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merken Sie, was es braucht und was<br />
ihm hilft.<br />
Introvertierten und schüchternen<br />
Kindern fällt insbesondere die<br />
Kontaktaufnahme schwer – die erste<br />
Phase der Freundschaft, in der es<br />
darum geht, auf andere zuzugehen,<br />
anzurufen oder Verabredungen zu<br />
treffen. Sie können Ihrem Kind diese<br />
Phase erleichtern.<br />
Wir können dazu den Wunsch<br />
des Kindes aufgreifen und fragen,<br />
was ihm schwerfällt. Noemi könnte<br />
leichter auf die Mutter reagieren,<br />
wenn diese zum Beispiel sagt: «Du<br />
würdest auch gerne mitspielen …<br />
aber es macht dir auch ein wenig<br />
Angst runterzugehen?» Vielleicht<br />
könnte Noemi darauf antworten:<br />
«Ja, was mache ich, wenn die mich<br />
nicht mitspielen lassen?» Die Mutter<br />
könnte wahrnehmen, wie schwierig<br />
es ist, zurückgewiesen zu werden –<br />
gerade dann, wenn man kaum<br />
Freunde hat, und sich gemeinsam<br />
mit der Tochter eine Strategie überlegen.<br />
Dabei ist es oft schon hilfreich,<br />
wenn man sich als Erwachsener<br />
bewusst macht, wie man sich in<br />
einer ähnlichen Situation fühlen<br />
und verhalten würde. Angenommen,<br />
Sie sind umgezogen und<br />
möchten mit den Nachbarn in<br />
Ihrem neuen Quartier in Kontakt<br />
kommen. Wie würden Sie vorgehen?<br />
Wenn Sie drei Frauen im Café<br />
um die Ecke sehen, würden Sie einfach<br />
hingehen und sagen: «Darf ich<br />
mich setzen und mitreden?»<br />
Wahrscheinlich nicht! Das wäre<br />
zu aufdringlich – und peinlich, falls<br />
die anderen Ihnen ins Gesicht sagen,<br />
dass sie das nicht möchten. Vielleicht<br />
nehmen Sie sich eine Zeitung,<br />
setzen sich an den Tisch daneben<br />
und nicken der Mutter, die Sie<br />
bereits am Spielplatz gesehen haben,<br />
zu – oder stellen sich kurz vor. Sie<br />
könnten ein wenig Zeitung lesen<br />
und sich in einer Gesprächspause<br />
dem Nachbartisch zuwenden und<br />
eine Frage stellen. Vielleicht bitten<br />
die anderen Sie zu sich an den Tisch.<br />
Falls nicht, kennen Sie die anderen<br />
nun bereits etwas besser – und können<br />
bei der nächsten Begegnung<br />
leichter in Kontakt kommen.<br />
Besprechen Sie solche Strategien<br />
mit Ihrem Kind. Zum Beispiel: «Du<br />
könntest dein eigenes Gummitwist<br />
mit runternehmen, es am Pfosten<br />
befestigen und alleine üben. Vielleicht<br />
fragen dich die anderen dann,<br />
ob du auch mitspielen willst. Vielleicht<br />
müssen sie dich auch ein paar<br />
Mal gesehen haben, bevor sie dich<br />
mitspielen lassen». Sie können mit<br />
Ihrem Kind auch besprechen, wie es<br />
Kontakt aufnehmen kann: «Was<br />
könntest du sagen? Was könntest du<br />
die anderen fragen?»<br />
Überlegen Sie sich als<br />
Erwachsene, wie Sie sich als<br />
Kind in einer ähnlichen<br />
Situation verhalten würden.<br />
Den ersten Kontakt initiieren<br />
Sie können sich Schritte überlegen, um<br />
das Kennenlernen zu vereinfachen:<br />
• Laden Sie die Nachbarin oder die<br />
Mutter einer Klassenkameradin<br />
zum Kaffee ein und geben Sie den<br />
Kindern dadurch die Möglichkeit,<br />
sich zu beschnuppern.<br />
• Lassen Sie Ihr Kind einen Freund<br />
oder eine Freundin auf Ausflüge<br />
mitnehmen. Noemi würde es<br />
wahrscheinlich leichter fallen, bei<br />
einem Nachbarskind zu klingeln,<br />
wenn sie ein konkretes Angebot<br />
machen darf: «Wir gehen am<br />
Mittwochnachmittag in den Zoo.<br />
Möchtest du mitkommen?»<br />
Auch strukturierte Freizeitangebote<br />
wie Vereine oder Kurse bieten die<br />
Möglichkeit, andere Kinder kennenzulernen.<br />
Überlegen Sie gemeinsam<br />
mit dem Kind, wie es Kinder, die es<br />
auf diese Weise kennenlernt, auch<br />
einmal zu sich nach Hause einladen<br />
könnte.<br />
Tipps für Eltern schüchterner Kinder<br />
Je mehr Druck Sie aufsetzen, desto unsicherer<br />
wird Ihr Kind.<br />
Je weniger Verständnis Sie haben, desto eher<br />
entwickelt Ihr Kind das Gefühl, es stimme<br />
etwas nicht mit ihm – das ist keine gute Basis,<br />
um auf andere zuzugehen.<br />
Ermutigen Sie Ihr Kind zu kleinen Schritten<br />
und freuen Sie sich mit ihm über Fortschritte.<br />
Besprechen Sie mit Ihrem Kind, wie es<br />
vorgegangen ist, um mit anderen in Kontakt<br />
zu kommen, und finden Sie mit ihm gemeinsam<br />
Strategien, die zu seiner Persönlichkeit passen.<br />
In der nächsten Ausgabe:<br />
Was können Eltern tun, wenn ihr Kind weinend<br />
nach Hause kommt, weil es sich mit dem besten<br />
Freund, der besten Freundin gestritten hat?<br />
SEPTEMBER <strong>2015</strong>59