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doppel:punkt 2013:02 Fachzeitschrift für Bibliotheken in der ...

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k<strong>in</strong><strong>der</strong> und jugend : leseför<strong>der</strong>ung11<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule, <strong>der</strong> Bücherei, dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten um dieEcke beg<strong>in</strong>nen. Ja, das sagt dann Wolf Haas so: Es istschon wie<strong>der</strong> etwas passiert. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d hat e<strong>in</strong> Wort gefangenund ist damit nach Hause gegangen.die bibliothek - e<strong>in</strong> humanisieren<strong>der</strong> faktorDer Zukunftsforscher Robert Jungk (1913-1994) hatbei <strong>der</strong> Landesbüchereitagung <strong>in</strong> Salzburg 1987 e<strong>in</strong>en<strong>in</strong>spirierenden Vortrag zum Thema Die Öffentliche Büchereiund die Zukunft <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de e gehalten. Hier e<strong>in</strong>Zitat, aktuell, 26 Jahre später bedrückend aktuell: Ichselber habe die Bibliothek als humanisierenden Faktor <strong>in</strong>me<strong>in</strong>em eigenen Leben <strong>in</strong> ganz starker, überwältigen<strong>der</strong>Weise erlebt. In <strong>der</strong> Hitlerzeit - ich b<strong>in</strong> gebürtiger Österreicher,b<strong>in</strong> allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> aufgewachsen – musste ichme<strong>in</strong>e Heimat verlassen und me<strong>in</strong>e Heimat war dann dieBibliothek, das war <strong>der</strong> Platz, wo man sich f<strong>in</strong>den konnte,das war <strong>der</strong> Platz, wo man nachdenken konnte und woman nicht nur die Gegenwart vor sich hatte, nicht nur diebedrängenden Verhältnisse vor sich hatte, son<strong>der</strong>n, woman über die Verhältnisse h<strong>in</strong>ausdenken konnte und sichvorstellen konnte, dass es e<strong>in</strong>mal an<strong>der</strong>s werden würde.bibliothekarInnen als geistige helferInnenRobert Jungk skizzierte damals se<strong>in</strong>e Vision e<strong>in</strong>er offenen,e<strong>in</strong>er aufklärenden und e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>spirierendenBibliothek: Der Bibliothekar muss versuchen, zur E<strong>in</strong>sichth<strong>in</strong>zuführen, zur Übersicht h<strong>in</strong>zuführen und zur Voraussichth<strong>in</strong>zuführen [...] Er ist dann eben nicht mehr nur<strong>der</strong> Bücherverteiler, <strong>der</strong> Bücherverwalter. Er wird so etwaswie e<strong>in</strong> geistiger Helfer. E<strong>in</strong>e klare Ansage an uns alle!Wer reimt, muss ebenso mit Voraussicht arbeiten, werGeschichten erzählt, baut auf <strong>der</strong> Übersicht des Textesauf, aber auch auf <strong>der</strong> Voraussicht se<strong>in</strong>er/ ihrerZuhörerInnen.mit dem zuhören fängt es anSie hat mir erklärt, dass Lesen mit Zuhören anfängt. Ichselbst hätte eigentlich eher gedacht, mit Lesen. Aber siehat gesagt: ‚Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>, glauben Sie das nicht, Germa<strong>in</strong>!Um K<strong>in</strong><strong>der</strong>n das Lesen nahezubr<strong>in</strong>gen, muss man ihnenlaut vorlesen.’ [...] Das hat mich überrascht, aber wennich es mir richtig überlegte, kam mir die Idee gar nichtso schlecht vor. Wenn man mir Geschichten vorgelesenhätte, als ich kle<strong>in</strong> war, hätte ich me<strong>in</strong>e Nase später vielleichtöfter <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Buch gesteckt, statt aus bloßer LangeweileDummheiten zu machen. (Marie-Sab<strong>in</strong>e Roger)Rogers Bestseller Das Labyr<strong>in</strong>th <strong>der</strong> Wörter, r ausdem ich soeben zitiert habe, und natürlich auch dessenVerfilmung helfen uns <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Argumentationfür Vorlesen und für Zuhören und für die, die ebenbei ihrer Geburt nicht die richtige Adresse getroffenhaben, die sich <strong>in</strong> unserem System anstrengen müssen,dabei zu se<strong>in</strong>. Warum eigentlich heißt es wie damalsnoch <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit: Arm, aber sauber!Arm, aber fleißig! - Sollte man reimen: Reich, aberdreckig! Reich, aber faul? Müssen die Armen alsoimmer noch besser, fleißiger und sauberer als Reich-und-Schön se<strong>in</strong>, um ihren Aufstieg zu schaffen?die bildungsschere geht auf und auf und aufWährend e<strong>in</strong>e Gruppe von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n jede erdenklicheForm von För<strong>der</strong>ung verpasst bekommt, e<strong>in</strong>en vollenKalen<strong>der</strong> hat, <strong>in</strong> dem <strong>der</strong> Begriff Spielen aber nichtvorkommt, son<strong>der</strong>n nur Komposita mit För<strong>der</strong>ung dieTage füllen, fehlt bei den an<strong>der</strong>en manchmal <strong>der</strong> e<strong>in</strong>eEuro, um mit <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartengruppe <strong>in</strong> den Zoogehen zu können. Klar gehen sie dann mit, aberman merkt sich, dass man daheim hören musste: Zoo,da lernt ihr nichts! Theater, wofür denn das, Geldverschwendung!Nun müssen Literaturvermittler<strong>in</strong>nen wie ich auchan dieser Stelle wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en versierten Pädagogenzitieren, gern auch e<strong>in</strong>e Pädagog<strong>in</strong> natürlich: Lässtman den Zeitraffer laufen, so wurden den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zuerstdie Wäl<strong>der</strong> genommen, danach die Wiesen, die H<strong>in</strong>terhöfe,die Brach-Flächen, dann die Straßen, Gassen undGärten. Und schließlich noch die Zeit selbst [...] MichaelEnde hat <strong>in</strong> Momo ke<strong>in</strong> Märchen erzählt: Da gibt es jemand,<strong>der</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die Zeit stiehlt. (Herbert Renz-Polster)wenn dich wörter umspielen wie musikUniv.-Prof. Dr. Karl-He<strong>in</strong>z Rossbacher, Ord<strong>in</strong>arius amInstitut für Germanistik, hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Publikation Lesenund Leben: e<strong>in</strong> persönliches Alphabet se<strong>in</strong>e LeserInnenmit nach Kärnten, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dheit mitgenommen. Ernimmt Bezug auf Alberto Manguel und dessen BuchE<strong>in</strong>e Geschichte des Lesens: Wo ich aufgewachsen b<strong>in</strong>,gab es wenig <strong>der</strong>gleichen: Ortsschild, Gasthof, Gemischtwarenhandlung.Rossbacher weiß aber genau, wanner se<strong>in</strong> erstes Buch las: Es war nicht gleich mit sechs[...] und ich weiß, dass es vor den Masern war. Das s<strong>in</strong>dcoole Er<strong>in</strong>nerungen.|christ<strong>in</strong>a repolust|<strong>doppel</strong>:<strong>punkt</strong> <strong>2013</strong>:2

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