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07/2015

Fritz + Fränzi

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Serie<br />

«Ich fühle mich als total normaler<br />

Junge. Ich habe einen grossen Kollegenkreis,<br />

aber leider sind alle mit<br />

Schule, Hausaufgaben oder in Vereinen<br />

beschäftigt. Darum kann ich<br />

mich nur selten mit ihnen treffen.<br />

Ich habe zwei Nachmittage frei, an<br />

denen meine Kollegen in die Schule<br />

müssen. Diese Nachmittage verbringe<br />

ich meistens mit Onlinegamen.<br />

Am liebsten spiele ich im<br />

Team mit meinen Online-Freunden<br />

beispielsweise Battlefield oder<br />

auch GTA 5. Auch online habe ich<br />

mittlerweile einen grossen Freundeskreis.<br />

Ansonsten gehe ich gern<br />

schwimmen, fahre mit dem Fahrrad<br />

zu Freunden und spiele mit<br />

ihnen Fussball. Die Schule ist sehr<br />

anstrengend und frustrierend. Mir<br />

war es aber wichtig, dass ich mit<br />

meinen Kollegen aus dem Quartier<br />

in die Schule gehen konnte. Ich<br />

habe Mühe, bei den gestellten Aufgaben<br />

zu bleiben. In der Hauswirtschaft<br />

müssen wir zum Beispiel<br />

Küchengeräte oder Material teilen.<br />

Wenn ich also aufgrund meiner<br />

Aufgabe zu einem Kollegen muss,<br />

um mir das Material oder Gerät<br />

abzuholen, und wieder an den<br />

Arbeitsplatz zurückkehre, weiss ich<br />

nicht mehr, wo ich in meiner Aufgabe<br />

gerade stand. Die Lehrerin war<br />

schon öfters ziemlich verzweifelt.<br />

Sehr viel Spass macht mir<br />

Naturlehre. In diesem Fach durfte<br />

ich ein halbes Jahr lang in die progymnasiale<br />

Klasse. Ich verstehe<br />

alles, kann es aber anschliessend<br />

nicht aufs Papier bringen. Meine<br />

Eltern wollten mich in der 5. Klasse<br />

in eine Privatschule schicken.<br />

Das wollte ich nicht. Die Förderklasse<br />

ist aber nichts für mich. Da<br />

sind die Schulkollegen langsam<br />

und unkonzentriert wie ich. Mein<br />

Ziel war es, aufzusteigen und den<br />

Realabschluss zu machen. Das<br />

klappt aber in dieser Klasse nicht.<br />

Ab dem Herbst gehe ich nun doch<br />

in eine Privatschule. Dort sind<br />

ebenfalls viele Hyperaktive wie ich,<br />

aber es herrscht eine ganz andere<br />

Stimmung.<br />

Morgens komme ich schlecht<br />

aus dem Bett, weil ich abends nicht<br />

einschlafen kann, und bin deshalb<br />

öfters zu spät in der Schule. Mittlerweile<br />

kann ich die verlorene Zeit<br />

aufholen, indem ich mit dem Velo<br />

zur Schule fahre. Meine Lehrer<br />

und meine Mutter sprechen immer<br />

wieder davon, dass ich Medikamente<br />

ausprobieren oder zu einem<br />

Psychologen gehen soll. Das will<br />

ich nicht. Ich habe einige Zeit<br />

Medikamente genommen. Sie<br />

machten mich ganz langsam, was<br />

ich gar nicht mochte, und ich hatte<br />

keinen Hunger mehr. Da ich schon<br />

immer zu den Kleinsten in der<br />

Klasse gehörte, wollte ich das Medi<br />

nicht mehr nehmen, um endlich<br />

zu wachsen. Da es mir gut geht,<br />

sehe ich auch nicht ein, warum ich<br />

zum Psychologen gehen soll.»<br />

Bei Laura wurde in der 1. Klasse<br />

ADS diagnostiziert. Sie hat<br />

während mehrerer Jahre Ritalin<br />

genommen, hat sich aber<br />

gemeinsam mit ihrem Bruder dazu<br />

entschlossen, auf medikamentöse<br />

oder psychologische Unterstützung<br />

zu verzichten. Heute ist sie in der<br />

7. Realschulklasse, hat gute Noten<br />

und träumt davon, die Sekundarschule<br />

zu besuchen.<br />

«In der Schule werde ich oft von<br />

den einfachsten Sachen abgelenkt,<br />

zum Beispiel von dem, was draussen<br />

vor dem Fenster passiert oder<br />

was die Mitschüler machen, was<br />

sie schauen, was sie<br />

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