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doppel:punkt 2013:02 Fachzeitschrift für Bibliotheken in der ...

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k<strong>in</strong><strong>der</strong> und jugend : literatur7sich den Weg von Dänemark (auf <strong>der</strong> ganz schemenhaftenLandkarte, die Teil <strong>der</strong> Textgestaltung ist, sche<strong>in</strong>ter von Seeland aus zu starten) nach Afrika überlegt;das Losfahren erfolgt dennoch ohne jede Planung, jasogar ohne eigentlichen Entschluss als Spontanhandlung.E<strong>in</strong> Kühlwagen, <strong>der</strong> Gemüse und Obst <strong>in</strong> jenenSupermarkt br<strong>in</strong>gt, <strong>in</strong> dessen Lager das Ich arbeitet,um se<strong>in</strong>e KHK zu füllen, bietet sich aus <strong>der</strong> Situationheraus an und schon ist das Ich auf dem Weg nachSüden.Die Erzählhaltung legt nahe, dass vom Ende dieserReise her erzählt wird - <strong>in</strong> Kenntnis des Endes dieserReise also. Daher wohl auch <strong>der</strong> pragmatische,vielleicht sogar e<strong>in</strong>er therapeutischen Zwangssituationentspr<strong>in</strong>gende Ton. Mit Blick auf die Fahrt nach Süden,mit Blick auf das tragische Ende h<strong>in</strong>, bekommtdas Erzählen dann auch gerade hier neue Komponenten:Anne, die Freund<strong>in</strong> des jugendlichen Ichs, erhältdie Bedeutung e<strong>in</strong>er Gefährt<strong>in</strong>, die nicht fragt, die wiee<strong>in</strong>st die Fischer am See Genezareth die Familie verlässt(von <strong>der</strong> wie auch dort nie die Rede ist) und jenemfolgt, auf dessen eigenwilliger Mission mit Unverständnisreagiert wird. Und: Wenn es Gott nicht gibt,dann muss doch e<strong>in</strong>er tun, was er getan hätte.E<strong>in</strong>e märchenhafte Fahrt <strong>in</strong> den Frühl<strong>in</strong>g sche<strong>in</strong>tdie Reise zu se<strong>in</strong>. Dass die zahlreichen glücklichen Küssedie Lippen des Ich bluten lassen, sche<strong>in</strong>t die Worte<strong>der</strong> Bekenntnis nur zu unterstreichen. Dieses Blut jedochnimmt unheilvoll vorweg, dass die Kompromisslosigkeitdes Handelns <strong>der</strong> beiden Jugendlichen auchzu erzählerischer Kompromisslosigkeit - und damitzum tragischen Ende - führen wird. Der erzählerischwie das Aperçu e<strong>in</strong>er letzten Ausfahrt wirkende TodAnnes verleiht dem Roman dann auch jenen mythologischenCharakter, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e am Realismus jugendlichenAlltags gemessene Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit aufgehobenwird. Bestätig wird diese Lesart durch die Figur<strong>der</strong> weißen Dame, die von den beiden Jugendlichenmitgenommen und <strong>der</strong> im Erzählen das Moment desTranszendenten zugewiesen wird.Der Tag, an dem die beiden mit ihrem Kühlwagenvon Gibraltar aus nach Afrika übersetzen, wäre <strong>der</strong> Tag<strong>der</strong> Konfirmation im Leben des Ichs gewesen - jenerTag also, an dem das stellvertretend von den Eltern<strong>in</strong> <strong>der</strong> Taufe abgelegte Bekenntnis eigenverantwortlichbekräftigt wird. Dieses Bekenntnis wird hier aufdie Ebene moralischen Handelns transformiert; diesesHandeln wie<strong>der</strong>um steht <strong>in</strong> Opposition zum Gesetz.Als Gleichnis gelesen er<strong>in</strong>nert <strong>der</strong> Text also an das Handelnjenes Jesus von Nazareth, das auch <strong>in</strong> Oppositionzu den (religiösen) Gesetzen <strong>der</strong> damaligen Zeit stand.Mit dieser Lesart wi<strong>der</strong>setzt sich <strong>der</strong> Text auch jenerrealistischen Lektüre, von <strong>der</strong> <strong>der</strong> Verlag sich <strong>in</strong>den Para- und Metatexten Wichtigkeitterhofft. Denngelesen werden kann 33 Cent um e<strong>in</strong> Leben zu rettenweniger als Aktionsanlass, als vielmehr als Provokationjenes Diskurses, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Handlungsebeneselbst negiert wird - dem Diskurs über Entwicklungszusammenhängeund <strong>der</strong> daraus resultierenden Frage:Welche Handlungsmöglichkeiten hat e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner/e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne? Und wie kann dieser/ diese e<strong>in</strong>zelnedazu beitragen, dass politische Verantwortung übernommenwird? Denn mit e<strong>in</strong>er Grundhaltung rechnetdas erzählende Ich wortwörtlich ab: Ich alle<strong>in</strong>e kannnichts ausrichten.|heidi lexe|Jensen, Louis:33 Cent um e<strong>in</strong> Leben zu retten/ Louis Jensen. Aus dem Dän. von Sigrid C. Engeler.- München : Hanser, <strong>2013</strong>. - 154 S. : Kt.E<strong>in</strong>heitssacht.: 2 kroner og 25 øre ISBN 978-3-446-24177-0fest geb. : EUR 13,30kröte des monatsmai <strong>2013</strong>pénélope bagieuwie e<strong>in</strong> leeres blattManchmal erfor<strong>der</strong>t das Leben Tabula rasa: E<strong>in</strong>e Beziehungbeenden, e<strong>in</strong>e Wohnung aufgeben o<strong>der</strong> alte Gewohnheitenh<strong>in</strong>ter sich lassen. Diese Enden o<strong>der</strong> umgekehrtneuen Anfänge beziehen sich aber meist nurauf e<strong>in</strong>en Bereich des Lebens. Was <strong>der</strong> jungen Pariser<strong>in</strong>Eloïse <strong>in</strong> dieser rundum geglückten Graphic Novel wi<strong>der</strong>fährt,ist h<strong>in</strong>gegen von viel umfassen<strong>der</strong>er Art: Aufe<strong>in</strong>er Parkbank sitzend weiß sie plötzlich nicht mehr,wer sie ist - nicht, wie sie heißt, nicht, wo sie wohnt,<strong>doppel</strong>:<strong>punkt</strong> <strong>2013</strong>:2

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