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Der „Eiserne Garten“ zu Schloss Malberg<br />

Verbandsgemeinde Kyllburg<br />

Schloss Malberg in der Kyllburger Waldeifel liegt auf einem lang gestreckten Bergrücken, der von der Kyll<br />

umflossen wird. Die frühere Burganlage bestand aus zwei dicht nebeneinander liegenden Burgen, die im<br />

Laufe des Mittelalters im Besitz verschiedener Familien waren. 1678 erwarben die Brüder Johann Christoph<br />

von Veyder und Johann Werner von Veyder, damals Weihbischof von Köln, die gesamte Herrschaft<br />

Malberg. Das heutige Schloss (das so genannte Neue Haus) wurde in den Jahren 1707–1715 von Johann<br />

Werner von Veyder auf dem Areal der mittelalterlichen Burganlage errichtet. Von der einstigen Burg ist<br />

bis heute noch der Altbau erhalten (das so genannte Alte Haus). Die barocke Schlossanlage entstammt<br />

den Plänen des kurpfälzischen Hofarchitekten Graf Matteo Alberti (1647/48–1735) aus Venedig, der in<br />

Düsseldorf tätig war. Er ließ sich bei der Gestaltung des Neuen Hauses stark von der Villa Valmarana in<br />

Lisiera (Veneto) des italienischen Architekten Andrea Palladio (1563) beeinflussen. Schloss Malberg ist<br />

damit eines der wenigen Zeugnisse palladianischen Baustils in Deutschland. Seit 1990 ist das Anwesen<br />

im Besitz der Verbandsgemeinde Kyllburg.<br />

Die Gärten auf Schloss Malberg wurden im Zuge des Schlossumbaus in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />

angelegt. Während der nach seiner ehemaligen schmiedeeisernen Umfriedung „Eiserne Garten” genannte<br />

rechteckige Garten an der Schlosszufahrt um 1713 im Zusammenhang mit den barocken Neubauten<br />

angelegt wurde, entstand der nach seinem halbkreisförmigen Grundriss benannte „Runde Garten” erst um<br />

1730 im Auftrag von Franz Moritz von Veyder. Durch die zurückgezogene Lage des Landschaftsraumes der<br />

Eifel haben sich die Gärten in den drei zurückliegenden Jahrhunderten in ihrer barocken Grundstruktur<br />

kaum verändert und sind bis heute gut erhalten.<br />

Die Erstanlage des Eisernen Gartens folgte dem Stil des italienischen Villengartens der Spätrenaissance.<br />

Das Hauptwegekreuz wurde in der Mitte zumeist mit einem Zierbrunnen in Kleeblattform oder Varianten<br />

dieser Form betont. Die rechteckigen Beete werden als Kompartimente bezeichnet und waren mit niedrigen<br />

Buchs- oder auch Lavendelhecken eingefasst. Als Bepflanzung wurden blühende und wohlriechende<br />

Pflanzen, wie Lavendel, Vergissmeinicht, Rosen und viele andere, verwendet.<br />

Die Einteilung in vier Kompartimente und der Brunnen zur Betonung des Wegekreuzes prägen noch heute<br />

den Garten am Standort der früheren Unterburg. Aus den Handwerkerrechnungen geht hervor, dass 1713<br />

Meister Maßem das Mauerwerk „der kleiner Maur im garten worauf die pilaren [Pfeiler]” stehen, errichtet<br />

hat, und im Jahr 1714 hat wieder „Meister Mahsem Undt Conhorten Meürer: Die garten Maur Und Somer<br />

Haußgen [Sommerhäuschen, Standort ist unbekannt] … Denen bronnen behalter [Brunnenbehälter] im<br />

garten zu machen und die Belaren [Pfeiler] auf zurichten, wie auch Eine Sug [Entwässerungsgerinne]<br />

zum abläuf machen…” Die erwähnte kleine Mauer mit acht Pfeilern aus rotem Sandstein ist noch heute<br />

vorhanden, und das ornamentreiche schmiedeeiserne Tor erläutert sichtbar den Namen des Gartens.<br />

Der geometrische Grundriss des Gartens lässt den Schluss zu, dass er gemäß dem Vorbild frühklösterlicher<br />

Gärten als Nutzgarten angelegt wurde. Üblicherweise wurden dort Gemüse, Heilpflanzen und Stauden<br />

zum eigenen Verbrauch angezogen. Während Gemüse und Heilkräuter in der Küche Verwendung fanden,<br />

dienten die Stauden nicht nur der Zierde des Gartens, sondern lieferten zugleich den Blumenschmuck<br />

<strong>für</strong> das Schloss. Durch die Verbindung von Schönem mit dem Nützlichen boten diese Gärten dem Betrachter<br />

ein angenehmes Bild. Noch reizvoller wurde der Aufenthalt im Garten durch die Verwendung<br />

wohlriechender Kräuter, die als Heilpflanzen oder Küchengewürze Verwendung fanden. Interessanterweise<br />

sind auch genau <strong>für</strong> diesen Zeitraum enge Beziehungen zu dem in direkter Nähe liegenden klösterlichen<br />

Garten des Zisterzienserinnenklosters St. Thomas nachweisbar. Im Südosten Richtung Altbau liegt leicht<br />

erhöht eine Terrasse mit alten Obststräuchern und Blumenschmuck. Besonders sehenswert sind sehr<br />

alte dunkelrote Pfingstrosen, die in einer Reihe oberhalb der Mauer gepflanzt wurden und im Juni ein<br />

prachtvolles Bild bieten. Dahinter erhebt sich eine steile Böschung, die zum oberen Schlosshof führt.<br />

Ganz versteckt liegt in der Ecke zwischen Brüstungsmauer und Treppe zum Schlosshof der Nebeneingang<br />

zum Eisernen Garten, der ebenfalls mit einem prächtigen schmiedeeisernen Tor geziert wird. Die Abgeschlossenheit<br />

des Gartens trägt die charakteristischen Züge eines geschützten Raumes, auch „hortus<br />

conclusus” genannt, in dem man ungestört Ruhe fand.<br />

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