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Serie<br />
«Ich fühle mich als total normaler<br />
Junge. Ich habe einen grossen Kollegenkreis,<br />
aber leider sind alle mit<br />
Schule, Hausaufgaben oder in Vereinen<br />
beschäftigt. Darum kann ich<br />
mich nur selten mit ihnen treffen.<br />
Ich habe zwei Nachmittage frei, an<br />
denen meine Kollegen in die Schule<br />
müssen. Diese Nachmittage verbringe<br />
ich meistens mit Onlinegamen.<br />
Am liebsten spiele ich im<br />
Team mit meinen Online-Freunden<br />
beispielsweise Battlefield oder<br />
auch GTA 5. Auch online habe ich<br />
mittlerweile einen grossen Freundeskreis.<br />
Ansonsten gehe ich gern<br />
schwimmen, fahre mit dem Fahrrad<br />
zu Freunden und spiele mit<br />
ihnen Fussball. Die Schule ist sehr<br />
anstrengend und frustrierend. Mir<br />
war es aber wichtig, dass ich mit<br />
meinen Kollegen aus dem Quartier<br />
in die Schule gehen konnte. Ich<br />
habe Mühe, bei den gestellten Aufgaben<br />
zu bleiben. In der Hauswirtschaft<br />
müssen wir zum Beispiel<br />
Küchengeräte oder Material teilen.<br />
Wenn ich also aufgrund meiner<br />
Aufgabe zu einem Kollegen muss,<br />
um mir das Material oder Gerät<br />
abzuholen, und wieder an den<br />
Arbeitsplatz zurückkehre, weiss ich<br />
nicht mehr, wo ich in meiner Aufgabe<br />
gerade stand. Die Lehrerin war<br />
schon öfters ziemlich verzweifelt.<br />
Sehr viel Spass macht mir<br />
Naturlehre. In diesem Fach durfte<br />
ich ein halbes Jahr lang in die progymnasiale<br />
Klasse. Ich verstehe<br />
alles, kann es aber anschliessend<br />
nicht aufs Papier bringen. Meine<br />
Eltern wollten mich in der 5. Klasse<br />
in eine Privatschule schicken.<br />
Das wollte ich nicht. Die Förderklasse<br />
ist aber nichts für mich. Da<br />
sind die Schulkollegen langsam<br />
und unkonzentriert wie ich. Mein<br />
Ziel war es, aufzusteigen und den<br />
Realabschluss zu machen. Das<br />
klappt aber in dieser Klasse nicht.<br />
Ab dem Herbst gehe ich nun doch<br />
in eine Privatschule. Dort sind<br />
ebenfalls viele Hyperaktive wie ich,<br />
aber es herrscht eine ganz andere<br />
Stimmung.<br />
Morgens komme ich schlecht<br />
aus dem Bett, weil ich abends nicht<br />
einschlafen kann, und bin deshalb<br />
öfters zu spät in der Schule. Mittlerweile<br />
kann ich die verlorene Zeit<br />
aufholen, indem ich mit dem Velo<br />
zur Schule fahre. Meine Lehrer<br />
und meine Mutter sprechen immer<br />
wieder davon, dass ich Medikamente<br />
ausprobieren oder zu einem<br />
Psychologen gehen soll. Das will<br />
ich nicht. Ich habe einige Zeit<br />
Medikamente genommen. Sie<br />
machten mich ganz langsam, was<br />
ich gar nicht mochte, und ich hatte<br />
keinen Hunger mehr. Da ich schon<br />
immer zu den Kleinsten in der<br />
Klasse gehörte, wollte ich das Medi<br />
nicht mehr nehmen, um endlich<br />
zu wachsen. Da es mir gut geht,<br />
sehe ich auch nicht ein, warum ich<br />
zum Psychologen gehen soll.»<br />
Bei Laura wurde in der 1. Klasse<br />
ADS diagnostiziert. Sie hat<br />
während mehrerer Jahre Ritalin<br />
genommen, hat sich aber<br />
gemeinsam mit ihrem Bruder dazu<br />
entschlossen, auf medikamentöse<br />
oder psychologische Unterstützung<br />
zu verzichten. Heute ist sie in der<br />
7. Realschulklasse, hat gute Noten<br />
und träumt davon, die Sekundarschule<br />
zu besuchen.<br />
«In der Schule werde ich oft von<br />
den einfachsten Sachen abgelenkt,<br />
zum Beispiel von dem, was draussen<br />
vor dem Fenster passiert oder<br />
was die Mitschüler machen, was<br />
sie schauen, was sie<br />