Gedenkstättenführer - Landeszentrale für politische Bildung ...
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Gedenkstätten zur Gewaltgeschichte des 20. Jh. in Mecklenburg-Vorpommern<br />
14<br />
Seit Ende der 1940er Jahre geriet die Erinnerung an die Opfer des NS-<br />
Regimes immer mehr in das Fahrwasser der SED-Politik. Die Opfer der<br />
NS-Rassenpolitik wurden gegenüber den <strong>politische</strong>n Häftlingen zurückgesetzt,<br />
ganze Opfergruppen wurden ausgeblendet, z. B. mit dem Verbot<br />
der Zeugen Jehovas 1950. Die sowjetische Besatzungsmacht und<br />
die SED-Führung nutzten Entnazifizierung und Antifaschismus zur<br />
Durchsetzung ihrer Macht und als Hebel <strong>für</strong> sozio-ökonomische Veränderungen.<br />
Für die SED blieb ihr Verständnis von Antifaschismus bis<br />
zuletzt wichtigste Legitimation <strong>für</strong> ihre Herrschaft und die jeweils aktuelle<br />
Politik. Entsprechend widersprüchlich verlief die Ent nazifizierungs -<br />
po litik von sowjetischer Besatzungsmacht und SED. Während auf der einen<br />
Seite Tausende Internierte in den Speziallagern ohne jede Chance<br />
auf eine individuelle juristische Prüfung ihres Falls saßen, Menschen von<br />
den Sowjetischen Militärtribunalen aufgrund erpresster Geständnisse<br />
zu langjährigen Lagerstrafen verurteilt und in deutsche oder sowjetische<br />
Lager verbracht wurden, beendete die SMAD mit dem Befehl 35<br />
Anfang 1948 die Entnazifizierung . Die Integration der kleinen Pg’s durch<br />
die SED hatte bereits begonnen; ihnen war mit der Gründung der NDPD<br />
1948 auch eine begrenzte Interessenvertretung zugestanden worden.<br />
Trotzdem bestanden die Lager Sachsenhausen, Bautzen und Buchenwald<br />
bis 1950, viele Internierte und Verurteilte kamen erst Mitte der<br />
1950er Jahre aus der Sowjetunion zurück oder aus dem ostdeutschen<br />
Strafvollzug frei. Diese Themen blieben bis zum Ende der DDR ein Tabu.<br />
Die SED-Erinnerungspolitik verortete sich – wie in der alten Bundesrepublik<br />
– seit Anfang der 1950er Jahre immer mehr in den Koordinaten des<br />
Kalten Krieges und verlagerte die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit<br />
in einen Kampf gegen den westdeutschen Staat. Der Nachweis<br />
von NS-Verstrickungen bundesdeutscher Politiker und Staatsbeamter<br />
wurde zu einer wichtigen Motivation in der Auseinandersetzung mit der<br />
NS-Geschichte während der 1950er Jahre. Einige der wenigen Denkmal-