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Dokumentarfilm „Ströher, ein Malerleben“<br />
Filmproduktion Ute Casper<br />
Der Dokumentarfilm schildert das abenteuerliche Leben eines Hunsrücker Bauernjungen Ende des<br />
19. Jahrhunderts, der beschließt, Künstler zu werden und gierig nach Bildung ganz Europa bereist. Nach<br />
Lehrjahren in Zürich arbeitet Friedrich Karl Ströher in Pariser und Berliner Ateliers, fertigt riesige Ölgemälde.<br />
Den Zeitgeist der städtischen Salons trifft er nicht, so schwankt er zwischen Mut und Selbstzweifeln.<br />
Ihn treibt das Fernweh, sein Weg ist der eines Suchenden, nicht der eines Gewinners. Nach dem Ersten<br />
Weltkrieg kehrt Friedrich Karl Ströher, Pazifist und im Herzen sogar mit den Anarchisten sympathisierend,<br />
in seine Heimat zurück. Reich an Welterfahrung. Aber bettelarm.<br />
Er beginnt, seine Hunsrücker Heimat wieder zu entdecken, findet hier seine Motive. Heute verehrt und<br />
anerkannt, galt Ströher den Leuten damals nichts. „Faulenzer” schimpften ihn die Bauern, wenn er in<br />
seinem Heimatdorf Irmenach auf den Feldern saß und unermüdlich malte. Dabei setzte er diesen hart<br />
arbeitenden Menschen in Aquarell und Holzschnitt die schönsten Denkmäler – verstehen konnten sie<br />
das damals nicht. Kaufen wollten sie es auch nicht.<br />
1925, im Alter von nur 49 Jahren, stirbt Ströher und hinterlässt eine junge Frau, die ihn um fast 70 Jahre<br />
überleben sollte. Keines seiner vielen Gemälde wollte Charlotte Ströher, eine Berlinerin „aus gutem<br />
Hause”, verkaufen – auch als die Nachfrage plötzlich stieg. Sie bewahrte durch die Bilder das Andenken<br />
an ihre große Liebe.<br />
Der gesamte Nachlass wurde von Ströhers Sohn Peter, 82, und dessen Familie einer <strong>Stiftung</strong> übereignet,<br />
die von der Kreissparkasse Simmern gegründet wurde. Sie hat die Werke als Dauerleihgabe dem Hunsrück-<br />
Museum überlassen. Selten ist ein Künstler so komplett dokumentiert: Hunderte von Skizzen, Aquarellen,<br />
Holzschnitten, Briefen, alle großen Ölgemälde sind so in wechselnder Ausstellung <strong>für</strong> die Öffentlichkeit<br />
zugänglich. Ströher hinterließ auch seine schriftlichen Lebenserinnerungen, die der Ströher-Verein im<br />
vergangenen Jahr herausgab.<br />
Die Erinnerungen des Malers waren <strong>für</strong> die im Hunsrück aufgewachsene Regisseurin und Produzentin<br />
Ute Casper Anlass, sich mit dem Leben Ströhers zu beschäftigen und das Dokumentarfilmprojekt zu<br />
planen. Mit historischem Filmmaterial und Fotos näherte sie sich dem Lebensgefühl des gebürtigen<br />
Bauernjungen.<br />
Einige Szenen wurden mit Schauspielern nachgestellt. Für die Hauptrolle konnte der Frankfurter<br />
Schauspieler Caspar Arnhold gewonnen werden, der selbst Filme macht (Deutscher Kurzfilmpreis <strong>für</strong><br />
„Full Stop”), fotografiert und malt und sich dadurch gut in Ströhers Suche nach dem künstlerischen<br />
Ausdruck einfühlen konnte. Einige Statisten kommen aus dem Hunsrück und hatten großes Vergnügen<br />
an der Mitwirkung.<br />
Im Laufe der Dreharbeiten wurden überraschend Stapel bisher unbekannter Briefe des Malers gefunden.<br />
Sie erzählen von einer besonderen Beziehung zwischen ihm und seiner späteren Frau Charlotte. Bis zur<br />
Auswertung der Liebesbriefe wurden die Dreharbeiten unterbrochen, die neuen Erkenntnisse flossen in<br />
den Film ein.<br />
Der 75-minütige Dokumentarfilm entstand in Koproduktion mit dem SWR Mainz (Redaktion Achim<br />
Streit) und wurde noch durch eine 30-minütige Reportage über das Simmerner Museum ergänzt. Die<br />
Erstausstrahlung erfolgte auf 3SAT, der Film wurde auf DVD veröffentlicht.<br />
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