Dokumentation - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe
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tuation seiner Schule und die spezifischen<br />
Lebenslagen der Schülerinnen und Schüler<br />
erläutert. Hier kommen zwei ganz wesentliche<br />
Handlungsfelder zusammen: Der<br />
größte Teil der Familien aus denen die Kinder<br />
stammen, hat selbst mit erheblichen innerfamiliären<br />
Problemen zu tun. Es handelt<br />
sich um Familien mit wechselnden Partnerbeziehungen,<br />
mit Arbeitslosigkeit, Sucht<br />
oder anderen Schwierigkeiten. Nur ein geringer<br />
Teil des familiären Hintergrundes<br />
kann als „normal“ bezeichnet werden.<br />
Kinder, die aus derartig schwierigen und<br />
prägenden Verhältnissen kommen, sind<br />
dann in der Erich-Kästner-Schule zu fördern<br />
Diese Kinder zeigen entsprechend<br />
sehr unterschiedliche Auffälligkeiten. Die<br />
Feststellung eines Förderbedarfs für emotionale<br />
und soziale Entwicklung bereits in<br />
der Primarschule setzt frühe Erkenntnisse<br />
über deutlich abweichendes Verhalten<br />
voraus. Die Schule ist damit konfrontiert,<br />
dass teilweise in den schulischen Raum<br />
sehr massive Konfliktlagen hineingetragen<br />
werden. Auffälligstes bis extremes Verhalten<br />
der Schülerinnen und Schüler, das auch<br />
alle anderen betrifft, prägt den Schulalltag.<br />
Die Schule sieht sich selbst trotz der sehr<br />
guten Schüler/Lehrer-Relation kaum in der<br />
Lage, den Unterricht konsequent durchzuführen<br />
und das Unterrichtsziel der Grundschule<br />
zu erreichen. Die Schule ist fachlich<br />
extrem gefordert, weil sie in intensiver<br />
Form vor allen Dingen im Bereich Diagnose<br />
und Kooperation mit der Jugendpsychiatrie<br />
gefordert ist, ebenso wie in enger Zusammenarbeit<br />
mit der Jugendhilfe. Etwa<br />
die Hälfte der Schülerinnen und Schüler erhalten<br />
gleichzeitig selbst oder in der Familie<br />
Leistungen der Jugendhilfe.<br />
Insgesamt ist unter dem Aspekt Kinder-<br />
und Jugendschutz an dieser Schule eine<br />
Grenzsituation erreicht, die für eine konsequente<br />
Förderung der Kinder ein deutliches<br />
Mehr an umfassender Elternarbeit sowie an<br />
individueller Betreuung der Schülerinnen<br />
und Schüler verlangen würde. Herr Seitel<br />
hält deshalb auch ergänzende Schulsozialarbeit<br />
für erforderlich.<br />
Herr Ulrich Engelen stellte das Konzept der<br />
Stadt Essen vor, in dem Schule und Jugendamt<br />
eine enge Kooperation eingegangen<br />
sind. Die Zielsetzung der Kooperation<br />
bezieht sich im Wesentlichen auf Maßnahmen<br />
des Kinderschutzes nach § 8 a SGB<br />
VIII. Es geht hierbei darum, im schulischen<br />
Alltag Hinweise auf Kindeswohlgefährdung<br />
aufzugreifen und in einem systematischen<br />
Zusammenhang zu erfassen. Dabei soll<br />
vermieden werden, dass Warnsignale übersehen<br />
werden. Genau so ist zu verhindern,<br />
dass subjektive Fehleinschätzungen zu voreiligem<br />
Handeln führen. Der abgestimmte<br />
<strong>Dokumentation</strong>sbogen ist von der Schule<br />
sorgfältig auszufüllen und führt im Ergebnis<br />
zu der Feststellung, ob Hinweise auf Kindeswohlgefährdung<br />
vorliegen. Ist dies der<br />
Fall, so ist ein festes Verfahren mit dem Jugendamt<br />
verabredet, dass die Einschaltung<br />
der örtlich zuständigen Bezirkssozialarbeit<br />
oder anderer Fachkräfte vorsieht.<br />
3. Schwerpunkte der Diskussion im<br />
Workshop<br />
Nach den kurzen einleitenden Vorträgen<br />
wurde in der Arbeitsgruppe intensiv über<br />
Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit Jugendhilfe<br />
/ Schule diskutiert. Allerdings erfolgte<br />
noch eine Reihe von Hinweisen über<br />
positive Beispiele, die eine enge Zusammenarbeit<br />
der unterschiedlichen Fachbereiche<br />
in letzter Zeit ermöglicht haben.<br />
Insgesamt wurde beklagt, dass die Zielsetzung<br />
von Schule und Jugendhilfe weiterhin<br />
außerordentlich verschieden sei und<br />
es deswegen immer wieder grundlegende<br />
Verständigungsschwierigkeiten gebe.<br />
Die Schule sehe sich vor die Notwendigkeit<br />
gestellt, in einer größeren Gruppe (Klasse)<br />
durch unterrichtliche Vorgaben verschiedene<br />
Bildungsziele zu erreichen. Jede abweichende<br />
Verhaltensweise (vor allen Dingen<br />
Störung) führe zu einer Behinderung schulischer<br />
Ziele. Aus diesem Grunde könne sich<br />
die Schule nicht davon lösen, mit Hilfe externer<br />
Fachlichkeiten in gewissem Maße<br />
schulische Ordnung herzustellen.<br />
Hieraus entstünden Anforderungen an Jugendhilfe,<br />
aber auch an andere Fachkräfte<br />
(Schulpsychologie, Psychiatrie, Heilpädagogik).<br />
Insgesamt wurde die Feststellung<br />
getroffen, dass offensichtlich in den letzten<br />
Jahren von allen Beteiligten eine Zunahme<br />
von Schwierigkeiten und Störungen<br />
bei Kindern in der Grundschule konstatiert<br />
wird. Hierzu gehören auch Lernstörungen,<br />
die sich vor allen Dingen durch Schulver-