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07/2015

Fritz + Fränzi

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Stiftung Elternsein<br />

Der Klimawandel wird sichtbar<br />

Ellen Ringier über die Gletscherschmelze und ihre Auswirkungen.<br />

Foto: Vera Hartmann / 13 Photo<br />

Dr. Ellen Ringier präsidiert<br />

die Stiftung Elternsein.<br />

Sie ist Mutter zweier Töchter.<br />

Wie jedes Jahr verbringe ich einen Teil<br />

meiner Sommerferien im Engadin.Und<br />

freue mich auf die Fahrt vom Julier ins<br />

Tal hinunter mit der Aussicht auf den<br />

schneebedeckten Corvatschgletscher.<br />

Doch in diesem Sommer war nichts<br />

mehr zu sehen. Kein Schnee, nur Resteis,<br />

so grau wie eine Geröllhalde.<br />

Als Greenpeace vor ein paar Jahren<br />

eine Postkarte in die Haushalte verschickte, die –<br />

wenn ich mich recht erinnere – den Gletscherschwund<br />

seit 2000 am Beispiel des Morteratschgletschers<br />

mit übereinandergelegten historischen Fotos<br />

dokumentierte, fanden wir das eine super Idee. Und<br />

ja, meine Familie zeigte sich vom raschen Schmelzen<br />

des vertrauten Gletschers beeindruckt, nicht aber<br />

beunruhigt oder gar erschrocken. Hatte es nicht<br />

immer schon Wärmeperioden gegeben, die Gletscher<br />

schmelzen liessen? Genauso wie es in der Geschichte<br />

der Erde längere und kürzere Eiszeiten gegeben hat,<br />

muss man doch auch mit längeren und kürzeren<br />

Wärmeperioden rechnen – oder nicht?<br />

Ich war skeptisch: War die Erderwärmung nur ein<br />

Medienhype? So wie das Waldsterben, das einst im<br />

Sommerloch alle Zeitungen füllte? Dem Wald geht es<br />

augenscheinlich ja wieder sehr gut.<br />

Doch seit diesem Sommer mit seinen langen Hitzeperioden<br />

bin ich beunruhigt. Heute glaube ich Greenpeace<br />

aufs Wort, wenn sie auf ihrer Website schreiben:<br />

«Ob in den Alpen, im Himalaja, in Afrika oder in der<br />

Arktis. Wo sich einst mächtige Eiszungen in die Täler<br />

schoben, bedecken heute vielerorts nur noch Schutt<br />

und Geröll den Boden. Überschwemmungen verbunden<br />

mit Murenabgängen und Erdrutschen sind die<br />

unmittelbaren Folgen. Langfristig droht Wasserknappheit,<br />

denn drei Viertel aller Süsswasserreserven<br />

sind im Gletschereis gespeichert. Die unverwüstlich<br />

erscheinenden Eisriesen haben einen Feind: den vom<br />

Menschen gemachten Klimawandel. Die Gletscher<br />

können der rapide voranschreitenden Erwärmung<br />

nicht mehr trotzen.»<br />

Ein Spaziergang ins Morteratschtal, auf dem der Gletscherrückgang<br />

mit Jahresdaten auf Pfosten dokumentiert<br />

wird, zwingt zur Einsicht, dass das Eis rasant<br />

weniger wird. Es ist wohl an der Zeit, von der Vorstellung<br />

vom «ewigen Eis» Abschied zu nehmen, denn<br />

«ewiges» ist in diesem Fall endlich! Da erstaunt es<br />

auch nicht, dass weltweit immer häufiger Überreste<br />

verschollener Bergsteiger wie Skelette, Eispickel und<br />

sogar Tabakdosen in den schmelzenden Gletschern<br />

gefunden werden.<br />

Wie passend, dass die Medien anfangs August eine<br />

Studie der Universität Zürich thematisierten, deren<br />

Kernaussage wohl folgende ist: «Die Eisdicke der<br />

beobachteten Gletscher nimmt derzeit jedes Jahr zwischen<br />

einem halben und einem ganzen Meter ab, das<br />

ist zwei- bis dreimal mehr als der entsprechende<br />

Durchschnitt im 20. Jahrhundert.»<br />

Liebe Eltern, wissen Ihre Kinder und Jugendlichen,<br />

dass ein grosser Teil unseres Trinkwasser-Reservoirs,<br />

nämlich 70 Prozent, im Gletscher gespeichert ist?<br />

Haben Sie die Tatsache zur Kenntnis genommen, dass<br />

die grösste Gebirgskette Zentralasiens Länder wie<br />

Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan und Teile Chinas<br />

mit Wasser versorgt und dass der rasante Gletscherschwund<br />

diese Trinkwasserversorgung von Millionen<br />

von Menschen bereits heute gefährdet?<br />

Es besteht kein Zweifel: Die Gletscherschmelze hat<br />

einen bedeutenden Einfluss auf das Weltklima. Sie<br />

wird die Klimaerwärmung unweigerlich beschleunigen.<br />

Reicht die Zeit noch aus, um Fragen zu stellen?<br />

Oder gilt es bereits, diese dringlich zu beantworten?<br />

Zum Beispiel zu Hause, zum Beispiel in der Schule?<br />

STIFTUNG ELTERNSEIN<br />

«Eltern werden ist nicht schwer,<br />

Eltern sein dagegen sehr.» Frei nach Wilhelm Busch<br />

Oft fühlen sich Eltern alleingelassen in ihren Unsicherheiten,<br />

Fragen, Sorgen. Hier setzt die Stiftung Elternsein an. Sie<br />

richtet sich an Eltern von schulpflichtigen Kindern und<br />

Jugendlichen. Sie fördert den Dialog zwischen Eltern,<br />

Kindern, Lehrern und die Vernetzung der eltern- und<br />

erziehungsrelevanten Organisationen in der deutschsprachigen<br />

Schweiz. Die Stiftung Elternsein gibt das Schweizer<br />

ElternMagazin Fritz+Fränzi heraus. www.elternsein.ch<br />

44 SEPTEMBER <strong>2015</strong>

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