Gedenkstättenführer - Landeszentrale für politische Bildung ...
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Gedenkstätten zur Gewaltgeschichte des 20. Jh. in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Gedenkstätten zur Gewaltgeschichte des<br />
20. Jahrhunderts in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Dr. Andreas Wagner<br />
1. Grundlagen der Gedenkstättenarbeit in M-V<br />
Das „Zeitalter der Extreme“ mit den unterschiedlichen Formen der <strong>politische</strong>n<br />
Gewalt im 20. Jahrhundert hat auch in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Spuren hinterlassen, in den individuellen Erinnerungen der Betroffenen<br />
und ihrer Nachkommen, aber auch in Form von baulichen Überresten der<br />
Repressionsapparate oder von Architektur gewordener Gesellschaftsutopie.<br />
1 Dabei sind die Einwohner von Mecklenburg-Vorpommern mit der<br />
schwierigen Herausforderung konfrontiert, sich mit zwei unterschiedlichen<br />
Diktaturerfahrungen auseinander zu setzen und sie in der deutschen<br />
und europäischen Geschichte des letzten Jahrhunderts zu verorten.<br />
Wer mit offenen Augen durch das Land reist, stößt auf zahlreiche Gedenksteine<br />
und –tafeln, museale Gedenkstätten und andere Erinnerungsorte. Nach<br />
<strong>politische</strong>n Zäsuren hat sich die Erinnerungslandschaft einschneidend verändert,<br />
zuletzt nach friedlicher Revolution und deutscher Einheit 1989/90. Gedenkstätten<br />
haben sehr vielfältige Aufgaben, die mit den Begriffen Erinnern,<br />
Mahnen, Forschen und Lernen beschrieben werden können. 2 Gedenkstätten<br />
befinden sich an historischen Orten, bewahren und erklären originale Überreste,<br />
die sich auf Diktaturgeschichte und Kriege beziehen. Sie sind häufig direkte<br />
oder symbolische Friedhöfe. Hierher kommen ehemalige Haftkameraden<br />
oder Angehörige, um ihrem Schmerz oder ihrer Trauer Ausdruck zu<br />
geben. Wobei mit wachsendem zeitlichen Abstand zu den Ereignissen die<br />
Funktion als Lernort immer wichtiger wird. Und die Frage, wie das Erinnern<br />
lebendig bleibt und nicht in einem allein ritualisierten Gedenken erstarrt,<br />
steht als Herausforderung vor den Gedenkstätten im 21. Jahrhundert.<br />
Nach der Zerschlagung des NS-Regimes etablierte sich eine neue Erinnerungsstrategie,<br />
die zum ersten Mal nicht das Vergessen zum obersten Prin-<br />
3<br />
1 Vgl. Karge, Wolf/Rübesamen, Hugo/Wagner,<br />
Andreas, Bestandsaufnahme <strong>politische</strong>r Memoriale<br />
in Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin<br />
1998; Gedenkstätten <strong>für</strong> die Opfer des<br />
Nationalsozialismus. Eine Dokumentation,<br />
hrg. von der Bundeszentrale <strong>für</strong> <strong>politische</strong><br />
<strong>Bildung</strong>, Bd. 2, Bonn 1999; Kaminsky, Anne<br />
(Hrg.), Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen,<br />
Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in<br />
SBZ und DDR, Berlin 2007.<br />
2 Vgl. Lutz, Thomas, Anmerkungen zur Pädagogik<br />
in Gedenkstätten <strong>für</strong> die Opfer des<br />
Nationalsozialismus, in: Endlich, Stefanie/<br />
Lutz, Thomas, Gedenken und Lernen an historischen<br />
Orten. Ein Wegweiser zu Gedenkstätten<br />
<strong>für</strong> die Opfer des Nationalsozialismus<br />
in Berlin, Berlin 1995, S. 16-19.