Das ist doch keine Kunst! Der Computer im - Mediaculture online
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PRAXISBAUSTEIN <strong>Kunst</strong>- und Medienerziehung<br />
sind hier die Arbeiten der Schule für ge<strong>ist</strong>ig Behinderte.<br />
Diese Jugendlichen konnten sich selbst mit<br />
ihrer Arbeit beweisen, dass sie in der Lage sind, mit<br />
den neuen Technologien kreative und sinnvolle<br />
Aufgaben zu bewältigen. Man denke in diesem Falle<br />
nur an die Auswirkungen einer solchen Erfahrung<br />
<strong>im</strong> Hinblick auf Motivation der Schülerin bzw. des<br />
Schülers oder Stärkung der Persönlichkeit. Vergleichen<br />
wir den oben geäußerten Vorwurf mit der<br />
Situation <strong>im</strong> Fach Musik: <strong>Das</strong> Keyboard <strong>ist</strong> ein weit<br />
verbreitetes und durchaus anerkanntes Musikinstrument,<br />
dessen Klänge auch synthetisch geformt<br />
und bearbeitet werden. Dennoch sprechen wir be<strong>im</strong><br />
Ergebnis von Musik.<br />
1.2 <strong>Computer</strong>einsatz in der<br />
Grundschule<br />
Oftmals noch kontrovers diskutiert wird die Frage,<br />
ob der PC seinen Platz in der Grundschule finden<br />
soll. Er muss! <strong>Der</strong> PC befindet sich schon in mehr<br />
als 70% der Einkommensschichten ab DM 5000.–<br />
pro Monat. Die PC-Nutzung <strong>im</strong> familiären Bereich<br />
<strong>ist</strong> kein Einzelfall mehr. Hierfür sprechen auch die<br />
steigenden Absatzziffern der Edutainment-Software.<br />
Es geht nicht an, dass die Schule, die unsere<br />
Kinder für das 21. Jahrhundert vorbereiten soll, sich<br />
inhaltlich ausschließlich oder zum größten Teil mit<br />
Kulturtechniken des 19. Jahrhunderts beschäftigt.<br />
Seymour Papert sieht die steigende Schulunwilligkeit,<br />
die man oft in westlichen Gesellschaften beklagt,<br />
zu einem Großteil in diesem Umstand<br />
begründet. Die Schule muss die Lebenswirklichkeit<br />
ihrer Schüler berücksichtigen. In vielen Haushalten<br />
steht der PC bereits <strong>im</strong> Kinderz<strong>im</strong>mer – in den<br />
Schulen <strong>ist</strong> er <strong>im</strong>mer noch <strong>im</strong> Informatikraum verwahrt,<br />
zu dem Grundschülerinnen und -schüler<br />
kaum Zugang haben.<br />
<strong>Der</strong> zweite Grund, warum der PC in die Grundschule<br />
einziehen sollte, <strong>ist</strong> demokratischer Natur.<br />
Wir dürfen nicht zulassen, dass nur jene Kinder sich<br />
der neuen Medien bedienen, deren Eltern auch das<br />
nötige Geld bereitstellen können.<br />
<strong>Der</strong> dritte Grund, den wir anführen möchten, <strong>ist</strong> ein<br />
pädagogisch-didaktischer Grund. In vielen Fällen<br />
unterstützt der PC Lernprozesse, die in einer entsprechenden<br />
Qualität <strong>im</strong> traditionellen Lernen<br />
nicht möglich waren: die Individualisierung und<br />
Exper<strong>im</strong>entalisierung der Lernprozesse. Ein Beispiel<br />
aus dem <strong>Kunst</strong>bereich: die Auseinandersetzung<br />
mit Werken und Epochen der <strong>Kunst</strong>geschichte.<br />
Stellen Sie sich einen Zehnjährigen vor,<br />
der nach mehrstündigem „Abtauchen“ in eine Mult<strong>im</strong>edia-CD<br />
über das Leben und Werk des Künstlers<br />
M. C. Escher seinem abends von der Arbeit he<strong>im</strong>kehrenden<br />
Vater einen Vortrag über den Künstler<br />
hält, diesem erklärt, wo der Künstler zu welcher<br />
Zeit gelebt hat, was dieser mit seinem eigenwilligen<br />
Zeichenstil herausarbeiten wollte. Am kommenden<br />
Abend zeigt der Kleine dann seinem verblüfften<br />
Vater mehrere Blätter mit „Escher-Kreationen“, die<br />
der Junge mit dem Ble<strong>ist</strong>ift gezeichnet hatte. Kein<br />
Mensch hatte dem Jungen gesagt, tu dies oder suche<br />
das. Allein die Interaktion mit einem intelligent aufbereiteten<br />
Mult<strong>im</strong>edia-Programm hat diesen Jungen<br />
dazu veranlasst. <strong>Das</strong> hätten wohl nicht alle Kinder<br />
seines Alters getan.<br />
Im Hinblick auf mögliche Binnendifferenzierung<br />
des Unterrichts und Individualisierung sollte man<br />
sich die Frage stellen, ob alle Kinder zur selben Zeit<br />
das Gleiche lernen müssen oder ob nicht auch<br />
arbeitsteilige Unterrichtsverfahren Sinn machen.<br />
Ansätze dieser Arbeitsverfahren kann man auch in<br />
mehreren der hier dargestellten <strong>Computer</strong>projekte<br />
erkennen. <strong>Das</strong> Förderschulprojekt greift bei der<br />
<strong>Computer</strong>bearbeitung auf Vorlagen zurück, die<br />
(andere) Klassenkameradinnen und Klassenkameraden<br />
analog (nicht digital) erstellt haben. Auch <strong>im</strong><br />
Eppelhe<strong>im</strong>er Grundschulprojekt (siehe Beispiel:<br />
„<strong>Der</strong> PC <strong>im</strong> <strong>Kunst</strong>unterricht der Grundschule“)<br />
beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler<br />
nicht alle zur selben Zeit mit denselben Arbeitsvorgaben.<br />
Hier <strong>ist</strong> der Lehrer bzw. die Lehrerin gefordert,<br />
darauf zu achten, dass einerseits alle Schülerinnen<br />
und Schüler alle elementaren Arbeitsvorgänge<br />
abarbeiten und sich nicht entziehen. Andererseits<br />
muss man aber auch „Spezial<strong>ist</strong>en“ die<br />
Möglichkeit geben, Arbeiten durchzuführen, die<br />
über die Möglichkeiten der Klassenkameraden und<br />
-kameradinnen hinausgehen.<br />
1.3 <strong>Kunst</strong> und Medienerziehung<br />
Bernd Dehne<br />
<strong>Der</strong> <strong>Kunst</strong>unterricht als Segment der<br />
informationstechnischen Grundbildung<br />
<strong>Computer</strong> <strong>im</strong> <strong>Kunst</strong>unterricht – eine Herausforderung,<br />
eine neue Chance. <strong>Das</strong> Kennenlernen digitaler<br />
Techniken für künstlerische Themen gehört zu<br />
einer sinnvollen Struktur von informationstechnischer<br />
Grundbildung. In Anbetracht der Tatsache,<br />
dass der Bereich von Grafik-Design und Werbung<br />
(und nahezu aller Produkte der visuellen Kommunikation,<br />
z. B. An<strong>im</strong>ationen, Film) und <strong>im</strong>mer mehr<br />
Künstler sich des <strong>Computer</strong>s bedienen, kann der<br />
<strong>Kunst</strong>unterricht digitale Gestaltungsmöglichkeiten<br />
nicht mehr außer Acht lassen.<br />
Nur durch praktische Arbeit an <strong>Computer</strong>n gewinnen<br />
Schülerinnen und Schüler Einblicke in die<br />
Möglichkeiten künstlerischer Gestaltung mit entsprechender<br />
Software. Nützen sollte man die Faszination<br />
und spezifischen Möglichkeiten der elektronischen<br />
Bildmedien für eine lustbetonte, aktive<br />
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