Das ist doch keine Kunst! Der Computer im - Mediaculture online
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<strong>Kunst</strong>- und Medienerziehung PRAXISBAUSTEIN<br />
kationen sind veröffentlicht in „Thesen zur Bilderziehung<br />
<strong>im</strong> Fach <strong>Kunst</strong>, Plädoyer für ein neues<br />
Fachverständnis in der Bild-Mediengesellschaft“ 9<br />
und in „Medien-<strong>Kunst</strong>-Pädagogik, Anstöße zum<br />
Umgang mit Neuen Medien <strong>im</strong> Fach <strong>Kunst</strong>“. 10<br />
Freiberg sieht einen integrativen Prozess von <strong>Kunst</strong>und<br />
Medienpädagogik (und nennt das Ganze dann<br />
„Medien-<strong>Kunst</strong>-Pädagogik“). Dieses integrative<br />
Konzept kunstpädagogischer Theorie und Praxis in<br />
Bezug zur Medienkunst mit dem Ziel der Entfaltung<br />
einer künstlerisch erweiterten bildbezogenen Medienkompetenz<br />
sieht er als den wesentlichen Beitrag<br />
des Faches <strong>Kunst</strong> zur fächerübergreifenden<br />
Medienpädagogik. „Medien-<strong>Kunst</strong>-Pädagogik“ soll<br />
den Zielen der allgemeinen <strong>Kunst</strong>pädagogik unter<br />
Berücksichtigung der Gegenwartskunst dienen.<br />
Medienkompetenz bedeutet darin die Fähigkeit des<br />
produktiven und bewussten Umgangs mit vornehmlich<br />
elektronischen Medien auf dem Hintergrund<br />
von Medienkunst. Medienkunst wird von Freiberg<br />
benützt als Sammelbezeichnung für künstlerische<br />
Werke, die zu Bereichen wie Videokunst, Videoinstallation,<br />
digitale Fotografie, interaktive und<br />
mult<strong>im</strong>ediale Installation, hypermediale <strong>Kunst</strong> auf<br />
CD-ROM oder <strong>im</strong> Netz etc. zu rechnen sind, und<br />
die sich in der <strong>Kunst</strong> etabliert haben.<br />
Die Bedeutung des <strong>Computer</strong>s als Medium<br />
für die Bildende <strong>Kunst</strong><br />
Die Arbeit mit den digitalen Zeichen- und Malwerkzeugen<br />
<strong>ist</strong> schon in der ersten Phase grundlegend<br />
anders als mit den klassischen Mitteln: Sie<br />
<strong>ist</strong> virtuell, weil der Strich, den man zeichnet, nicht<br />
da erscheint, wo man ihn zieht, sondern räumlich<br />
versetzt (auf dem Bildschirm). Die Arbeitsumgebung<br />
be<strong>im</strong> <strong>Computer</strong> <strong>ist</strong> wenig sinnlich: kein Atelier,<br />
statt Papier der Bildschirm, statt Farben der<br />
elektronische Malkasten und statt „habhaften“ Pigmenten<br />
Bildpunkte, „Pixel“. Die Grundstruktur des<br />
digitalen „Malmaterials“ <strong>ist</strong> aber durchaus ähnlich<br />
dem klassischen Pigment – das Pixel <strong>ist</strong> wie das<br />
kleinste Farbkörnchen der grundlegende Bildpunkt.<br />
Immerhin haben schon viele Künstler den <strong>Computer</strong><br />
entdeckt und setzen ihn für ihr Werk ein.<br />
Andererseits steht <strong>Kunst</strong> mit dem <strong>Computer</strong> am<br />
Anfang ihrer Geschichte. Häufig werden mit dem<br />
<strong>Computer</strong> geschaffene Werke als „<strong>Computer</strong>kunst“<br />
bezeichnet, was sich h<strong>ist</strong>orisch sicherlich auflösen<br />
wird (wie auch die Film„kunst“ und die<br />
Foto„kunst“). Herbert W. Franke, ein Pionier der<br />
<strong>Computer</strong>kunst, meint dazu: „Ist ein mit dem Com-<br />
9 in: Chancen und Grenzen der neuen Medien <strong>im</strong> <strong>Kunst</strong>unterricht,<br />
BDK-Verlag, Hannover 1998.<br />
10 in: <strong>Kunst</strong> + Unterricht 230/231, 1999. Dieser Artikel findet<br />
sich auf der Webseite von „www.kunstunterricht.de“.<br />
Eine ausführliche Literatur- und Medienl<strong>ist</strong>e findet sich<br />
ebenfalls <strong>im</strong> Webartikel.<br />
Die stark vergrößerte Malspur des digitalen Malwerkzeugs<br />
„Weicher Pinsel“ zeigt die Pixelstruktur.<br />
M h<br />
puter erzeugtes Bild ein <strong>Kunst</strong>werk? Da könnte<br />
man ebenso gut fragen: Sind mit einer Geige erzeugte<br />
Töne Musik? In beiden Fällen handelt es<br />
sich um Instrumente, um Hilfsmittel der Gestaltung.“<br />
Eine adäquate <strong>Computer</strong>kunst hat sich nicht etabliert<br />
und wird allgemein kontrovers diskutiert. Es<br />
<strong>ist</strong> fraglich, ob der <strong>Computer</strong> als künstlerisches<br />
Medium Neues erzeugen kann; die Entwicklung<br />
einer spezifischen „<strong>Computer</strong>kunst“ (die lange Zeit<br />
erhofft wurde) wird es kaum geben, da das Medium<br />
prinzipiell das klassische Bild s<strong>im</strong>uliert. Lediglich<br />
die Ausführung der Bilder mit digitalem Werkzeug<br />
berechtigt noch nicht die Spezifizierung als „<strong>Computer</strong>kunst“.<br />
Wie noch dargelegt wird, kann man<br />
feststellen, dass der <strong>Computer</strong><br />
– als Bildmedium einige klassische Techniken<br />
erheblich erleichtert<br />
– völlig neue Anwendungen (vor allem <strong>im</strong> Netz und<br />
mult<strong>im</strong>edial) ermöglicht, die mit dem klassischen<br />
Bild wenig zu tun haben.<br />
Dazu ein Zitat des Künstlers Stewart McSherry:<br />
„Meine derzeitigen Arbeiten reflektieren frühere<br />
Arbeiten in der Malerei und speziell in der Glasbläserei.<br />
Mich interessiert besonders die Fähigkeit<br />
des <strong>Computer</strong>s, die Gleichungen für Reflexion und<br />
Lichtbrechung zu berechnen ... Ich sehe die <strong>Computer</strong>grafik<br />
nicht als Ersatz für meine Interessen an<br />
der Malerei, an Glas und Ähnlichem, aber ich halte<br />
sie für den herausfordernsten und fruchtbarsten<br />
Boden für eine weitere Untersuchung. Es handelt<br />
sich dabei um ein völlig neues Medium, das bisher<br />
von den Künstlern noch relativ unerforscht geblie-