Ästhetische Bildung für Mädchen und Jungen im Waldkindergarten 10steuerung für die Motorik eines Körperteils ist, desto größer ist dessenBereich auf diesem Motorik-Projektionsfeld, dem motorischen Cortex.Abb. 2 15Der „sensorische Homunculus“ repräsentiert die Tastleistungen der verschiedenenKörperregionen. Je berührungssensibler und tastintensiver einBereich des Körpers ist, desto größer ist er auf dem Sensorik-Projektionsfeld,dem sensorischen Cortex, repräsentiert. 16Die Homunculi sind völlig individuell und verändern sich bei jedemMenschen, wenn neue motorische Funktionen und neue Empfindungendurch neue Tätigkeiten, Fertigkeiten und Sinneseindrücke hinzukommen. 17Die Großhirnrinde besteht aus zwei spiegelbildlichen Hälften, die durch eineBrücke aus Nervenfasern, Balken genannt, miteinander verbunden sind.Ursprünglich ist das Großhirn (wie auch das Kleinhirn und viele Teile desStammhirns) zweifach angelegt. Es entwickelt mit der Zeit jedoch eine ArtArbeitsteilung zwischen den beiden Hälften. Bei über 90% der Menschenliegt das aktive Sprachzentrum in der linken Hirnhälfte und das passiveSprachzentrum, das gesprochene Worte aufnimmt, in der rechten Hirnhälfte.15www.de.wikipedia.org/wiki/bild:homunculus-de.sug.16vgl. Krakau in Pütz, 1998, S. 14917vgl. Feldenkrais 1978, S. 35-37
Ästhetische Bildung für Mädchen und Jungen im Waldkindergarten 11In der linken Hälfte ist das rationale und analytische Denken, Logik, Ordnungs-und Strukturliebe angesiedelt. Die rechte Hälfte denkt ganzheitlich,setzt Phantasie und Intuition ein, entwirft Konzepte und bezieht Gefühle ein.Beide Gehirnhälften müssen gut ausgebildet sein, denn viele komplexe Leistungensind nur mit beiden Hirnhälften machbar. Werden beide Gehirnhälftenangesprochen, ist das Gehirn am leistungsfähigsten, was im Hinblick darauf,wie Lernen funktioniert, besonders wichtig ist. 181.2.3 Die Nervenzellen und ihre KontaktstellenSynapsen heißen die Kontaktstellen der Nervenzellen. Sie geben Nachrichtenweiter, lenken sie um oder stoppen sie. Übung stärkt die Funktionsfähigkeit.Je öfter eine Synapse gebraucht wird, desto schneller stellt sie eineVerbindung her. Erfährt ein Kind zu wenig Reize, können sich die weiterleitendenNervenschaltungen, d.h. neue Synapsenbildungen, nicht entwickeln.Sensorische Reize bedeuten Nahrung für die Gehirnzellen und derenVerknüpfung. Die Nervenzellen müssen sozusagen aktiviert werden, umrichtig miteinander verschaltet zu werden. 191.2.4 Die Entwicklung des Gehirns -vorgeburtlich, in den ersten Lebensmonaten, lebenslangDer Mensch kommt mit fast allen Nervenzellen zur Welt, aber die Gehirnmasseeines Säuglings beträgt nur ein Viertel derjenigen eines Erwachsenen.Sie vergrößert sich, weil die Nervenzellen wachsen und sich die größteAnzahl ihrer Fortsätze und Kontaktstellen erst nach der Geburt bilden. 20In der kurzen Periode der ersten Lebenswochen und -monate entstehtaußerdem die die größte Anzahl der restlichen Gehirnzellen und ihre festenVerknüpfungen. Ein Teil dieser Verknüpfungen ist schon vor der Geburt durchdie Erbmasse festgelegt, der wesentlich größere Teil bildet sich entsprechendder ersten Sinneseindrücke umgebungs- und erfahrungsspezifisch. Daweit mehr Nervenzellen und Zellverbindungen als nötig vorhanden sind,sterben in dieser Zeit auch viele wieder ab, die nicht gebraucht werden. Nach18vgl.Zimmer, 11 2003, S. 3819vgl.Zimmer, 11 2003, S. 40-4120vgl.Zimmer, 11 2003, S. 40 - 43