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Dokumentation - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe

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Eröffnung und Begrüßung<br />

Dr. Uwe Becker J Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Öffentliche und Freie Wohlfahrtspflege NRW<br />

Sehr geehrter Herr Minister Laschet,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich darf Sie ganz herzlich hier in Gelsenkirchen<br />

zu der Fachtagung „Kindesschutz<br />

gemeinsam gestalten“ begrüßen. Schon<br />

die große Teilnehmerzahl macht deutlich,<br />

wie wichtig diese Veranstaltung ist.<br />

Städte und Gemeinden sowie Kreise – also<br />

die Öffentliche Wohlfahrtspflege – haben<br />

gemeinsam mit der Freien Wohlfahrtspflege<br />

vor etwas mehr als einem halben Jahr entschieden,<br />

gemeinsam das Thema „Kindesschutz“<br />

intensiv zu behandeln. Die Tatsache,<br />

dass Sie, Herr Minister Laschet, diese<br />

Veranstaltung begleiten und fördern, zeigt,<br />

dass auch das Land Nordrhein-<strong>Westfalen</strong><br />

die Thematik „Kindesschutz“ ganz groß<br />

schreibt und dazu ja auch ein Handlungskonzept<br />

erstellt hat.<br />

Mit zwei ganz grundlegenden Referaten<br />

wird in diese Thematik eingeführt. Herr<br />

Prof. Dr. Wiesner als einer der Fachleute für<br />

Jugendhilfe überhaupt, wird sich aus Sicht<br />

des Bundesministeriums mit dem Spannungsfeld<br />

zwischen staatlichem Wächteramt<br />

und dem grundgesetzlich geschützten<br />

Lebensraum „Familie“ befassen. In einem<br />

zweiten Hauptreferat wird Herr Lukasczyk<br />

sich intensiv mit Standards und fachlichen<br />

Antworten kommunal verorteter Kinderschutzsysteme<br />

beschäftigen.<br />

Ich möchte mich zunächst bei der Arbeitsgruppe<br />

der vielen Fachleute bedanken, die<br />

diese Tagung vorbereitet haben. Schließlich<br />

ging es von Anfang an nicht darum, einzelne<br />

fachliche Aspekte herauszugreifen, sondern<br />

um die Zielsetzung, in einer umfassend<br />

orientierten Auseinandersetzung alle<br />

Aspekte des Kindesschutzes aufzugreifen.<br />

Deswegen waren in der Vorbereitungszeit<br />

nicht nur die Jugendhilfe beteiligt, sondern<br />

auch Schule und Gesundheitsförderung –<br />

also die kommunalen Gesundheitsämter –<br />

in die Überlegung einbezogen:<br />

Eröffnung und Begrüßung J Dr. Uwe Becker<br />

Eklatante Fälle haben uns aufgeschreckt:<br />

Kinder, die Opfer von Gewalt wurden, Kinder<br />

die nach jahrelanger Vernachlässigung<br />

von Polizei oder Jugendamt aus den Wohnungen<br />

der Eltern herausgeholt wurden.<br />

Die große Zahl von Fällen, in denen Kinder<br />

zu Tode gekommen sind – gleich nach der<br />

Geburt, wenig später, durch Gewalteinwirkung,<br />

Vernachlässigung oder schlichtweg<br />

durch Verhungern und Verdursten.<br />

Der Ruf nach den Verantwortlichen wurde<br />

schnell laut. Jugendämter standen im<br />

Mittelpunkt der Kritik. In Bremen, Rostock<br />

und anderen Orten wurden die Verfahrensweisen<br />

der öffentlichen Jugendhilfe einer<br />

kritischen Betrachtung unterzogen.<br />

Es geht aber auch darum zu fragen, an<br />

welchen Stellen die Gesellschaft Verantwortung<br />

trägt. Zu diskutieren ist über die<br />

Frage, warum so viele Menschen wegschauen.<br />

Wieso heruntergelassene Jalousien,<br />

das häufige Weinen und Jammern von<br />

Kindern und offensichtliche Vernachlässigungen<br />

nicht dazu führen, dass Nachbarn<br />

sich rühren, dass die Gesellschaft aktiv<br />

wird, dass Jugendhilfe eingeschaltet wird.<br />

Wir fragen nach den Ursachen für diese<br />

Ereignisse. Wir müssen die Folgen für die<br />

Kinder klären und Maßnahmen ergreifen.<br />

Außerdem ist darüber zu sprechen, welche<br />

Verantwortung die gesamte Gesellschaft<br />

trägt, was an unserem Gemeinwesen zu<br />

verändern ist.<br />

Schwierige Lebenslagen sind der Jugendhilfe<br />

und der Sozialhilfe seit langem bekannt.<br />

Die professionellen Dienste mussten<br />

immer wieder mit extremen Verwahrlosungssituationen<br />

umgehen. Inzwischen<br />

befinden wir uns aber mitten in der Armutsdiskussion.<br />

Erwachsene Menschen geben<br />

sich selbst auf. Sie lassen ihre Kinder<br />

fallen, sie kümmern sich nicht mehr, der<br />

Tag wird zum Einerlei, an dem Erziehung<br />

und Förderung, oft sogar die notwendige<br />

grundlegende Versorgung, keinen Platz<br />

J Dr. Uwe Becker<br />

„Es geht aber auch<br />

darum zu fragen, an<br />

welchen Stellen<br />

die Gesellschaft Verantwortung<br />

trägt.<br />

Zu diskutieren ist über<br />

die Frage, warum so<br />

viele Menschen<br />

wegschauen.“<br />

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