Dokumentation - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe
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„Es wird auch zu<br />
überprüfen sein, wie<br />
die bestehenden<br />
Früherkennungs-<br />
untersuchungen so gestaltet<br />
werden können,<br />
dass Anzeichen von<br />
Gewalt besser erkannt<br />
werden. “<br />
10<br />
Gesetzliche Regelungen allein sind dennoch<br />
nicht ausreichend. Vielmehr müssen<br />
zusätzlich Strukturen entstehen, in denen<br />
die beteiligten Akteure enger zusammen<br />
arbeiten. Beispielsweise bewähren sich in<br />
den Kommunen auch zunehmend präventive<br />
Elternbesuche, bei denen sich die Vertreter<br />
der Kinder- und Jugendeinrichtungen<br />
vorstellen und ein sichtbares Beratungs-<br />
und Informationsangebot unterbreiten.<br />
Es wird auch zu überprüfen sein, wie die<br />
bestehenden Früherkennungsuntersuchungen<br />
so gestaltet werden können, dass Anzeichen<br />
von Gewalt besser erkannt werden.<br />
Das ist eine Aufgabe des Gemeinsamen<br />
Bundesausschusses, entsprechende Untersuchungsroutinen<br />
(z. B. Untersuchungskriterien<br />
oder Untersuchungsintervalle) zu<br />
beschließen. Im vergangenen Jahr habe ich<br />
das mehrmals schriftlich angemahnt. Sinnvoller<br />
als eine Pflicht zur Früherkennungsuntersuchung<br />
wäre es in meinen Augen,<br />
wenn sich die Krankenkassen verpflichten<br />
würden, alle entsprechenden Versicherten<br />
einzuladen und die Teilnahme mit einem<br />
Bonus zu belohnen.<br />
Beschluss der Bundeskanzlerin und<br />
der Regierungschefs der Länder vom<br />
19.12.2007<br />
Das Wohl unserer Kinder und ein wirksamer<br />
Kinderschutz haben höchste Priorität! Deshalb<br />
bin ich auch froh, dass diese Themen<br />
auch auf Bundesebene beraten werden. So<br />
hat die Bundeskanzlerin am 19. Dezember<br />
des letzten Jahres mit den Regierungschefs<br />
der Länder beraten, wie die Grundlagen für<br />
einen wirksamen Kinderschutz in Deutschland<br />
weiterentwickelt werden können.<br />
Die Bundeskanzlerin und die Regierungschefs<br />
der Länder sind sich einig darin, dass<br />
die bestehenden Anstrengungen von Bund,<br />
Ländern und Kommunen verstärkt werden<br />
müssen, um Vernachlässigung, Verwahrlosung<br />
und Misshandlung von Kindern vorzubeugen<br />
und schnell und wirksam Hilfen<br />
für Kinder in Not und für überforderte Eltern<br />
bereit zu stellen. Einig war man sich ebenso<br />
in der Einschätzung, dass die Risiken<br />
in hoch belasteten Familien früher erkannt<br />
werden müssen und dass diese Familien<br />
verlässliche und kontinuierliche Unterstützung,<br />
Begleitung und Hilfen brauchen.<br />
Zwei der Maßnahmen, die ich für besonders<br />
wichtig halte und die auf diesem gemeinsamen<br />
Treffen beschlossen wurden,<br />
möchte ich hervorheben:<br />
J In Zusammenarbeit mit Ländern und<br />
Kommunen wird das Nationale Zentrum<br />
Frühe Hilfen beauftragt, Leitlinien für vernetzte<br />
Strukturen und Frühwarnsysteme<br />
zu entwickeln.<br />
J Die Bundesregierung wird prüfen, welche<br />
Änderungen im Datenschutz erforderlich<br />
sind. Solche Daten müssen zwischen den<br />
zuständigen Melde- und Sozialbehörden,<br />
aber auch mit Blick auf Polizei und Justiz,<br />
leichter fließen können als bisher.<br />
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir<br />
so dazu beitragen können, die Rahmenbedingungen<br />
für einen wirksameren Kinderschutz<br />
in Deutschland zu verbessern. Zur<br />
Umsetzung werden bis zur nächsten Zusammenkunft<br />
der Regierungschefs mit der<br />
Bundeskanzlerin im Juni dieses Jahres drei<br />
Bund-Länder-Arbeitsgruppen konkrete Vorschläge<br />
vorlegen.<br />
Instrumente zielgerecht einsetzen<br />
Bei aller Suche nach Verbesserungen, dürfen<br />
wir eines nicht übersehen: Wir verfügen<br />
bereits über eine Fülle von Maßnahmen<br />
und Konzepten, Trägern, Mitteln und<br />
Erfahrungen. Es geht also nicht unbedingt<br />
um die Entwicklung neuer Instrumente oder<br />
weiterer Maßnahmen, sondern insbesondere<br />
darum, das vorhandene Instrumentarium<br />
gebündelt und abgestimmt einzusetzen.<br />
Das gilt für alle politischen Ebenen: Ob<br />
Bund, Länder oder Kommunen: Wir alle<br />
müssen uns dazu ermahnen, Ressortschranken<br />
zu überwinden – über den<br />
sprichwörtlichen Tellerrand zu schauen.<br />
Denn Gesetze, Strukturen, funktionierende<br />
Ämter und Vernetzungen, das alles sind<br />
wichtige Instrumente, um Eltern zu stärken<br />
und Kinder wirksam zu schützen.<br />
Doch wir müssen auch sehen: Selbst noch<br />
mehr staatliche Fürsorge und gesteigerte<br />
öffentliche Wachsamkeit werden die Unversehrtheit<br />
und das Leben eines jeden<br />
Kindes in unserem Land nicht hundertprozentig<br />
garantieren können. Das hat gesell-