Das ist doch keine Kunst! Der Computer im - Mediaculture online
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Berichte aus der Praxis PRAXISBAUSTEIN<br />
Aus der Erkenntnis, dass die Welt symbolisch vermittelt<br />
<strong>ist</strong> und dass nicht erst seit Windows in Kulturen<br />
mittels Bildern, Ikonen, Zeichen, Symbolen und<br />
Logos kommuniziert wird – Bilder, Logos und Bildsprache<br />
aber in der Informationsgesellschaft eine Renaissance<br />
erfahren – leitet sich die Aufgabe ab, diese<br />
Bildsprache zu analysieren und zu synthetisieren.<br />
Somit hätten wir einen fächerübergreifenden Unterricht<br />
mit gleichem Inhalt und Ziel, in dem die<br />
Schüler und Schülerinnen handelnd begreifen<br />
lernen. Diese Ziele sollen an zwei exemplarischen<br />
Beispielen mit den Schülerinnen und Schülern<br />
bearbeitet werden:<br />
1. Decodierung und Codierung von Bild und Bildsprache<br />
am Beispiel eines piktografischen Textes<br />
2. Erstellung eines Logos<br />
Folgende Erkenntnisse sollen aus dem Projekt<br />
bezogen werden:<br />
– Die Schülerinnen und Schüler schaffen aus vorgegebenen<br />
Elementen neue Elemente und aus<br />
endlichen Mitteln produzieren sie unendliche<br />
Vielfalt. Dieser Aspekt <strong>ist</strong> nicht nur darin zu<br />
sehen, dass aus vorgegebenen Ikonen, Bildern ein<br />
Text mit auch neuen Ikonen erzeugt wird, sondern<br />
auch in der Hinsicht, dass die Programme<br />
nur eine endliche Menge an Werkzeug (Linie,<br />
Kreis, Rechteck usw.) anbieten, die dann kreativ<br />
genutzt werden können und müssen, aber potenziell<br />
unendlich viel Text produziert werden kann.<br />
– Verstehen der Relation zwischen Wort bzw. Bild<br />
und Ding: Die Lingu<strong>ist</strong>en nennen die Relation<br />
zwischen Wörtern und Dingen den Zeichencharakter<br />
der Sprache. Auch auf Bilder, Ikonen,<br />
Symbole, Logos trifft diese Definition zu. Sätze,<br />
Mitteilungen sind entweder ein System von Wörtern<br />
oder von Bildern. Wörter und Bilder haben<br />
referenzielle Funktion.<br />
– Sinn der Nomenklatur: Unter einer Nomenklatur<br />
versteht man die eindeutige, international verständliche<br />
Namensgebung oder Mitteilung über<br />
einen Sachverhalt. Ein schönes Beispiel hierfür<br />
<strong>ist</strong> die Namensgebung für chemische Elemente.<br />
Sprache als solche <strong>ist</strong> <strong>keine</strong> universelle Nomenklatur.<br />
Bilder hingegen könnten in gewisser Weise<br />
als eine universelle Nomenklatur angesehen werden.<br />
Sprach- und Bildzeichen charakterisieren<br />
sich unterschiedlich, haben eine unterschiedliche<br />
Diskr<strong>im</strong>inierung. Sprachzeichen sind abstrakt,<br />
willkürlich und konventionell. Bildzeichen sind<br />
konkret, symbolisch und „unkonventionell“.<br />
– Verstehen der reziproken Evokation: Ein Zeichen<br />
besteht aus Inhalt und Ausdruck. Diese Ausdruckseite<br />
kann be<strong>im</strong> sprachlichen Zeichen eine Lautkette<br />
oder eine Buchstabenkette sein. Diese Kette<br />
wird verbunden mit dem Inhalt: einem Ding, einer<br />
Sache. Ausdruck und Inhalt rufen einander gegenseitig<br />
ins Gedächtnis, stellen eine reziproke Evo-<br />
M h<br />
kation dar, bilden die zwei Seiten einer Medaille,<br />
sind miteinander verbunden. „Mann“, „homme“<br />
und „man“ sind Schriftzeichen, gebildet aus einer<br />
Buchstabenkette, die gelesen eine Lautkette<br />
ergeben, die – spricht man die jeweilige Sprache –<br />
die Vorstellung eines Mannes evoziert. Ein Bildmännchen<br />
le<strong>ist</strong>et das Gleiche, aber mit dem Vorteil,<br />
dass es nicht notwendig <strong>ist</strong>, lesen zu können<br />
oder die entsprechende Sprache zu verstehen. <strong>Der</strong><br />
Begriff schafft die bildliche Vorstellung eines<br />
Dinges, einer Sache. Begriffe, Sätze schaffen ein<br />
bildliches, dingliches Vorstellungssystem. Dieser<br />
Prozess <strong>ist</strong> reziprok. Aber auch das Bild schafft<br />
einen Begriff und eine Vorstellung. Auch Bilder<br />
schaffen ein Begriffssystem. Auch dieser Prozess<br />
<strong>ist</strong> reziprok.<br />
Die Kommunikation mittels grafischer Sprache teilt<br />
sich somit in Schriftsprache und Bildsprache, die<br />
decodiert und codiert, aber auch verifiziert werden<br />
muss.<br />
Be<strong>im</strong> Logo <strong>ist</strong> noch ein weiterer Aspekt zu beachten:<br />
die sozial-psychologische Komponente. Ein<br />
Logo <strong>ist</strong> ein Erkennungszeichen, durch das sich<br />
eine Person, eine Firma, eine Gruppe von anderen<br />
zu unterscheiden sucht und damit eindeutig kenntlich<br />
machen möchte. <strong>Das</strong> Logo evoziert eine<br />
best<strong>im</strong>mte, gewollte Mitteilung. Es schafft einen<br />
Bezug, ein Erscheinungsbild oder neudeutsch Corporate<br />
Design oder Corporate Identity. <strong>Das</strong> Logo <strong>ist</strong><br />
ein Markenzeichen. So wirkt es nicht nur nach<br />
außen, sondern auch nach innen, erzeugt Identifikation<br />
und Zugehörigkeit.<br />
Die medienpädagogische Arbeit kann von drei Seiten<br />
betrachtet werden:<br />
– Verwendung der Medien <strong>im</strong> Unterricht<br />
– Medienanalyse als kritische Auseinandersetzung<br />
mit medialen Angeboten<br />
– Herstellung eigener Medienproduktionen.<br />
<strong>Der</strong> erste Schritt wäre also der Einsatz und die Nutzung<br />
neuer Medien <strong>im</strong> Unterricht, wie wir es vom<br />
Informatikunterricht her kennen. Er <strong>ist</strong> Basis und<br />
integraler Bestandteil für eine moderne Allgemeinbildung.<br />
Die Schüler müssen an die neue Technik<br />
herangeführt werden, sodass sie <strong>im</strong> Nutzungsprozess<br />
Sicherheit bekommen und auf Fragen stoßen,<br />
die eine kritische Auseinandersetzung mit der Technologie<br />
fördern. Medienkompetenz wird so zu einer<br />
sachbezogenen, selbstbest<strong>im</strong>mten und sozial verantwortlichen<br />
Handhabung des Mediums <strong>Computer</strong>.<br />
Durch eigene Produktion werden auf einprägsame<br />
Weise Medien begreifbar. Neue Medien sind<br />
sowohl Gegenstand als auch Hilfsmittel des Unterrichts.<br />
Sie erlauben das Lernen mit, Lernen durch<br />
und Lernen über einen Bereich der realen Welt, der<br />
für die berufliche Qualifikation aber auch für die<br />
Lebensbewältigung <strong>im</strong> privaten Bereich von <strong>im</strong>mer<br />
größerer Bedeutung wird. Dabei muss der Unter-