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07/2015

Fritz + Fränzi

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Dossier<br />

In der Schweiz gibt es rund<br />

440 000 Eltern, die getrennt<br />

voneinander leben. Die Kinder<br />

wohnen in beinahe 90<br />

Prozent der Fälle bei der Mutter,<br />

der Rest beim Vater, in sogenannten<br />

«Einelternhaushalten» oder<br />

«Einelternfamilien».<br />

Noch vor 40 Jahren eine gesellschaftliche<br />

Randerscheinung, wird<br />

diese Familienkonstellation neben<br />

der klassischen Kleinfamilie mehr<br />

und mehr zum Normalfall. So hat<br />

sich die Zahl der Alleinerziehenden<br />

seit 1970 verdoppelt. Bereits jedes<br />

achte Kind lebt in einem Einelternhaushalt<br />

und in fast jeder Schulklasse<br />

sitzen heute zwei oder drei Kinder,<br />

die allein mit ihrer Mutter<br />

aufwachsen.<br />

Unter dem Begriff Einelternfamilie<br />

werden so viel verschiedene Konstellationen<br />

gefasst, wie das Leben<br />

facettenreich ist: die alleinerziehen-<br />

Jedes achte Kind in der<br />

Schweiz lebt heute in einem<br />

Einelternhaushalt.<br />

de Mutter, der alleinerziehende<br />

Vater, der nach der Trennung mit<br />

oder ohne Alimente klarkommen<br />

muss, Witwer und Witwen mit<br />

unmündigen Kindern sowie Frauen,<br />

die trotz geplanter oder ungeplanter<br />

Schwangerschaft nicht zusammenleben<br />

wollen oder können. Gemeinsam<br />

haben all diese Haushalte, dass<br />

ein Elternteil – neben der Unterstützung<br />

durch den Ex-Partner, Freunde<br />

und Verwandte – hauptsächlich<br />

alleine für das eine oder mehrere<br />

Kinder sorgt.<br />

17 Uhr: Den Computer runterfahren,<br />

das Nötigste einkaufen. 18<br />

Uhr: den Jüngsten bei der Nachbarin<br />

abholen. 19 Uhr: Abendessen.<br />

Dann die 13-jährige Tochter Vokabeln<br />

abfragen. Schimpfen. Trösten.<br />

20 Uhr: Wäsche in die Maschine.<br />

20.30 Uhr: Den 6-Jährigen unter<br />

Protest ins Bett bringen. 21 Uhr:<br />

Küche putzen. 22 Uhr: Wäsche in<br />

den Trockner. 23 Uhr: Wäsche falten.<br />

Verräumen. 23.30 Uhr: Den<br />

Kinderrucksack für den morgigen<br />

Klassenausflug packen. Todmüde<br />

ins Bett fallen.<br />

Das Tagespensum Alleinerziehender<br />

ist streng, ihre Lebenssituation<br />

in nicht wenigen Fällen sogar<br />

prekär, wie unlängst eine von der<br />

Caritas in Auftrag gegebene Studie<br />

zur Lebenswirklichkeit von Alleinerziehenden<br />

zeigt. Durchgeführt<br />

wurde die Erhebung vom Interdisziplinären<br />

Zentrum für Frauen- und<br />

Geschlechterforschung der Universität<br />

Bern. Die Ergebnisse: Jede<br />

sechste Einelternfamilie ist von<br />

Armut betroffen, das sind 16,5 Prozent.<br />

Als arm gelten zum Beispiel<br />

Einelternfamilien mit zwei Kindern,<br />

denen höchstens 3500 Franken pro<br />

Monat zur Verfügung stehen. Verglichen<br />

mit der Gesamtbevölkerung<br />

sind Alleinerziehende mehr als doppelt<br />

so häufig von Armut betroffen.<br />

Ein zentraler Grund für die<br />

Armut Alleinerziehender ist die<br />

unzureichende Existenzsicherung.<br />

Viele alleinerziehende Mütter arbeiten<br />

Teilzeit, nicht selten im >>><br />

14 SEPTEMBER <strong>2015</strong>

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