Dokumentation - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe
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„Kinderschutz in diesem<br />
weiten Verständnis<br />
erfordert je nach Gefahrenlageunterschiedliche<br />
Zugangswege.“<br />
9 Nähere Informationen sind<br />
unter www.fruehehilfen.de<br />
abrufbar.<br />
18<br />
durch das Jugendamt ist einerseits durch<br />
die lange Tradition einer kontrollierenden<br />
und bevormundenden Jugendhilfe begründet,<br />
erhält aber letztlich immer wieder ihre<br />
Bestätigung durch die strukturelle Ambivalenz<br />
von Hilfe und Kontrolle, die der Aufgabenstellung<br />
des Jugendamts innewohnt.<br />
Bereits aus strategischen Gründen bietet<br />
es sich daher an, den (frühen) Zugang<br />
zum ElternKindSystem über das Gesundheitssystem<br />
zu suchen, dieses gewissermaßen<br />
als „Türöffner“ zu benutzen. Dort<br />
setzen auch die in den letzten Jahren entwickelten<br />
Modellprogramme früher Hilfen<br />
an. Schwangerschaft und Geburt eröffnen<br />
Gelegenheiten zum Kontakt, zur Beratung<br />
und Unterstützung. Dabei gilt es jedoch<br />
deutlich zu machen, dass diese Unterstützung<br />
nicht aufgedrängt und auf diese Weise<br />
Kontrolle durch die Hintertür etabliert<br />
wird. Dies gilt dann auch für den Schutz<br />
des Vertrauens und den Umgang mit den<br />
Sozialdaten.<br />
3. Neuere Entwicklungen im Kinderschutz<br />
a) Modelle Früher Hilfen und Sozialer<br />
Frühwarnsysteme<br />
Mit dem Ziel, Eltern möglichst früh zu erreichen<br />
und damit Vernachlässigung und<br />
Misshandlung von Kindern wirksam vorzubeugen,<br />
wurden in den Ländern und auf<br />
der Bundesebene in den letzten Jahren<br />
verschiedene Modellprogramme etabliert.<br />
Sie setzen bereits in der Zeit der Schwangerschaft<br />
und um die Geburt an und wollen<br />
ein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt/<br />
Hebamme und der Mutter und ggf. dem<br />
Vater aufbauen. Im Vordergrund stehen Beratung<br />
und Unterstützung in allen Fragen<br />
der Pflege, Ernährung und Förderung des<br />
Kleinkindes. Werden weitergehende Bedarfe,<br />
wie psychosoziale Hilfen erkennbar, so<br />
werden mit dem Einverständnis der Eltern<br />
weitere Hilfen installiert und ggf. der Kontakt<br />
zum Jugendamt hergestellt.<br />
Im Fokus des Aktionsprogramms „Frühe Hilfen<br />
für Eltern und Kinder und soziale Frühwarnsysteme“<br />
des Bundes 9 stehen vor allem<br />
Kinder bis zu etwa drei Jahren, sowie<br />
Schwangere und junge Mütter und Väter in<br />
belastenden Lebenslagen. Um die Zielgruppe<br />
wirkungsvoll zu erreichen und fachlich<br />
kompetent begleiten zu können, müssen<br />
Gesundheitssystem und Kinder und Jugendhilfe<br />
eng miteinander verzahnt werden.<br />
Der Bund stellt für das Programm im Zeitraum<br />
20062010 zehn Millionen Euro bereit.<br />
Die Umsetzung des Programms erfolgt in<br />
enger Abstimmung mit den Ländern und<br />
den Kommunen, in deren Verantwortung<br />
der Schutz von Kindern auf der örtlichen<br />
Handlungsebene liegt. In verschiedenen<br />
Regionen Deutschlands existieren bereits<br />
einzelne lokal begrenzte Projekte und Modelle<br />
zur Unterstützung der Entwicklung<br />
und zu einem besseren Schutz in der frühen<br />
Kindheit.<br />
Um an deren Erfahrungen anzuknüpfen,<br />
hat das Deutsche Jugendinstitut im Auftrag<br />
des Bundesministeriums für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend einige gemeinsam<br />
mit den Ländern ausgewählte Projekte<br />
in einer Kurzevaluation hinsichtlich ihrer<br />
Stärken und Schwächen und offener Fragen<br />
untersucht. Auf der Grundlage dieser<br />
Ergebnisse fördert der Bund die wissenschaftliche<br />
Begleitung und Wirkungsevaluation<br />
von Modellprojekten, die in Abstimmung<br />
mit den Bundesländern konzipiert<br />
und ausgewählt wurden. Die in allen Ländern<br />
arbeitenden Modellprojekte entwickeln<br />
und erproben effektive Vernetzungsstrukturen<br />
und erarbeiten Lösungen für<br />
unterschiedliche Fragestellungen.<br />
Ein wesentlicher Baustein in diesem Aktionsprogramm<br />
ist das multiprofessionelle<br />
„Nationale Zentrum Frühe Hilfen“, das im<br />
April 2007 seine Arbeit aufgenommen hat.<br />
Träger sind die Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung (BZgA) und das Deutsche<br />
Jugendinstitut (DJI). Das Zentrum<br />
koordiniert die im Rahmen des Modellprogramms<br />
geförderten Projekte und stellt die<br />
gewonnenen Erkenntnisse und alle relevanten<br />
Informationen rund um die Frühen Hilfen<br />
für Kommunen, Träger und Fachkräfte<br />
bereit.<br />
b) Die Diskussion um Pflichtuntersuchungen<br />
und Alternativen<br />
Vor dem Hintergrund dramatischer Fälle<br />
von Kindesmisshandlung und vernachlässigung<br />
ist in den letzten Jahren immer wieder