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Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen - Weltgebetstag der ...

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WGT-Arbeitsheft 2013 FrankreichRoma in FrankreichDie Zahl <strong>der</strong> Roma in Europa wird auf 10 bis 12 Millionen geschätzt. Roma (<strong>und</strong> Sinti) sindsomit die größte transnationale europäische Min<strong>der</strong>heit. Roma/Romnija <strong>und</strong> Sinti/Sintizzeleben in allen europäischen Län<strong>der</strong>n, <strong>ihr</strong> Anteil an <strong>der</strong> jeweiligen Bevölkerung ist dabei sehrunterschiedlich <strong>und</strong> wird von weit unter 1 % bis knapp über 10 % geschätzt. In denwenigsten Län<strong>der</strong>n wird nach Ethnizität gezählt, auch „gezählte“ Ergebnisse sind gerade fürdie Roma-Min<strong>der</strong>heit oft nicht verlässlich. Für Frankreich liegen die Schätzungen bei300.000 bis 500.000 Roma/Romnija <strong>und</strong> Sinti/Sintizze, <strong>ihr</strong> Anteil an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerungist damit ähnlich gering wie in Österreich.Die Geschichte <strong>der</strong> Roma in Europa ist auch eine Geschichte <strong>der</strong> Verfolgung, <strong>der</strong>en traurigerHöhepunkt <strong>der</strong> Nazi-Genozid darstellt, dem im deutschen Reich <strong>und</strong> in den besetztenGebieten ungefähr 500.000 Roma <strong>und</strong> Sinti zum Opfer fielen.Unter <strong>der</strong> Bezeichnung Roma <strong>und</strong> Sinti werden verschiedene Gruppen zusammengefasst,die sich in <strong>ihr</strong>en kulturellen Traditionen, <strong>ihr</strong>en Sprachvarianten bzw. <strong>ihr</strong>er Sprachverwendung(Mehrsprachigkeit) <strong>und</strong> dem Grad <strong>ihr</strong>er Integration in die Mehrheitsgesellschaften <strong>und</strong> –staaten unterscheiden.Für Frankreich sind hier zunächst die Manouches zu nennen, eine Sinti-Gruppe, die seit demMittelalter im deutschsprachigen Raum <strong>und</strong> in den Nie<strong>der</strong>landen lebt. Sie sprechen eineVariante des Romanes. Hauptsächlich im Süden Frankreichs leben die Kalé, eine Gruppevon Roma, die auch in Spanien seit langem beheimatet ist. Ihre Sprache ist das Caló, dasauf Spanisch <strong>und</strong> Katalan basiert <strong>und</strong> viele Ausdrücke aus dem Romanes einschließt.Weitere Gruppen, wie Kal<strong>der</strong>asch <strong>und</strong> Lovara leben seit <strong>der</strong> Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts inFrankreich, sie sprechen Vlax-Varianten des Romanes <strong>und</strong> kamen nach <strong>der</strong> Beendigung <strong>der</strong>Sklaverei <strong>der</strong> Roma in <strong>der</strong> Wallachei <strong>und</strong> Moldawien nach Mittel- <strong>und</strong> Westeuropa.Ab den 1960er Jahren kamen Roma aus Jugoslawien (<strong>und</strong> den Nachfolgestaaten) alsArbeitsmigrantInnen in viele Län<strong>der</strong> Westeuropas, u.a. nach Frankreich. Während die Roma,die vor dem Krieg in Bosnien <strong>und</strong> im Kosovo flohen, eher in an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>nAsyl suchten, spielt Frankreich neben Deutschland für die Fluchtbewegung <strong>der</strong> Roma ausRumänien ab 1990 eine beson<strong>der</strong>e Rolle. Die Roma folgten dabei einerseits einerallgemeinen rumänischen Auswan<strong>der</strong>ungsbewegung, an<strong>der</strong>erseits litten sie beson<strong>der</strong>s unter<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> Diskriminierung. Bereits Anfang <strong>der</strong> 90er-Jahre kam es in Rumänienzu antiziganistischen Progromen mit mehreren Todesopfern. Die mediale Aufmerksamkeit,die <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ung osteuropäischer Roma im Westen zu Teil wurde, griff auf alte Mythenvom „staatenlosen, nicht-sesshaften Zigeuner“ zurück <strong>und</strong> bezeichnete die Flüchtlinge als„Armuts- bzw. Scheinasylanten“. Es wurden Visapflichten eingeführt <strong>und</strong>Rücknahmeabkommen abgeschlossen, um die Migration/Flucht rumänischerStaatsbürgerInnen zu erschweren. Politik <strong>und</strong> Medien haben eine verhältnismäßig kleine,aber stigmatisierte Gruppe für <strong>ihr</strong>e Zwecke missbraucht, ein Muster, das schon sehr alt ist,aber offensichtlich noch immer nicht ausgedient hat.Im Sommer <strong>und</strong> Herbst 2010 <strong>war</strong> dieses Muster in Frankreich stärker als europäischesRecht. Nicolas Sarkozy missbrauchte einen Vorfall (ein französischer Rom <strong>war</strong> in einerAuseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Polizei erschossen worden, lokale Ausschreitungen mitSachschäden folgten) zu einem Angriff auf die in Frankreich lebenden rumänischen Roma,wobei er sich altbekannter Stereotypen (Illegalität, Bettelei, Kriminalität) bediente. TausendeRoma/Romnija wurden gegen <strong>ihr</strong>en Willen nach Rumänien <strong>und</strong> Bulgarien ausgeflogen,obwohl ihnen als EU-BürgerInnen das Recht <strong>der</strong> Freizügigkeit zusteht. Dieses Vorgehen <strong>der</strong>französischen Regierung hat zu heftigen Protesten <strong>und</strong> zur Androhung eines EU-Strafverfahrens geführt. Zum Verfahren ist es nicht gekommen, aber <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> EU hat in-13-

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