Gedenkstättenführer - Landeszentrale für politische Bildung ...
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Gedenkstätten zur Gewaltgeschichte des 20. Jh. in Mecklenburg-Vorpommern<br />
21 Vgl. Behrens, Heidi/Wagner, Andreas (Hrg.),<br />
Deutsche Teilung, Repression und Alltagsleben.<br />
Erinnerungsorte der DDR-Geschichte,<br />
Leipzig 2004; Behrens, Heidi/Ciupke, Paul/<br />
Reichling, Norbert (Hrg.), Lernfeld DDR-Geschichte.<br />
Ein Handbuch <strong>für</strong> die <strong>politische</strong> Jugend-<br />
und Erwachsenenbildung, Schwalbach/Ts.<br />
2009; <strong>Bildung</strong>skatalog SED-Diktatur<br />
und deutsche Teilung. Materialien <strong>für</strong> die<br />
schulische und außerschulische <strong>Bildung</strong>sarbeit,<br />
Schwalbach/Ts. 2009.<br />
26<br />
Vielfältig sind ebenfalls die Spuren der SED-Herrschaft. In der stalinistischen<br />
Periode verfolgten die Sicherheitsorgane der DDR Andersdenkende<br />
und missliebige Personen mit unbarmherziger Härte, wurde die Justiz<br />
als Hebel zur sozio-ökonomischen Umgestaltung der Gesellschaft<br />
genutzt. Hotel- und Gaststättenbesitzer in den Ostseebädern aufgrund<br />
fingierter Straftatbestände enteignet, Bauern kamen wegen ihrer Ablehnung<br />
der Kollektivierung ins Gefängnis, ganze Familien wurden 1952 und<br />
1961 zwangsweise aus dem Grenzsperrgebiet ausgesiedelt. Politiker, die<br />
gegen die Vorherrschaft der SED auftraten, kamen ins Gefängnis. Abtrünnige<br />
Kommunisten gerieten in die Mühlen der <strong>politische</strong>n Strafjustiz wie<br />
die Zeugen Jehovas oder oppositionelle Schüler und Studenten. Seit den<br />
1960er Jahren wandelten sich die Methoden der Staatssicherheit. Zwar<br />
nahm die offene Brutalität zugunsten psychischen Drucks („Zersetzung“)<br />
ab, aber die Überwachung und Kontrolle der Gesellschaft erreichte bis<br />
1989 ungeahnte Ausmaße. Trotzdem gab es viele Menschen, die sich der<br />
Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit verweigerten, entstand eine<br />
kleine Oppositionsbewegung, zumeist unter dem Dach der evangelischen<br />
Kirche. Hier besteht die Chance, noch möglichst viele Menschen<br />
mit ihren unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema zu befragen,<br />
sich einen Einblick in die Tätigkeit der DDR-Staatssicherheit an historischen<br />
Orten zu verschaffen, sich mit Entscheidungssituationen zu beschäftigen<br />
und sich in der Bewertung des Handelns der Menschen zu<br />
versuchen. 21<br />
Diese Themen lassen sich nicht nur an bereits gekennzeichneten Orten,<br />
in musealen Gedenkstätten oder Archiven bearbeiten, sondern – und<br />
dann mit besonderer Spannung – auch an bisher nicht gekennzeichneten<br />
Orten. Hier sind die Fakten erst noch zusammenzutragen, Deutungen<br />
selbst zu entwickeln und die Reaktionen der Öffentlichkeit auf das<br />
Sichtbarmachen von Geschichte auszuhalten. Hier betritt man völliges<br />
Neuland und ist nicht auf das Wiederholen bereits erarbeiteter Fakten,