Broschüre Satz für Internet.indd - Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur
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Innenrenovierung der Burgkirche<br />
Förderverein Burgkirche, Ober-Ingelheim<br />
Die Burgkirche ist eine der am besten erhaltenen Wehrkirchenanlagen in Deutschland. Umgeben von<br />
einer Wehrmauer aus staufischer Zeit, liegt die Burgkirche mit ihrem romanischen Turm vom Anfang<br />
des 12. und einem spätgotischen Chor und Schiff aus dem 15. Jahrhundert inmitten eines Kirchhofs mit<br />
historischen Grabmälern. Sie ist das Gotteshaus der Burgkirchengemeinde und gilt in der ganzen Region<br />
als ein besonderes kulturhistorisches Erbe.<br />
Umfassende Renovierungsmaßnahmen waren zuletzt in den Jahren 1951 - 1964 durchgeführt worden.<br />
Nachdem erhebliche Schäden an der Bausubstanz festgestellt worden waren, führte die Burgkirchengemeinde<br />
1998 - 2003 eine aufwändige Außenrenovierung durch. Dem schloss sich in den Jahren 2004<br />
- 2006 eine Innenrenovierung an, zumal die Heizungsanlage erneuert und dabei neue Heizungsschächte<br />
verlegt werden mussten und bei einem Schwelbrand Wände und Gewölbe mit Ruß bedeckt worden<br />
waren.<br />
Die Renovierungsarbeiten begannen mit einer umfangreichen Untersuchung der Gewölbe des Kirchenschiffs,<br />
deren Rankenmalereien erst 1960 bei der Innenrenovierung wiederentdeckt und restauriert<br />
worden waren. Der Boden der Kirche wurde vor Anlage der neuen Heizungskanäle mit der Georadar-<br />
Technik auf vorhandene historische Bodenstrukturen untersucht. Dabei wurden Hinweise auf die Fundamente<br />
des wesentlich kleineren romanischen Kirchenschiffs erhalten. Bei weiteren Untersuchungen<br />
im Chorgewölbe wurden durch den Restaurator Vitus Wurmdobler unter vielen Farbschichten Fresken<br />
aus der Erbauungszeit um 1406 entdeckt: Rosen und Ranken, Sterne und Pfauenfedern bildeten einst<br />
ein buntes Netzwerk über dem erhaltenen historischen Marienfenster und dem verloren gegangenen<br />
einstigen Hochaltar, das mit wenigen anderen Beispielen bestens in die Zeit um 1400 passt.<br />
Herr Wurmdobler entfernte die alten Farbschichten des Chorgewölbes mit der „Strapo-Technik”, wobei<br />
feines Leinen mit Knochenleim aufgeklebt und nach dem Trocknen abgezogen wird. Dabei wurde auch<br />
der ultramarinblaue Anstrich aus dem 19.<br />
Jahrhundert, blau mit grünen Reben und<br />
Trauben, zum großen Teil entfernt, während<br />
weitere Reste der ursprünglichen Ausmalung<br />
aus gotischer Zeit zum Vorschein kamen.<br />
Eine Rekonstruktion der Ausmalung des<br />
Chorgewölbes unter Berücksichtigung der<br />
Befunde wurde durch den Förderverein ermöglicht.<br />
Zusammen mit der Wiederherstellung<br />
der ursprünglichen kräftig roten<br />
Fassung des Triumphbogens zum Eingang<br />
des Chors und der Rippen des Chorgewölbes<br />
trug dies dazu bei, dass die Burgkirche zu<br />
dem wurde, was Herr Dr. Ewald Wegner vom<br />
Landesamt <strong>für</strong> Denkmalpflege als „sternenschön”<br />
bezeichnete.<br />
Wir danken allen Beteiligten und Geldgebern,<br />
dem Restaurator Vitus Wurmdobler,<br />
dem Architekten Mathias Jaberg, unserer<br />
Landeskirche, der Stadt Ingelheim, dem Landesamt<br />
<strong>für</strong> Denkmalpflege und insbesondere<br />
der opferbereiten Burgkirchengemeinde.<br />
Chorraum der Burgkirche Ober-Ingelheim<br />
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