Umweltbelastungen und Gesundheit 9. Juni 1999 - Toxnet Infoportal ...
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ALLERGIKER REAGIEREN EMPFINDLICHER AUF STOFFE, DIE BISHER NICHT ALS ALLERGENE GELTEN<br />
2. Beispiel: Somatostatin<br />
Somatostatin ist ein ubiquitäres ringförmiges Tetradecapeptid, das reduktiv spaltbar <strong>und</strong> damit linearisierbar<br />
ist. Solche Peptide sind in Schlangen- <strong>und</strong> Bienengift enthalten. Bei zu Allergien neigenden<br />
Menschen (Atopikern) kennt man die überhöhte Reaktion nach einem Schlangenbiß oder Bienenstich.<br />
In Versuchen mit Ratten konnten wir dieses Phänomen in der Magenschleimhaut, aber auch mit peritonealen<br />
Mastzellen nachweisen. (DIEL/SZABO 1985 a, DIEL/SZABO 1985 b)<br />
Der Gr<strong>und</strong> liegt darin, dass die ansonsten nicht-allergenen Peptide an der sensibilisierten – d.h. mit<br />
IgE besetzten Mediatorzelloberfläche die Allergen-Antikörperreaktion simulieren <strong>und</strong> damit über die<br />
Histamin-Ausschüttung die allergische Reaktion auslösen.<br />
3. Beispiel: Pyrethroide<br />
In einer kürzlich veröffentlichten Arbeit in Allergy (DIEL et al. 1998) konnten wir in ex vivo-Untersuchungen<br />
zeigen, dass atopische Menschen anders auf Pyrethroide reagieren als nicht-atopische,<br />
obwohl hier keine besondere Sensibilisierung vorlag. Die Versuche wurden in 3-Tageskulturen mit<br />
Blutlymphozyten durchgeführt. Wobei eine Hemmung der Zell-Proliferation (Zellvermehrung) ab Pyrethroid-Konzentrationen<br />
von 10-6 M nachgewiesen wurde. Ebenfalls zeigten sich erhebliche Effekte auf<br />
die Produktion der für das Allergiegeschehen bedeutenden Lymphokine (Cytokine), Interleukin-4 (IL-<br />
4) <strong>und</strong> Interferon-gamma (IFN-g).<br />
Im Hauttest (Scratch-Test) konnte ebenfalls gezeigt werden, dass die Pyrethroide, Permethrin <strong>und</strong><br />
Esbiol, in 4 von 18 Fällen positive Reaktionen bei Atopikern, nicht aber bei Nicht-Atopikern hervorriefen.<br />
Kombinationswirkungen<br />
Da Insektizide wie Pyrethroide zumeist zusammen mit Synergisten wie Piperonylbutoxid (PBO) in Verkehr<br />
gebracht werden, testeten wir nun auch diese Kombinationen. Die Ergebnisse sind u.a. in<br />
Inflamm. Res. (DIEL et al. <strong>1999</strong>) veröffentlicht.<br />
Während wir in den Proliferationstests keine auffälligen Unterschiede feststellten, wirken die Kombinationen<br />
stärker auf die Lymphokine-Produktion von IL-4 <strong>und</strong> IFN-g, als es die Schadstoffe alleine<br />
oder selektiv tun.<br />
Bei der ex vivo-Untersuchung der Histamin-Freisetzung in Inkubaten der angereicherten Basophilen<br />
aus menschlichem Blut konnten geringe aber signifikant erhöhte Werte bei den Atopikern im Vergleich<br />
zu den Nicht-Atopikern gezeigt werden. (p < 0,05; n = 6; Student t) Unterschiede zwischen den einzelnen<br />
<strong>und</strong> kombinierten Agentien waren in diesem Experiment nicht nachweisbar.<br />
Zusammenfassung<br />
1. Gründe für die Zunahme von Allergien werden trotz widersprüchlicher epidemiologischer Untersuchungen<br />
auch aus den erhöhten <strong>Umweltbelastungen</strong> abgeleitet.<br />
2. Während kleinere Stoffe wie Formaldehyd oder kleinere Peptide wie Somatostatin oder Insektizide<br />
wie Pyrethroide direkt keine oder nur schwache sensibilisierende Wirkung aufweisen, beeinflussen<br />
sie <strong>und</strong> können die allergische Reaktion auf unterschiedliche Weise verstärken.<br />
3. Zu Allergien neigende Menschen (Atopiker) reagieren gr<strong>und</strong>sätzlich empfindlicher auch auf<br />
nichtallergene Stoffe im Vergleich zu Nicht-Allergikern (Nicht-Atopiker).<br />
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