13.07.2015 Aufrufe

MARITIME SICHERHEIT - Adlas - Magazin für Sicherheitspolitik

MARITIME SICHERHEIT - Adlas - Magazin für Sicherheitspolitik

MARITIME SICHERHEIT - Adlas - Magazin für Sicherheitspolitik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

PIRATENABWEHRIndien macht hingegen geltend, dass sich dieSchießerei innerhalb der »Anschlusszone« abgespielthabe. Diese reicht laut dem Seerechtsabkommender UN von 1982 in der Regel zwölf Seemeilenüber die unmittelbaren Hoheitsgewässerhinaus und räumt dem angrenzenden Staat gewisserechtliche Befugnisse ein, um effektiv auf Verstößegegen seine Zoll-, Einreise-, Steuer- undGesundheitsregularien und -gesetze reagieren zuIndien beharrte daher auf seiner Position underhob Anklage gegen Latorre und Girone, währenddie übrigen Mitglieder des VPDs nach Italienzurückreisen durften. Die Angehörigen der Opfer,welche zunächst von der indischen Regierung mitumgerechnet rund 7.500 Euro entschädigt wordenwaren, verklagten die Reederei der »EnricaLexie« im Februar 2012 auf Entschädigungszahlungenzwischen umgerechnet 200.000 undROM ZAHLTE ALS GESTE DES GUTENWILLENS ENTSCHÄDIGUNG, GESTEHT ABERKEINE SCHULD EIN.Massimiliano Latorre und Salvatore Gironebei ihrer Ankunft zum »Weihnachtsurlaub« in Italienim Dezember 2012. Foto: Marina Militarekönnen. Und da zwischen Indien und Italien kein»Status of Forces Agreement« – ähnlich etwa demNato-Truppenstatut – besteht, welches den italienischenSoldaten Immunität vor der indischenStrafverfolgung geben würde und darüber hinausindische Staatsbürger die Opfer waren, sieht Neu-Delhi hier seine Justiz in der Pflicht.Dass das italienische VPD zudem die indischenRegeln <strong>für</strong> das Befahren seiner »ausschließlichenWirtschaftszone«, der »Exclusive Economic Zone«(EEZ), missachtet hatte, war der italienischenPosition sicher nicht zuträglich. Denn diese sehenvor, dass sich Handelsschiffe, welche bewaffneteWachen an Bord haben, mindestens 96 Stundenvor dem Befahren der EEZ mit detaillierten Angabenüber Größe und Bewaffnung des Wachteamsbei den Behörden anmelden müssen. Die »EnricaLexie« hatte dies unterlassen.400.000 Euro, zogen diese Anklage aber zurück,nachdem die italienische Regierung – ausdrücklichohne eine Schuld anzuerkennen und rein als»Geste guten Willens« – jeweils 150.000 Euro andie Hinterbliebenen auszahlte.Auch die indische Seite zeigte sich großmütigund erlaubte den beiden Soldaten zuerst zuWeihnachten 2012 und dann noch einmal imFebruar 2013 <strong>für</strong> die Wahlen in Italien längereHafturlaube – allerdings nur unter der Bedingung,dass sie anschließend wieder nach Indienzurückkehren würden. Was beim ersten Besuchnoch weitgehend geräuschlos klappte, eskaliertedann im März 2013 zum vorläufigen Höhepunktder Affäre.Denn nachdem die immerhin unter Mordanklagestehenden Latorre und Girone bei ihremzweiten Hafturlaub in Italien sowohl von PräsidentGiorgio Napolitano und AußenministerGiulio Maria Terzi di Sant‘Agata als auch vonVerteidigungsminister Admiral Giampaolo diPaola unter viel Medienbegleitung jeweils demonstrativpersönlich empfangen wurden – eineBehandlung, die kaum zur Beruhigung derangespannten diplomatischen Lage mit Indienbeigetragen haben dürfte – gab die italienischeRegierung bekannt, die Soldaten würden trotzschriftlicher Zusagen nun doch nicht wiedernach Indien zurückkehren. Neu Delhi protestiertelautstark und reagierte, indem es seinerseitsdie diplomatische Etikette verletzte unddem italienischen Botschafter kurzerhand dieAusreise untersagte.Bereits nach kurzer Zeit musste Italien feststellen,dass es international wenig Unterstützung<strong>für</strong> seine Position erhalten würde, nach- >>ADLAS 3/2013 ISSN 1869-1684 57

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!