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07/2015

Fritz + Fränzi

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Dossier<br />

>>> Praxis oft, dass es mehrheitlich<br />

die Väter sind, die gerne mehr<br />

leisten möchten, aber nicht dürfen<br />

– weil man ihnen ihr Engagement<br />

rigoros abspricht oder sie brutal blockiert.<br />

Von den Müttern?<br />

Ja, oft. Die Väter werden aus Kränkung<br />

oder Eitelkeit seitens der<br />

Kindsmutter oft ausgeschlossen<br />

aus Prozessen, die wichtig wären<br />

für das Kind, nämlich insofern, als<br />

dass sich beide Elternteile damit<br />

befassen. Anstatt auf das Wohl des<br />

Kindes zu achten, bestrafen diese<br />

Mütter nach einer Trennung – für<br />

die es notabene immer zwei<br />

braucht! – lieber den Mann damit,<br />

dass er die Kinder nicht sehen darf<br />

und dass er kein Mitspracherecht<br />

kriegt. Das sind emotionale Folterspiele,<br />

die zu Lasten der Kinder<br />

ausgefochten werden.<br />

Bleiben wir bei den Fakten: Es ist doch<br />

nach wie vor Realität, dass nach einer<br />

Trennung an der Mutter viel mehr<br />

hängen bleibt als am Vater. Sie geht<br />

Teilzeit arbeiten, organisiert die<br />

Betreuung und den Alltag, während er<br />

ausschliesslich an den Wochenenden<br />

für die Kinder da ist.<br />

Genau da liegt die Krux. Denn dieses<br />

Bild ist in der Gesellschaft sehr stark<br />

verbreitet. Aber glauben Sie mir, es<br />

gibt sehr viele Väter in der Schweiz,<br />

die nicht einfach den «Zahl-Papi»<br />

mimen wollen und die sich gerne<br />

intensiver an der Kinderbetreuung<br />

beteiligen möchten. Leider wird<br />

ihnen genau das oft von der Mutter<br />

verweigert. Es ist genauso eine Realität,<br />

dass es immer noch Mütter gibt,<br />

die es darauf absehen, dass der<br />

Kindsvater in erster Linie Alimente<br />

bezahlt und sie ihn damit aus dem<br />

Alltag mit den Kindern erfolgreich<br />

entfernt haben.<br />

«Erfolgreich entfernt»? Das tönt nach<br />

Kriegsvokabular.<br />

Es ist ein harter Begriff, aber er trifft<br />

in vielen Fällen, die ich kenne, zu.<br />

Auch gewissenhaften Vätern, die<br />

sich nicht einfach aus der Verantwortung<br />

stehlen, wird unter dieser<br />

Prämisse das Leben sehr schwer<br />

gemacht. Darunter leiden viele Väter.<br />

Das führt so manchen in Depressionen<br />

und in Verlustängste, die er nur<br />

schwer bewältigen kann.<br />

Wen machen Sie dafür verantwortlich?<br />

Es sind die Behörden und die<br />

Gerichte, die nicht anerkennen, dass<br />

es sehr viele kooperative Väter gibt<br />

da draussen, die sich ihrer Aufgabe<br />

stellen und die das Feld nicht einfach<br />

der Mutter überlassen wollen. Leider<br />

würdigen viele Mütter nicht, dass es<br />

auch für ihren persönlichen Alltag<br />

ein Vorteil bedeuten kann, wenn sie<br />

einen engagierten Ex-Mann zur Seite<br />

haben. Sie priorisieren Autonomie<br />

gegenüber Entlastung. Wenn Eltern<br />

den Karren gemeinsam ziehen, ist<br />

das für alle Beteiligten eine Bereicherung.<br />

Insbesondere für die Kinder,<br />

die damit erfahren, dass Mami<br />

und Papi sich gemeinsam um ihre<br />

Anliegen kümmern. Das ist für die<br />

Entwicklung eines Kindes von grosser<br />

Bedeutung, weil es geprägt wird<br />

dadurch und sein Urvertrauen<br />

stärkt.<br />

Sie implizieren damit, dass die Gerichte<br />

und die Kinderschutzbehörden häufig<br />

falsch entscheiden und auf einem<br />

Auge blind sind, indem sie die Väter<br />

partout nicht einbeziehen wollen?<br />

Das ist leider so. Ich muss fairerweise<br />

aber auch sagen, dass sich langsam,<br />

aber stetig auch ein Paradigmenwechsel<br />

abzeichnet und dass es<br />

immer mehr Behörden gibt, die den<br />

Mut haben, ausgewogen zu entscheiden.<br />

Das ist ein Gewinn für unseren<br />

Verein und seine Anliegen.<br />

Seit Juli 2014 wird in der Schweiz die<br />

elterliche Verantwortung im Trennungsfall<br />

(ungeachtet, ob Scheidung<br />

oder Trennung) neu geregelt. Was bislang<br />

schriftlich beantragt werden<br />

musste, wird neu zum Regelfall, nämlich<br />

die gemeinsame elterliche Sorge<br />

für die gemeinsamen Kinder.<br />

Dafür haben wir hartnäckig gekämpft,<br />

und ja, es ist eine erfreuliche<br />

Entwicklung. Es stärkt die Situation<br />

der engagierten Väter. Aber der<br />

Schein soll nicht trügen, es gibt<br />

«Ich kenne viele Väter, denen<br />

nach einer Trennung<br />

verweigert wird, sich an der<br />

Kinderbetreuung zu beteiligen.»<br />

immer noch viel zu tun. Solange wir<br />

Richterinnen und Richter haben, die<br />

Väter und ihre Anliegen nicht gebührend<br />

berücksichtigen, müssen wir<br />

immer wieder intervenieren.<br />

Sind es denn in Ihrer Wahrnehmung<br />

vor allem die feministischen Richterinnen,<br />

die bei Scheidungsurteilen zu<br />

Lasten von Vätern entscheiden?<br />

Meine Antwort wird Sie vermutlich<br />

erstaunen, denn: nein. Es sind bei<br />

Weitem nicht nur die weiblichen<br />

Richterinnen, die zu Lasten von<br />

Vätern entscheiden, weil sie in erster<br />

Linie auf der Seite der Frau stehen.<br />

Viel öfters sind es konservative und<br />

verbohrte männliche Richter, die<br />

finden: Die Frau muss um jeden Preis<br />

die Kinder kriegen, der Vater kann<br />

gefälligst bezahlen. Dies hat vermutlich<br />

viel öfter mit der persönlichen<br />

Lebensrealität des jeweiligen Richters<br />

zu tun als mit derjenigen der<br />

Menschen, die vor dem Gericht stehen.<br />

Und das bedeutet für Sie?<br />

Dass wir weiterhin sehr viel Arbeit<br />

haben, denn es geht uns immer um<br />

die Sache. Bei Scheidungen geht es<br />

in erster Linie um das Wohlergehen<br />

der gemeinsamen Kinder. Gender-<br />

Gedanken oder der sogenannte<br />

«Geschlechterkampf» haben in diesen<br />

Situationen nichts verloren. Das<br />

verstehen wir unter elterlicher Verantwortung.<br />

>>><br />

28 SEPTEMBER <strong>2015</strong>

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