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MARITIME SICHERHEIT - Adlas - Magazin für Sicherheitspolitik

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LITERATUREin Herz <strong>für</strong> Realpolitik»Kann Töten erlaubt sein?«, fragt der Afghanistanveteran Marc Lindemann.Sein zweites Buch ist eine angenehm sachliche Abhandlung darüber, warumDeutschland zu dem komplexen Problem Stellung nehmen muss. Vor allemdie Praxis »gezielter Tötungen« will er in die Debatte über die Einführung bewaffneterDrohnen bei der Bundeswehr einordnen. Aus militärischen, politischen,juristischen und moralischen Blickwinkeln betrachtet er Chancen undRisiken des »targeted killing« – mit welchen Mitteln auch immer ausgeführt.Kampfdrohnen sind <strong>für</strong> den Politologen und ehemaligen Nachrichtenoffiziereine militärische Entwicklung, bei der Überraschungseffekt und derSchutz der eigenen Soldaten wesentlich seien. Das Kernproblem bei ihremEinsatz <strong>für</strong> gezielte Tötungen: die Rahmenbedingungen. Das Völkerrechtstoße längst an seine Grenzen, besonders bei der Unterscheidung zwischenKämpfern und Zivilisten.Zugleich prognostiziert Lindemann eine »Rückbesinnung auf die Realpolitik«:Konzepte wie die von der Bundesregierung offiziell vertretene »vernetzteSicherheit« würden immer weniger Anhänger finden – eine diskussionswürdigeAnnahme. Anders als in den USA finde in Deutschland eine realpolitischgeleitete Diskussion maximal hinter verschlossenen Türen statt, öffentlichvertrete man hingegen eine illusorische Neutralität. Die sei nicht länger haltbar,trotz oder gerade wegen der Umstrittenheit des Sujets. Folglich appelliertLindemann <strong>für</strong> eine Positionierung der deutschen Regierung: Eine klare Liniein der Frage zur Legitimität gezielter Tötungen wäre <strong>für</strong> die Glaubwürdigkeitihrer Politik im In- und Ausland wichtig. Sehr lesenswert. Sören GranzowKein Mitgefühl vom MonsterEdward Snowden ist schuld. Wer erst nach den Enthüllungen zu Prism, Tempora& Co. das aktuelle Buch von Frank Schirrmacher aufschlägt, wird dankdem NSA-Whistleblower ein anderes Lesererlebnis haben als beim Ersterscheinenvon »Ego. Das Spiel des Lebens« am 18. Februar. Die Zäsur lässt sich auchan den herben Kritiken über das Buch erkennen: Vor den Aussagen Snowdenszur Internetüberwachung rauschte Schirrmacher in den Blättern des deutschenFeuilleton der Vorwurf entgegen, apokalyptischer Verschwörungstheoretikerzu sein. Beschreibt doch der FAZ-Herausgeber, wie »Big Data« zu einem automatisiertenMonster wurde und seinen Siegeszug ausgehend vom algorithmengesteuertenFinanzmarktgeschäft in alle Gesellschaftsbereiche fortsetzenwird. Inzwischen – in der Zeitrechnung nach Snowden – konnte sich selbst dieBundesregierung sehr detailliert in der Presse über Big Data informieren.Die Verschwörungstheorie entfällt damit, doch die Lektüre lohnt weiterhin.Denn Schirrmacher geht der Frage nach, wie der Mensch sich selbst berechenbarmachte. Kein Ausflug in die Statistikwüsten erwartet den Leser,sondern ein Rückgriff auf die Spieltheorie der 1950er Jahre. Um das Handelndes Gegners UdSSR im Kalten Krieg vorherzusagen, hätten Militärs und Ökonomenin den USA eigennütziges Verhalten als Maxime menschlichen Verhaltensangenommen. Diese Prämisse habe durch ihre Übernahme in derWirtschaft nicht nur an Schlagkraft gewonnen – sie verselbständigte sich.Das Modell sei nicht länger nur ein mögliches Erklärungsmuster menschlichenHandelns. Das Handeln richte sich zunehmend nach dem Modell underkläre es <strong>für</strong> alternativlos, so der Warnruf von Schirrmacher. hawMarc Lindemann»Kann Töten erlaubt sein?Ein Soldat auf der Suche nach Antworten«Berlin (Econ) 2013, gebunden,256 Seiten, 19,99 EuroFrank Schirrmacher»Ego. Das Spiel des Lebens«München (Blessing) 2013,gebunden, 352 Seiten, 19,99 EuroADLAS 3/2013 ISSN 1869-1684 121

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