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Ernährung & Gesundheit<br />
Krank über den Wolken<br />
Fliegen ist für die meisten Menschen aufregend – für<br />
Familien erst recht. Wichtig ist eine gute Vorbereitung,<br />
auch für den Fall, dass ein Kind in der Luft krank wird.<br />
Text: Petra Seeburger<br />
regelmässig Medikamente nehmen,<br />
brauchen diese natürlich auch während<br />
des Fluges. «Wir empfehlen<br />
gerade bei Kindern, die vertrauten<br />
eigenen Medikamente immer mitzuführen»,<br />
sagt Dr. Ensslin. Dazu ein<br />
Schreiben des Kinderarztes, das im<br />
Bedarfsfall bei der Sicherheitskontrolle<br />
vorgewiesen werden kann.<br />
Der Kleine schreit und<br />
weint herzzerreissend.<br />
Und zwar bereits<br />
seit gefühlten<br />
fünf Stunden. Es ist<br />
etwa morgens um vier in einer Höhe<br />
von 30 000 Fuss mitten über dem<br />
Atlantik. Der Nachtflug von Boston<br />
nach Zürich verläuft ohne Turbulenzen,<br />
und trotzdem kann keiner<br />
schlafen. Die meisten Passagiere<br />
schwanken zwischen Mitleid mit<br />
dem kleinen Kerl und übernächtigtem<br />
Ärger. Es gibt zwar immer wieder<br />
Heulpausen, aber kaum dösen<br />
die meisten wieder ein, beginnt das<br />
Geschrei von vorn. Der Vierjährige<br />
hat Ohrenschmerzen. Seine Eltern<br />
sind inzwischen ebenfalls gestresst,<br />
so haben sie sich Fliegen nicht vorgestellt.<br />
Für Familien mit Kindern ist eine<br />
Flugreise oft eine Herausforderung,<br />
besonders auf Langstrecken: Die<br />
Luft ist trocken, der Raum begrenzt<br />
und die Landung noch Meilen entfernt.<br />
Doch zur globalisierten Welt<br />
gehört Fliegen: Familienmitglieder<br />
werden besucht, neue Arbeitsstellen<br />
angetreten oder Ferien auf anderen<br />
Kontinenten gemacht. Laut Dr. med.<br />
Angela Ensslin, Leiterin des Medizinischen<br />
Dienstes der Swiss,<br />
können bereits Babys ab einem Alter<br />
von 48 Stunden mitfliegen. Sie empfiehlt<br />
eine Flugreise aber erst nach<br />
dem siebten Lebenstag: «So besteht<br />
Zeit, das Kind kennenzulernen, und<br />
die Kleinen sind stabiler und nehmen<br />
schon an Gewicht zu.» Wer mit<br />
seinem Säugling unbedingt früher<br />
fliegen will, braucht bei der Swiss ein<br />
ärztliches Zeugnis.<br />
Wichtige Medikamente gehören ins<br />
Handgepäck<br />
Hauptproblem bei flugreisenden<br />
Kindern ist der Druckausgleich. Laut<br />
Angela Ensslin haben alle Kinder<br />
mehrmals pro Jahr Infekte der<br />
oberen Atemwege. Dabei kann es zu<br />
Nasen- oder Ohrenentzündung<br />
kommen, was den Druckausgleich<br />
erschwert oder verhindert. Schlimme<br />
Ohrenschmerzen sind die Folge.<br />
Bei Säuglingen regt Stillen oder das<br />
Saugen an einer Milchflasche oder<br />
an einem Schnuller das Schlucken<br />
an, was den Druckausgleich unterstützt.<br />
Älteren Kindern nützen<br />
Lutschbonbons oder Kaugummi.<br />
Helfen kann auch ein abschwellendes<br />
Nasenspray. Bei Reisen mit Kindern<br />
lohnt es sich, dies im Handgepäck<br />
mitzuführen. Darein gehören<br />
auch ein Thermometer oder fiebersenkende<br />
Medikamente, weil Kinder<br />
plötzlich fiebern können. Kinder, die<br />
Nur gesund fliegen<br />
Kinder leiden auch eher als Erwachsene<br />
unter Reisekrankheit, was aber<br />
in einem modernen Flugzeug kaum<br />
vorkommt. Die Ärztin empfiehlt,<br />
dass Kinder vor dem Abflug etwas<br />
Leichtes essen und während des Fluges<br />
immer ausreichend trinken.<br />
An Bord der meisten Fluggesellschaften<br />
gibt es für den Notfall eine<br />
Bordapotheke mit den gängigsten<br />
Medikamenten. Die Cabin Crew ist<br />
dafür ausgebildet – auch in Erster<br />
Hilfe. Für eine Reise sollten Kinder<br />
aber gesund sein. Insbesondere Kinder<br />
mit Infektionskrankheiten sollten<br />
gemäss der Ärztin nicht reisen:<br />
«Wegen der Ansteckungsgefahr,<br />
aber auch, weil sich der Gesundheitszustand<br />
während des Fluges<br />
verschlechtern kann.» Dies gilt auch<br />
für Kinderkrankheiten wie zum Beispiel<br />
Windpocken, Masern, Mumps<br />
oder Röteln.<br />
Kinder mit chronischen Krankheiten,<br />
insbesondere Lungenerkrankungen,<br />
brauchen vor einer geplanten<br />
Flugreise ein medizinisches<br />
Attest – das SAF/MEDIF-Formular,<br />
das ihr behandelnder Arzt ausstellen<br />
muss. Der medizinische Dienst der<br />
Fluggesellschaft prüft den Fall und<br />
gibt das Einverständnis oder nicht,<br />
falls das Risiko zu gross erscheint,<br />
dass sich der Gesundheitszustand<br />
des Kindes auf dem Flug verschlech-<br />
72 SEPTEMBER <strong>2015</strong>