuch <strong>und</strong> der wird – wie<br />

wir eben vom Sozialgericht gehört haben – von der Kasse nicht bezahlt.<br />

Was ist das für ein System, das uns alle mit Zehntausenden von Schadstoffen belastet, das 90% der<br />

Bevölkerung in Zwangskrankenkassen eingliedert <strong>und</strong> das dann bei neuen Umwelterkrankungen rigoros<br />

jede Hilfe verweigert?<br />

Noch schlimmer ist es bei der Multiplen Sklerose – auch sie ist umweltbedingt – wir wissen nur nicht<br />

wodurch. Aber in der Schweiz erkranken etwa 100 mal mehr Menschen an Multipler Sklerose als z.B. in<br />

Obervolta.<br />

Seit etwa 20 Jahren können feine Herrschaften ihre Multiple Sklerose mit Immunglobulinen behandeln<br />

lassen. Klinische Studien hierzu – ca. 40 an der Zahl – sind inzwischen selbst in feinsten medizinischen<br />

Blättern (z.B. The Lancet) veröffentlicht worden. Kassenärzten, die versucht haben, diese<br />

Therapie auch Kassenpatienten zur Verfügung zu stellen – wie z.B. Dr. Hilgers – droht man dagegen mit<br />

dem Entzug der Kassenzulassung.<br />

Der 16. Senat des Landessozialgerichts Nordrhein-Westfalen argumentiert im Urteil vom 18.06.1998<br />

(Az: L 16 KR 29/98): »Die klinischen Studien über die Immunglobulinbehandlung bei Multipler Sklerose<br />

sind mit gehfähigen Patienten gemacht worden, die Klägerin sitzt aber bereits im Rollstuhl, deshalb<br />

steht ihr die Behandlung nicht zu.«<br />

Was ist das für ein Land, was sind das für Richter, die einer Patientin eine Therapie deswegen vorenthalten,<br />

weil sie schon so krank ist, dass sie im Rollstuhl sitzt? Man sollte sich fragen, warum gerade im<br />

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