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Umweltbelastungen und Gesundheit 9. Juni 1999 - Toxnet Infoportal ...

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ALLERGIKER REAGIEREN EMPFINDLICHER AUF STOFFE, DIE BISHER NICHT ALS ALLERGENE GELTEN<br />

Phänotypisch steht am Anfang der allergischen Wirkung die »Immunantwort«. Wobei entscheidend<br />

ist, ob der Organismus bereits eine Sensibilisierungsphase durchlaufen konnte <strong>und</strong> ob dabei ausreichend<br />

Antikörper des Typs IgE gegen das angreifende Allergen hergestellt werden konnten. (Vor einigen<br />

Jahren wurde ein SPEZIAL 2 »Das Immunsystem« im Spektrum der Wissenschaft – Stuttgart, mehrere<br />

Auflagen – herausgegeben. Hier findet man sehr übersichtliche Artikel <strong>und</strong> Abbildungen, die die<br />

Vorgänge verdeutlichen.) Nach Angriff des Antigens/Allergens gibt es ein Zusammenspiel zwischen<br />

Antigen/Allergen-präsentierenden Zellen (APC), den T-Lymphozyten (von Thymus) <strong>und</strong> den IgE-produzierenden<br />

durch Botenstoffe (Lymphokinen) stimulierten B-Lymphozyten. Wenn die spezifischen<br />

IgE gebildet worden sind, besetzen diese die Oberfläche von Mediatorzellen. Im Blut sind das die zirkulierenden<br />

Basophilen, in Schleimhäuten, z.B. der Verdauungs- <strong>und</strong> Atemwege, sind das Mucosa-<br />

Mastzellen (MMC), in Gewebe <strong>und</strong> Außenhaut sind das reguläre Mastzellen oder Langerhans’sche Zellen.<br />

Treffen Allergene nun auf diese sensibilisierten Mediatorzellen <strong>und</strong> die IgEs erkennen diese, können<br />

die Signale zu einer Kaskade intrazellulärer Prozesse führen, die die Ausschüttung (Sekretion) der<br />

Mediatoren wie Histamin, Leukotriene u.v.m. zur Folge haben. Die Mediatoren wiederum wirken auf<br />

Rezeptoren der Nervenendigungen, Blutgefäße <strong>und</strong> Muskeln. Die allergischen Symptome nehmen<br />

ihren Lauf angefangen bei Rötung, Juckreiz, Nesselfieber, Quincke-Ödem, Heuschnupfen, Kopfschmerzen,<br />

Asthmaanfällen bis hin zum tödlich verlaufenden Schock. Wie wir bei dem atopischen Ekzem<br />

sehen <strong>und</strong> beispielsweise auch bei gastritischen Leiden nach Genuß allergener Lebensmittel, sind Allergien<br />

sehr eng mit entzündlichen Prozessen (Inflammation) gekoppelt. Hier ist auch die mögliche<br />

späte Phase einer allergischen Reaktion zu beachten.<br />

Diagnose<br />

Natürlich kann man heute die IgEs messen <strong>und</strong> den Sensibilisierungsgrad feststellen. In einer Studie<br />

mit Bäckern konnten wir in den 80iger Jahren eine Zunahme der spezifischen Antikörper gegen Hafer<br />

<strong>und</strong> andere Allergene feststellen. Das war zu erklären, da Hafer <strong>und</strong> andere pflanzliche Rohstoffe den<br />

üblichen Weizen/Roggen/Gerste-Backwaren trendgemäß zugemischt wurden. (Vielkornprodukte)<br />

Viel schwieriger ist es bei unspezifischen Belastungen aus der Umwelt, das Allergen oder die wirklich<br />

allergene Ursache dingfest zu machen. Wie meistens bei Erkrankungen überlagern sich auch bei Allergien<br />

die verschiedensten Wirkebenen: Familiäre Vorbelastung (w.o.a. Heredität) <strong>und</strong> psycho-soziale<br />

Wirkungen modulieren die stofflichen Belastungen (exogen <strong>und</strong> endogen).<br />

Klassische Allergene sind Proteine (besser: Proteide = globuläre andere chemische Funktionen wie<br />

Metalle, Lipide, Glykoside enthaltende Eiweißmoleküle). Diese befinden sich an oder in Parasiten<br />

(Askariden, Hausstaubmilben <strong>und</strong> deren Exkremente), Schimmelpilze (zumeist -Sporen), Pollen, Viren,<br />

Lebensmitteln …, also makromolekulare Eiweißstoffe gegen die man sich sensibilisieren kann, weil<br />

das Immunsystem das Allergen wie das Schloß den Schlüssel erkennen kann. Um bei dem Bild zu bleiben:<br />

Auch ein Dietrich kann bisweilen das Schloss öffnen. Es gibt auch kleine Stoffe, die wie die<br />

Makromoleküle allergene oder pseudoallergene Wirkungen erzeugen können. Das sind die hauptsächlich<br />

in der Arbeitsmedizin oder Pharmakologie untersuchten Kontaktallergene. Das ist ein an dieser<br />

Stelle nicht weiter ausgeführter anderer Typ der Zell-Zell vermittelten (Typ IV-)Reaktion.<br />

1. Beispiel: Formaldehyd<br />

Formaldehyd ist ein sehr kleines, aber reaktives Molekül <strong>und</strong> kann zusätzlich zu seiner kontaktallergenen<br />

Wirkung Proteine so verändern, dass sie vom Organismus als Fremdkörper erkannt werden <strong>und</strong> eine<br />

Sensibilisierung stattfindet. Formaldehyd wirkt aber auch ab bestimmten Konzentrationen pseudoallergen.<br />

Es bringt Mediatorzellen konzentrations-wirkungsabhängig zur Degranulation wie wir bereits<br />

vor 20 Jahren mit peritonealen Rattenmastzellen <strong>und</strong> menschlichen Basophilen nachgewiesen haben.<br />

(DIEL et al. 1981)

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