Dokumentation - Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe
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6<br />
„Zwischen der Geburt<br />
und der Kindertageseinrichtung<br />
liegt ein<br />
ganz wesentlicher Entwicklungszeitraum.“<br />
mehr haben. Wir müssen mit allen unseren<br />
Möglichkeiten gegen eine solche gesellschaftliche<br />
Entwicklung vorgehen. Das<br />
soziale Elend großer Gruppen kann nicht<br />
hingenommen werden. Dies schon gar<br />
nicht, wenn davon auch Kinder betroffen<br />
sind, wenn die Zukunft von jungen Menschen<br />
auf dem Spiel steht.<br />
Die Fachtagung beschäftigt sich heute<br />
nicht nur mit Feststellungen über die<br />
Situation der Gesellschaft. Es geht auch<br />
darum, über Maßnahmen zu reden, handlungsfähig<br />
zu sein und Perspektiven aufzuzeigen.<br />
Die Foren beschäftigen sich mit<br />
unterschiedlichen Ansätzen je nach Alter<br />
der Kinder. Dieser Ansatz scheint mir sehr<br />
interessant zu sein, weil er deutlich macht,<br />
dass je nach Alter der Kinder die Unterstützungsmaßnahmen<br />
sehr unterschiedlich<br />
sein können. Andererseits ist auch entsprechend<br />
dem Alter der Zugang zu Kindern<br />
und Familien von sehr verschiedenartigen<br />
Institutionen geprägt.<br />
Zwischen der Geburt und der Kindertageseinrichtung<br />
liegt ein ganz wesentlicher Entwicklungszeitraum.<br />
Entscheidende Prägungen<br />
der Kinder erfolgen hier. Sprachliche<br />
Förderung, Zuwendung und Geborgenheit<br />
sind wesentliche Elemente dieser Phase.<br />
Das Kind ist zum großen Teil ganz und gar<br />
in der Obhut der Familie, der Mutter und<br />
des Vaters und der Geschwister. Überforderungen<br />
in Familien treten oft schon in<br />
dieser Phase auf.<br />
Konsequenter Kindesschutz verlangt<br />
Beratung und Unterstützung. Er muss aber<br />
auch Formen finden, die in Notlagen den<br />
Zugang zu diesen Familien finden. Dies<br />
führt dazu, dass in vielen Jugendämtern<br />
darüber nachgedacht wird, einen konsequenten<br />
Besuchsdienst nach der Geburt<br />
einzurichten.<br />
Gleichzeitig werden Überlegungen angestellt,<br />
verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen<br />
auch über Sanktionen sicherzustellen.<br />
Die Förderung und Unterstützung von<br />
vernachlässigten Kindern in dieser Altersgruppe<br />
scheint mir besonders schwierig.<br />
Im Zusammenhang mit dem KiBiz versuchen<br />
wir intensiv die Betreuung von Kindern<br />
unter 3 Jahren in Tageseinrichtungen<br />
auszubauen. Wir sind inzwischen soweit,<br />
dass an manchen Orten 100 % aller Kinder<br />
ab dem 3. Lebensjahr eine Kindertageseinrichtung<br />
besuchen. Aus diesem Gesichtspunkt<br />
ist es nur konsequent, diese<br />
Altersgruppe gesondert zu betrachten. Fast<br />
alle Kinder sind in Tageseinrichtungen für<br />
Kinder. Gleichwohl ist uns allen bewusst,<br />
dass es weiterhin schwierig bleibt, Grauzonen<br />
aufzudecken und mit der notwendigen<br />
Sensibilität in das Verhältnis zwischen<br />
Eltern, Kindern und öffentlicher Jugendhilfe<br />
neue Handlungsfelder einzubeziehen.<br />
Das Gleiche gilt für Kinder im Schulalter. Es<br />
besteht Schulpflicht. Alle Kinder müssen<br />
die Schule besuchen. Angesichts dieser<br />
Ausgangslage könnte vermutet werden,<br />
dass Notlagen von Kindern erkannt werden,<br />
dass professionelle Hilfe in Grenzsituationen<br />
immer zur Verfügung steht.<br />
Wir wissen, dass es anders ist. Schule ist<br />
damit überfordert. Schule kann nicht immer<br />
erkennen, in welcher Situation sich Kinder<br />
befinden. Hier ist Unterstützung notwendig.<br />
Eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />
Jugendhilfe und Schule muss deutlich verbessert<br />
werden. Wir müssen noch stärker<br />
Kindern helfen, die in schwierigen Lebenslagen<br />
sind. Wir müssen sie fördern, wenn<br />
sie Unterstützungsbedarfe haben. Gleichzeitig<br />
darf weder Schule noch Jugendhilfe<br />
beliebig eingreifen.<br />
Sie sehen, meine Damen und Herren, wir<br />
haben uns mit dieser Tagung viel vorgenommen.<br />
Schließlich sollen nicht nur fachliche<br />
und pädagogische Aspekte diskutiert<br />
werden. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
werden in einer Arbeitsgruppe<br />
diskutiert werden.<br />
Am Ende unserer Tagung steht die Frage,<br />
ob und welche veränderten strukturellen<br />
und gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
für einen verbesserten Kinderschutz wir in<br />
NRW brauchen.<br />
Ich gehe für mich davon aus, dass ich heute<br />
vieles dazulernen werde.<br />
Ich wünsche der Tagung einen guten Verlauf.