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Ausstellung „Roentgenmöbel <strong>für</strong> das Gartenreich Dessau-Wörlitz“<br />

Kreismuseum, Neuwied<br />

Abraham und David Roentgen leiteten in Neuwied die erfolgreichste und innovativste Möbeltischlerei<br />

der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Kostbare Marketerien und neuartige raffinierte Mechanismen<br />

machten die von ihnen produzierten Möbelstücke zu begehrten und teuer bezahlten Luxuswaren. Zu den<br />

renommiertesten Kunden zählten die russische Zarin und die Könige von Frankreich und Preußen. Der<br />

Erzbischof und Kur<strong>für</strong>st von Trier sowie die Markgräfin von Baden waren weitere bedeutende Förderer,<br />

zu denen sich um 1770 auch Leopold III. Friedrich Franz von Dessau gesellte.<br />

Dieser Fürst war bemüht, sein Territorium anhand der Leitideen der bürgerlicher Aufklärung zu einem<br />

fortschrittlichen Musterstaat zu entwickeln. Reiseeindrücke aus Italien und England flossen in ein Gesamtkonzept<br />

ein, in welchem pädagogische wie landwirtschaftliche, künstlerische wie allgemein landesverschönernde<br />

Ideen erprobt wurden: „Bildung durch Anschauung!“. Ausdruck des modernen Ansatzes<br />

war der in England entwickelte Klassizismus mit seiner Bezugnahme auf die als gesellschaftliches Ideal<br />

betrachtete griechisch-römische Antike.<br />

In Wörlitz, dem Sommersitz des Dessauer Fürsten, entstand der Gründungsbau des kontinentalen Klassizismus<br />

inmitten des ersten englischen Landschaftsgartens in Deutschland. Für das dortige Kabinett der<br />

Fürstin erwarb der Fürst ein einzigartiges Ensemble aus der Roentgen-Manufaktur, die ersten in Neuwied<br />

hergestellten klassizistischen Stühle, Schränkchen und Verwandlungstische. Deren Entstehung ist der<br />

engen Kooperation zwischen Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorf, dem Architekten des Schlosses und<br />

künstlerischen Berater des Fürsten, und den Neuwieder Tischlern zu verdanken.<br />

Das nach Fläche und Einwohnerzahl gleichermaßen kleine Territorium der Grafschaft Wied wurde seit<br />

1737 von Graf Johann Friedrich Alexander (seit 1784 Fürst zu Wied-Neuwied) regiert, der mit beispielhafter<br />

Toleranzpolitik <strong>für</strong> Auskommen und Wohlstand seiner Untertanen sorgte. Zwischen Dessau und<br />

Neuwied lassen sich mancherlei Parallelen beobachten, die in dieser Ausstellung erstmals dargestellt<br />

werden. Beispielhaft sei auf die Neuordnung des Neuwieder Schulwesens nach Vorbild des Philanthropins<br />

in Dessau verwiesen.<br />

Die Sonderausstellung im Kreismuseum Neuwied präsentierte alle Roentgenmöbel aus dem Gartenreich<br />

Dessau-Wörlitz. In Verbindung mit der Roentgensammlung des Neuwieder Kreismuseums ergab sich<br />

die einmalige Gelegenheit, rund 40 Roentgenmöbel zu vergleichen. Weitere Möbelstücke und Uhren<br />

aus Neuwieder und Dessauer Werkstätten sowie Gemälde, Plastiken, Wedgwood-Steinzeug, Neuwieder<br />

Fayencen, Bücher und historische Druckgrafik des 18. Jahrhunderts ergänzten die Ausstellung.<br />

Ein umfangreiches Programm mit fünf Vorträgen namhafter Kunsthistoriker, zahlreiche Führungen sowie<br />

Workshops <strong>für</strong> Schüler begleiteten die Präsentation. Ein reich bebilderter Ausstellungskatalog mit rund<br />

130 Seiten konnte herausgegeben werden.<br />

Zu den Leihgebern zählten neben der <strong>Kultur</strong>stiftung Dessau-Wörlitz, der Anhaltischen Gemäldegalerie<br />

Dessau, dem Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Dessau auch das Fürstlich-Wiedische Archiv<br />

Neuwied, der Förderkreis der Abraham und David Roentgen-<strong>Stiftung</strong> e. V. Neuwied, das Museum<br />

Burg Runkel/Lahn, das Landesbibliothekszentrum Rheinische Landesbibliothek Koblenz, das Archiv der<br />

evangelischen Brüdergemeine Neuwied sowie eine Reihe von Privatsammlungen. In etwas veränderter<br />

Form konnte die Ausstellung vom Mai bis September 2006 im Haus der Fürstin im Gartenreich Dessau-<br />

Wörlitz präsentiert werden.<br />

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