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eines Stadt buch

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sie doch selbst schon alles zur Flucht vor. Dass sie ihre W u t die „H itle ro w c e “ spüren liessen,konnte man verstehen, und wehe, wenn nicht alles vorschriftsmässig in Reih und G lied stramm stand,wenn der Herr „O d d z ia lo w y “ die Zelle betrat.Am zweiten Tag, es w a r am Sonnabend, liess er durch Strafgefangene 4 Kannen W asserauf den Boden der Zelle giessen, w a rf zwei Läppchen von 10 cm im Q uadrat dazu und befahlsauber machen in 10 Minuten. M it vereinten Kräften w urde es von den Insassen auch geschafft.Dann kam der Befehl — Sachen abgeben. Dies machte stutzig. W as hatte man vor? W o llte mansich die wenigen Habseligkeiten der G efangenen aneignen, oder w o llte man sie nur in Unterkleidungihrem Schicksal überlassen. Als keiner Anstalten zur Sachenabgabe machte, erschien derInspektor und schrie mit wutverzerrtem Gesicht: „Lasst ihnen die Sachen, sie sollen sehen, dassdie Polen mehr Kultur haben als die Deutschen!“ Nun, die Kultur der Polen, die sogenannte p o l­nische Kultur, zum Unterschied von der übrigen W eltkultu r, kannten die G efangenen zur Genüge.Dass sie überhaupt als unbescholtene Menschen hier sassen, w a r ja ebenfalls Ausdruck dieserpolnischen Kultur. Das Schlimmste w a r die Sorge um die Angehörigen daheim ; um das eigeneSchicksal machte man sich wenig Kummer, man w a r auf das Schlimmste gefasst und bereit, es mannhaftzu tragen. Dass es schlimm werden sollte, bewies der Sonntagmorgen. Schon zu früherStunde erschien einer der W ä rte r und drohte: „H eute, ihr Pieronnes, kommt ihr zu den Engeln.“Als er ging, liess er sonderbarerweise die Zellentüren offen. W enige M inuten darauf — ein furchtbarerLärm im G efängnisgebäude, H ilferufe und Todesschreie, dazwischen Gewehrschüsse. Es warenbange M inuten, die die Herzen der deutschen M änner beschlichen. Also sollte es doch hierzu Ende gehen.Kurz v o r der Erlösung von polnischer Brutalität, denn davon w ar man fest überzeugt, dasses nur noch Stunden dauern könne, bis die deutschen Truppen einrückten, sollte man hier wehrlos<strong>eines</strong> schmählichen Todes sterben? Gesprochen wurde in diesen Augenblicken fast gar nichts.Alles blickte nach der Tür. W ann kommen sie? Einige schwangen sich zum Fenster hinauf, umdort etwas zu erblicken. Zu sehen w a r nichts, doch das G ebrüll w urde stärker. Nach einiger Zeitsah man einen Strafgefangenen in G efängniskleidung über die 4 M eter hohe M auer flüchten. DannRuhe. W as w a r geschehen? M an hatte 16 Mann, die am Sonnabendnachm ittag blutbefleckt undzerschlagen eingeliefert w orden waren, herausgeführt und an der Schlossgartenmauer von Aufständischenerschiessen lassen. Es handelte sich um unbekannte deutsche Käm pfer, die hier ihr Lebenlassen mussten. Dasselbe hätte auch den Königshütter Gefangenen gedroht, wenn nicht ein gnädigesSchicksal anders fü r sie eingegriffen hätte. Nach einiger Zeit erschien in den Zellen einBeamter in Z ivilkleidung m it einem jungen Manne und nahm nochmals die Personalien der G efangenenauf. Er machte einen vertrauenerweckenden Eindruck und gab auf Fragen die beruhigendeA ntw ort, dass nun nichts mehr zu befürchten sei, die Gefangenen sollten sich bereit halten, erwürde sie später abholen.Und so geschah es auch. Der Beamte kam noch einmal zurück, und immer noch zw eifelndfolgten ihm die Gefangenen. Als man an einem Gange vorbei musste, plötzlich ein Stutzen inder Kolonne. Acht Aufständische standen im G ange mit G ewehr bei Fuss. Doch schon hiess esw eiter, am Gang vorbei, hinunter in den Hof. Im Hofe nochmals A ufenthalt. Hier noch eineErmahnung des Beamten, der jetzt w ie ein rettender Engel angesehen wurde, nur nicht geschlossenauf die Strasse zu gehen, und der Befehl, sich sofort auf den W eg nach dem Bestimmungsort, derauf den Ausweisungsbefehlen verm erkt w ar, zu machen. Dachte einer der nun dem Tode Entronnenendaran? Keiner! Jeder hatte nur den einen G edanken, so schnell w ie möglich nach Haus.A u f mehr oder w eniger gefährlichen W egen und nach verschiedenen erlebten Abenteuern gelanges auch allen.A llen? Nein, nicht allen. Einen noch ereilte das Geschick, das allen zugedacht w ar, aufdem W ege. Kamerad H ildebrandt, einer der Treuesten der Treuen, die Seele des MännerturnvereinsKönigshütte, in dem er sich in allen den Jahren der Polenherrschaft die körperliche und geistigeErtüchtigung der deutschen Jugend angelegen sein liess, er kehrte nicht mehr zurück. Ihm alseinzigen von den über 60 Königshütter G efangenen w ar es nicht mehr vergönnt, lebend in ein140

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