Immobilien wirtschaft - Haufe.de
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Titelthema<br />
Rechnungslegung. Ärger mit IFRS<br />
Auch an <strong>de</strong>n IFRS-Vorschriften sehen viele Marktteilnehmer Korrekturbedarf<br />
– wenngleich nicht alle. „Neubewertungen zu je<strong>de</strong>m<br />
Quartal sind durchaus sinnvoll, weil sie zur Transparenz beitragen“,<br />
meint etwa Conwert-Chef Kowar.<br />
„Da sieht man gleich am En<strong>de</strong> eines Quartals, was los ist und erhält<br />
nicht erst zum Jahresen<strong>de</strong> die Bescherung.“ Auch Alstria-CEO Elamine<br />
bevorzugt die Vierteljahrsberichterstattung, weil sie die Unternehmensentwicklung<br />
für die Märkte transparenter macht. Allerdings sei<br />
zu überlegen, ob sich Quartalsberichte – im Vergleich zu Jahres- o<strong>de</strong>r<br />
Halbjahresberichten etwa – nicht mehr auf das Wesentliche konzentrieren<br />
könnten, wie dies in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Fall sei. „Sich in<br />
<strong>de</strong>r Quartalsberichterstattung ausschließlich auf Schlüsselkennzahlen<br />
(Umsatz, Nettoeinnahmen, Cashfl ow) zu fokussieren, könnte ein<br />
guter Kompromiss sein.“ Darüber hinaus sollten Elamine zufolge die<br />
gesetzlichen Vorgaben, die für börsennotierte Unternehmen gelten,<br />
auf alle Firmen ausgeweitet wer<strong>de</strong>n, die mit <strong>de</strong>m Geld von Privatanlegern<br />
arbeiten und es verwalten: „Ich fi n<strong>de</strong> es schon erstaunlich,<br />
dass einige <strong>de</strong>r Unternehmen in <strong>de</strong>r <strong>Immobilien</strong>branche keine angemessene<br />
Gewinn- und Verlustrechnung veröffentlichen, geschweige<br />
<strong>de</strong>nn eine Bilanz, obwohl sie Milliar<strong>de</strong>n investieren.“<br />
In Großbritannien sollen sich dagegen, wie aus informierten Kreisen<br />
zu hören ist, Unternehmen mit großem <strong>Immobilien</strong>vermögen<br />
angesichts <strong>de</strong>r teilweise sehr hohen Abwertungen auf ihre Liegenschaften,<br />
<strong>de</strong>m daraus folgen<strong>de</strong>n Abschreibungsbedarf und horren<strong>de</strong>n<br />
Kursverlusten „sehr ungnädig“ gezeigt haben. Die gemäß IFRS/IAS<br />
vorgeschriebenen Quartalsbewertungen <strong>de</strong>s <strong>Immobilien</strong>bestands<br />
hätten „sich in <strong>de</strong>r Praxis als wenig sinnvoll erwiesen“. Denn von<br />
Vierteljahr zu Vierteljahr <strong>de</strong>n Wert zu bestimmen, <strong>de</strong>r dabei um 100<br />
Basispunkte herauf- und herunterspringen könne, bringe eine viel zu<br />
hohe Volatilität in die Anlageklasse.<br />
In diesen Kontext passt vielleicht eine Randnotiz vom jüngsten Welt<strong>wirtschaft</strong>sforum<br />
in Davos. Dort kritisierten zahlreiche Spitzenmanager<br />
auf <strong>de</strong>m Wirtschaftsgipfel im Januar die Basel-II-Vorschriften, die<br />
seit 2007 das Verhältnis <strong>de</strong>s Eigenkapitals <strong>de</strong>r Kreditinstitute zu <strong>de</strong>n<br />
ausgereichten Krediten regeln. Das System lasse keine Differenzierung<br />
zwischen <strong>wirtschaft</strong>lichen Auf- und Abschwungphasen zu, verstärke<br />
die Schwankungen an <strong>de</strong>n Märkten und erschwere damit in<br />
<strong>de</strong>r Krise die Kreditvergabe. „Um Än<strong>de</strong>rungen an Basel II, aber auch<br />
an <strong>de</strong>r umstrittenen Bilanzierung von Wertpapieren nach ihrem Zeitwert<br />
(„Fair Value“) durchzusetzen, wolle HSBC-Chef Stephen Green<br />
ein „Business 20“-Forum (B20) grün<strong>de</strong>n – eine Lobbygruppe, <strong>de</strong>r 20<br />
Großkonzerne aus aller Welt angehören sollen.<br />
len als bei <strong>de</strong>n AGs. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n Fremdkapitalkosten ebenso<br />
wie Renditeanfor<strong>de</strong>rungen auf das eingesetzte Eigenkapital bei<br />
<strong>de</strong>r Marktbewertung vom Sachverständigen – zumin<strong>de</strong>st in<br />
<strong>de</strong>r Th eorie – als „persönliche Umstän<strong>de</strong>“ gewertet und damit<br />
nicht beachtet. Denn gemäß WertV wer<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen<br />
03 | 2009 www.immobilien<strong>wirtschaft</strong>.<strong>de</strong><br />
auf <strong>de</strong>r FK- o<strong>de</strong>r EK-Seite vom Liegenschaft szinssatz erfasst<br />
– das heißt, wenn höhere Finanzierungskosten zum Beispiel<br />
zu niedrigeren Preisen führen, dann ermitteln die Gutachterausschüsse<br />
nach Auswertung <strong>de</strong>r von ihnen geführten Kaufpreissammlung<br />
auch höhere Liegenschaft szinssätze. Allerdings<br />
urteilten Gutachter nicht allein auf dieser Basis: Sofern Kenntnis<br />
darüber besteht, dass bei jüngeren Verhandlungen abweichen<strong>de</strong><br />
Preise zustan<strong>de</strong> kamen, wer<strong>de</strong>n sie dies bei <strong>de</strong>r Berechnung<br />
<strong>de</strong>r Verkehrswerte berücksichtigen. Transaktionsdaten<br />
aus Notverkäufen allerdings ignorieren die Sachverständigen:<br />
Sie spiegeln nicht die Marktrealität wi<strong>de</strong>r, weil <strong>de</strong>r Verkäufer<br />
aus seiner Zwangslage heraus gezwungen ist, <strong>de</strong>utliche Wertabschläge<br />
zu akzeptieren.<br />
Marktwert ist Marktwert<br />
Der Hauptgrund, warum manche <strong>Immobilien</strong>gesellschaft en<br />
jetzt abwerten müssen und an<strong>de</strong>re nicht, liegt Experten zufolge<br />
vor allem am Bewertungsverhalten. „Von einem Metho<strong>de</strong>nstreit<br />
kann nicht die Re<strong>de</strong> sein“, betont Gernot Archner, Geschäft sführer<br />
<strong>de</strong>s BIIS Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r <strong>Immobilien</strong>sachverständigen.<br />
„Marktwert ist Marktwert, gleichgültig mit welcher Metho<strong>de</strong> er<br />
ermittelt wird. Es gibt keinen materiellen Unterschied zwischen<br />
IAS 40 Fair Value und Verkehrswert.“<br />
„Die Ziele <strong>de</strong>r Marktwert<strong>de</strong>fi nitionen sind immer dieselben<br />
– ob nun in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen WertV o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Red Book <strong>de</strong>r<br />
RICS“, sagt auch Gerrit Leopoldsberger FRICS, MAI, Professor<br />
für <strong>Immobilien</strong>bewertung an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen-Geislingen.<br />
Im Übrigen seien die Unterschie<strong>de</strong> zwischen Ertragswertverfahren<br />
o<strong>de</strong>r einer Investmentmetho<strong>de</strong> gering, da sich<br />
die Bewertung eines Gebäu<strong>de</strong>s bei bei<strong>de</strong>n Verfahren an seinen<br />
zu erzielen<strong>de</strong>n Erträgen o<strong>de</strong>r Cashfl ows orientiert. „Ob Sie nun<br />
14 minus drei o<strong>de</strong>r neun plus zwei rechnen – es kommt dasselbe<br />
heraus: elf.“ Zur Verwirrung hätten nicht zuletzt Medienberichte<br />
über die Novellierung <strong>de</strong>r WertV beigetragen, in <strong>de</strong>nen<br />
berichtet wur<strong>de</strong>, in Deutschland wer<strong>de</strong> nun auch das DCF-Verfahren<br />
eingeführt.<br />
„Der Bund hat sich bei <strong>de</strong>r jetzt anstehen<strong>de</strong>n Novellierung<br />
<strong>de</strong>r WertV sehr restriktiv gegenüber <strong>de</strong>r DCF-Metho<strong>de</strong> gezeigt“,<br />
berichtet Professor Jürgen Simon, wie Leopoldsberger Mitglied<br />
<strong>de</strong>r Expertenkommission, die <strong>de</strong>n Vorschlag zur Neufassung<br />
<strong>de</strong>s Regelwerks ausarbeitete. Vor allem wer<strong>de</strong> weiterhin starker<br />
Wert darauf gelegt, dass <strong>de</strong>r Diskontierungszinssatz marktabgeleitet<br />
sein muss. Damit han<strong>de</strong>lt es sich lediglich um eine Umstellung<br />
<strong>de</strong>s allgemeinen Ertragswertverfahrens nach <strong>de</strong>n §§ 15-20<br />
WertV und nicht um eine klassische DCF-Berechnung. Diese<br />
klare Absage an reine DCF-Prognoseberechnungen bezeichnet<br />
Simon als <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten Novellierungsvorschlag. Wur<strong>de</strong><br />
bisher in <strong>de</strong>r WertV nur ungenügend dargelegt, unter welchen<br />
Bedingungen künft ige Entwicklungen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n<br />
können, sei dies nach <strong>de</strong>m Vorschlag <strong>de</strong>s Expertengremiums<br />
künft ig nur dann möglich, „wenn sie mit hinreichen<strong>de</strong>r Sicherheit<br />
aufgrund konkreter Tatsachen zu erwarten sind“. Dieser<br />
Punkt ist Simon zufolge streitbefangen, aber entschei<strong>de</strong>nd für