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Das ist doch keine Kunst! Der Computer im - Mediaculture online

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40<br />

Berichte aus der Praxis PRAXISBAUSTEIN<br />

Aus der Erkenntnis, dass die Welt symbolisch vermittelt<br />

<strong>ist</strong> und dass nicht erst seit Windows in Kulturen<br />

mittels Bildern, Ikonen, Zeichen, Symbolen und<br />

Logos kommuniziert wird – Bilder, Logos und Bildsprache<br />

aber in der Informationsgesellschaft eine Renaissance<br />

erfahren – leitet sich die Aufgabe ab, diese<br />

Bildsprache zu analysieren und zu synthetisieren.<br />

Somit hätten wir einen fächerübergreifenden Unterricht<br />

mit gleichem Inhalt und Ziel, in dem die<br />

Schüler und Schülerinnen handelnd begreifen<br />

lernen. Diese Ziele sollen an zwei exemplarischen<br />

Beispielen mit den Schülerinnen und Schülern<br />

bearbeitet werden:<br />

1. Decodierung und Codierung von Bild und Bildsprache<br />

am Beispiel eines piktografischen Textes<br />

2. Erstellung eines Logos<br />

Folgende Erkenntnisse sollen aus dem Projekt<br />

bezogen werden:<br />

– Die Schülerinnen und Schüler schaffen aus vorgegebenen<br />

Elementen neue Elemente und aus<br />

endlichen Mitteln produzieren sie unendliche<br />

Vielfalt. Dieser Aspekt <strong>ist</strong> nicht nur darin zu<br />

sehen, dass aus vorgegebenen Ikonen, Bildern ein<br />

Text mit auch neuen Ikonen erzeugt wird, sondern<br />

auch in der Hinsicht, dass die Programme<br />

nur eine endliche Menge an Werkzeug (Linie,<br />

Kreis, Rechteck usw.) anbieten, die dann kreativ<br />

genutzt werden können und müssen, aber potenziell<br />

unendlich viel Text produziert werden kann.<br />

– Verstehen der Relation zwischen Wort bzw. Bild<br />

und Ding: Die Lingu<strong>ist</strong>en nennen die Relation<br />

zwischen Wörtern und Dingen den Zeichencharakter<br />

der Sprache. Auch auf Bilder, Ikonen,<br />

Symbole, Logos trifft diese Definition zu. Sätze,<br />

Mitteilungen sind entweder ein System von Wörtern<br />

oder von Bildern. Wörter und Bilder haben<br />

referenzielle Funktion.<br />

– Sinn der Nomenklatur: Unter einer Nomenklatur<br />

versteht man die eindeutige, international verständliche<br />

Namensgebung oder Mitteilung über<br />

einen Sachverhalt. Ein schönes Beispiel hierfür<br />

<strong>ist</strong> die Namensgebung für chemische Elemente.<br />

Sprache als solche <strong>ist</strong> <strong>keine</strong> universelle Nomenklatur.<br />

Bilder hingegen könnten in gewisser Weise<br />

als eine universelle Nomenklatur angesehen werden.<br />

Sprach- und Bildzeichen charakterisieren<br />

sich unterschiedlich, haben eine unterschiedliche<br />

Diskr<strong>im</strong>inierung. Sprachzeichen sind abstrakt,<br />

willkürlich und konventionell. Bildzeichen sind<br />

konkret, symbolisch und „unkonventionell“.<br />

– Verstehen der reziproken Evokation: Ein Zeichen<br />

besteht aus Inhalt und Ausdruck. Diese Ausdruckseite<br />

kann be<strong>im</strong> sprachlichen Zeichen eine Lautkette<br />

oder eine Buchstabenkette sein. Diese Kette<br />

wird verbunden mit dem Inhalt: einem Ding, einer<br />

Sache. Ausdruck und Inhalt rufen einander gegenseitig<br />

ins Gedächtnis, stellen eine reziproke Evo-<br />

M h<br />

kation dar, bilden die zwei Seiten einer Medaille,<br />

sind miteinander verbunden. „Mann“, „homme“<br />

und „man“ sind Schriftzeichen, gebildet aus einer<br />

Buchstabenkette, die gelesen eine Lautkette<br />

ergeben, die – spricht man die jeweilige Sprache –<br />

die Vorstellung eines Mannes evoziert. Ein Bildmännchen<br />

le<strong>ist</strong>et das Gleiche, aber mit dem Vorteil,<br />

dass es nicht notwendig <strong>ist</strong>, lesen zu können<br />

oder die entsprechende Sprache zu verstehen. <strong>Der</strong><br />

Begriff schafft die bildliche Vorstellung eines<br />

Dinges, einer Sache. Begriffe, Sätze schaffen ein<br />

bildliches, dingliches Vorstellungssystem. Dieser<br />

Prozess <strong>ist</strong> reziprok. Aber auch das Bild schafft<br />

einen Begriff und eine Vorstellung. Auch Bilder<br />

schaffen ein Begriffssystem. Auch dieser Prozess<br />

<strong>ist</strong> reziprok.<br />

Die Kommunikation mittels grafischer Sprache teilt<br />

sich somit in Schriftsprache und Bildsprache, die<br />

decodiert und codiert, aber auch verifiziert werden<br />

muss.<br />

Be<strong>im</strong> Logo <strong>ist</strong> noch ein weiterer Aspekt zu beachten:<br />

die sozial-psychologische Komponente. Ein<br />

Logo <strong>ist</strong> ein Erkennungszeichen, durch das sich<br />

eine Person, eine Firma, eine Gruppe von anderen<br />

zu unterscheiden sucht und damit eindeutig kenntlich<br />

machen möchte. <strong>Das</strong> Logo evoziert eine<br />

best<strong>im</strong>mte, gewollte Mitteilung. Es schafft einen<br />

Bezug, ein Erscheinungsbild oder neudeutsch Corporate<br />

Design oder Corporate Identity. <strong>Das</strong> Logo <strong>ist</strong><br />

ein Markenzeichen. So wirkt es nicht nur nach<br />

außen, sondern auch nach innen, erzeugt Identifikation<br />

und Zugehörigkeit.<br />

Die medienpädagogische Arbeit kann von drei Seiten<br />

betrachtet werden:<br />

– Verwendung der Medien <strong>im</strong> Unterricht<br />

– Medienanalyse als kritische Auseinandersetzung<br />

mit medialen Angeboten<br />

– Herstellung eigener Medienproduktionen.<br />

<strong>Der</strong> erste Schritt wäre also der Einsatz und die Nutzung<br />

neuer Medien <strong>im</strong> Unterricht, wie wir es vom<br />

Informatikunterricht her kennen. Er <strong>ist</strong> Basis und<br />

integraler Bestandteil für eine moderne Allgemeinbildung.<br />

Die Schüler müssen an die neue Technik<br />

herangeführt werden, sodass sie <strong>im</strong> Nutzungsprozess<br />

Sicherheit bekommen und auf Fragen stoßen,<br />

die eine kritische Auseinandersetzung mit der Technologie<br />

fördern. Medienkompetenz wird so zu einer<br />

sachbezogenen, selbstbest<strong>im</strong>mten und sozial verantwortlichen<br />

Handhabung des Mediums <strong>Computer</strong>.<br />

Durch eigene Produktion werden auf einprägsame<br />

Weise Medien begreifbar. Neue Medien sind<br />

sowohl Gegenstand als auch Hilfsmittel des Unterrichts.<br />

Sie erlauben das Lernen mit, Lernen durch<br />

und Lernen über einen Bereich der realen Welt, der<br />

für die berufliche Qualifikation aber auch für die<br />

Lebensbewältigung <strong>im</strong> privaten Bereich von <strong>im</strong>mer<br />

größerer Bedeutung wird. Dabei muss der Unter-

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