08.12.2012 Aufrufe

Dokumentation - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe

Dokumentation - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe

Dokumentation - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

deswohlgefährdung zu leisten. Dazu zählen<br />

neben niederschwelligen Angeboten von<br />

Elterntraining auch neue Angebotsformen<br />

wie die ElternKindZentren, die darauf abzielen,<br />

sowohl Elternkompetenzen zu stärken,<br />

als auch Kinder zu fördern.<br />

ElternKindZentren wollen eine bedarfsgerechte,<br />

integrierte Angebotsstruktur entwickeln,<br />

mit denen Bildungs und Entwicklungsprozesse<br />

von Kindern gefördert und<br />

Eltern bzw. Familien unterstützt werden.<br />

Mit dem Anschluss an zusätzliche regionale<br />

Angebote und eingebettet in lokale Strukturen<br />

kann ein breit gefächertes Unterstützungssystem<br />

aufgebaut werden. 11<br />

In verschiedenen Bundesländern sind inzwischen<br />

Landesprogramme aufgelegt<br />

worden, um dieses Modell in verschiedenen<br />

Varianten zu fördern: So plant die Landesregierung<br />

hier in Nordrhein<strong>Westfalen</strong><br />

die Weiterentwicklung von 30% der 9.000<br />

Kindertageseinrichtungen bis 2012 zu Familienzentren.<br />

Das Land hat ein Pilotprogramm<br />

aufgelegt, das die Entwicklung<br />

durch wissenschaftliche Begleitung und<br />

Beratungsprozesse unterstützt. Durch ein<br />

konzeptgebundenes Gütesiegel, das erfolgreich<br />

zertifizierte Einrichtungen erhalten,<br />

soll die Unterscheidung zu den Regelkindertagestätten<br />

deutlich werden und der<br />

fachliche Entwicklungsprozess vorangetrieben<br />

werden. Die Einrichtungen werden mit<br />

12.000 Euro pro Jahr unterstützt.<br />

f) Kinderschutz zwischen Öffentlichkeit<br />

und Privatheit<br />

Die Frage, wann und in welcher Weise der<br />

private Lebensraum eines Kindes und einer<br />

Familie vom Staat beobachtet, bewertet<br />

und zum Gegenstand einer Intervention<br />

gemacht werden kann und soll, berührt<br />

nicht nur das Spannungsverhältnis von eigenständigem<br />

Elternrecht und der Gewährleistung<br />

des Kindeswohls, sondern die<br />

grundlegende Frage des Verhältnisses von<br />

Öffentlichkeit und Privatheit, von gesellschaftlicher<br />

Kontrolle und individueller Freiheit.<br />

In diesem Zusammenhang erscheint<br />

es angezeigt, manche der propagierten<br />

Präventionskonzepte auch einmal kritisch<br />

unter die Lupe zunehmen. So einleuchtend<br />

deren Ziel ist, Eltern und Kinder möglichst<br />

früh, also bevor sich Konflikte und Krisen<br />

zuspitzen, zu erreichen, so sehr muss aber<br />

Referat J Prof. Dr. Dr. h. c. Reinhard Wiesner<br />

auch vor der Erwartung gewarnt werden,<br />

damit jedes Kind wirksam schützen zu können.<br />

Schließlich sollte bei allen Bemühungen,<br />

durch Begrüßungspakete, Hausbesuche,<br />

aufsuchende Hilfen etc., Kontakte zu Familien<br />

zu knüpfen, transparent bleiben, in<br />

welcher Rolle Amtspersonen tätig werden:<br />

Im Rahmen von Öffentlichkeitsarbeit<br />

für die Behörde, als Anbieter von Hilfe aufgrund<br />

von Anhaltspunkten für Belastungen<br />

und Risiken in der Familie oder als staatliche<br />

Eingriffsinstanz zur Abwehr einer akuten<br />

Kindeswohlgefährdung.<br />

Im Hinblick auf den Präventionsgedanken<br />

bedeutet dies, dass zu unterscheiden<br />

ist zwischen niederschwelligen Angeboten<br />

und vorverlagerter Kontrolle. Es wäre fatal,<br />

wenn junge Eltern nur noch oder in erster<br />

Linie unter dem Blickwinkel einer potentiellen<br />

künftigen Kindeswohlgefährdung wahrgenommen<br />

würden.<br />

Das Bundesjugendkuratorium bemerkt<br />

dazu:<br />

„Der „präventive Blick“ bedarf der immanenten<br />

Korrektur, weil ansonsten zuvörderst<br />

die Risiken und weniger die Entwicklungspotentiale<br />

markiert werden. In diesem Sinne<br />

muss die Gesellschaft – und hier insbesondere<br />

Akteure aus der Jugendhilfe, aus<br />

der Politik und aus den Medien – ein Bewusstsein<br />

dafür schaffen, dass man – bei<br />

aller notwendigen Prävention – auch „der<br />

Prävention vorbeugen“ muss. Darin eingeschlossen<br />

ist die Entscheidung, mit welchem<br />

Teil von „Risiko“ man zugunsten von<br />

Freiheit leben will.“ 12<br />

Wir alle sind daher aufgerufen, immer wieder<br />

J die Balance zwischen dem Respekt gegenüber<br />

Eltern und ihren Bemühungen zu<br />

suchen,<br />

J für das Wohl ihrer Kinder nach ihren Möglichkeiten<br />

zu sorgen und<br />

J der Verpflichtung, Kinder vor Gefahren für<br />

ihr Wohl zu schützen.<br />

„ElternKindZentren<br />

wollen eine bedarfsgerechte,<br />

integrierte<br />

Angebotsstruktur<br />

entwickeln, mit denen<br />

Bildungs und Entwicklungsprozesse<br />

von<br />

Kindern gefördert und<br />

Eltern bzw. Familien<br />

unterstützt werden.“<br />

11 Siehe dazu Diller in DJI<br />

(Hg.) DJI Bulletin 80 3/4<br />

2007 S. 17 ff. m.w.N.<br />

12 Stellungnahme des Bundesjugendkuratoriums<br />

vom<br />

Dezember 2007, Jugendamt<br />

2008, 72.<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!