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Erziehung & Schule<br />
«Das Stottern wächst sich nicht aus»<br />
Stottern zeigt sich als Sprechstörung, die ab dem Jugendalter nicht mehr heilbar ist.<br />
Deshalb ändert sich im Teenageralter das Therapieziel: Die Jugendlichen sollen<br />
möglichst lernen, souverän mit dem Stottern und Sprechen umzugehen, sagt<br />
Wolfgang G. Braun von der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich.<br />
Text: Evelin Hartmann Fotos: Martin Mischkulnig / 13 Photo<br />
Das Stottern<br />
nicht vermeiden,<br />
sondern lenken.<br />
Dies ist eine<br />
Aufgabe für die<br />
Teilnehmer des<br />
Stottercamps.<br />
Herr Braun, was macht das Sprechen<br />
so schwierig?<br />
Sprechen ist ein sehr komplexer<br />
Prozess. Sagt der Mensch nur schon<br />
allein den Laut A, braucht er dafür<br />
160 Muskeln – für die Atmung, für<br />
die Stimme und für die Artikulation.<br />
160 Muskeln, die das Gehirn innerhalb<br />
von Tausendstelsekunden koordinieren<br />
muss.<br />
Was einem stotternden Menschen oft<br />
nicht gelingt. Was bedeutet Stottern<br />
aus fachlicher Sicht?<br />
Stottern ist eine vielschichtige Erscheinung,<br />
und es gibt auch nicht<br />
den typischen Stotterer. Grundsätz-<br />
lich zeigt sich Stottern als Sprechstörung,<br />
als ungewollte Unterbrechung<br />
des Redeflusses. Dabei beobachten<br />
wir im Wesentlichen drei Formen:<br />
Die Un…terbrechung, die Wi-Wi-<br />
Wi-Wiederholung von Buchstaben<br />
und Silben und die Deeeeeeehnung.<br />
Dazu können aber noch weitere<br />
Merkmale kommen, wie die Suche<br />
nach einfacheren Wörtern, der Gebrauch<br />
von Umschreibungen, der<br />
kommunikative Rückzug oder das<br />
Mitbewegen des Kopfes.<br />
Worin liegen die Ursachen?<br />
Aus der Zwillingsforschung wissen<br />
wir, dass oftmals eine Veran- >>><br />
52 SEPTEMBER <strong>2015</strong>