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blut3

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Es schaute noch immer hinunter zu ihr. »Jetzt weißt du's«,<br />

sagte es verstört.<br />

»Das bist du ...»<br />

»Das ist der Körper, den ich mal bewohnt hab', ja. Er hieß<br />

Barberio. Ein Krimineller, nichts Weltbewegendes. Nach Größe<br />

hat er nie gestrebt.«<br />

»Und du?«<br />

»Sein Krebs. Ich bin das Stück von ihm, das durchaus gestrebt<br />

hat, das sich durchaus danach gesehnt hat, mehr zu sein als eine<br />

bescheidene kleine Zelle. Ich bin ein träumendes Leiden. Kein<br />

Wunder, daß ich die Filme liebe.«<br />

Der Zelluloidsohn weinte, über den Rand des zerborstenen<br />

Bodens geneigt, und sein wahrer Körper war jetzt, da er keinen<br />

Grund mehr hatte, etwas Glorioses zu fabrizieren, den Blicken<br />

preisgegeben.<br />

Es war ein scheußliches Ding, ein fetter Tumor, der sich an<br />

vergeudeter Leidenschaft gemästet hatte. Ein Schmarotzer in<br />

der Gestalt einer Nacktschnecke und mit der Struktur von<br />

roher Leber. Einen Moment lang bildete sich, miserabel modelliert,<br />

an seinem Kopfende ein zahnloser Mund und sagte:<br />

»Werd' wohl eine neue Methode finden müssen, deine Seele zu<br />

fressen.«<br />

Es plumpste neben Birdy in den Blindschacht hinunter. Ohne<br />

seinen schimmernden Technicolormantel hatte es die Größe<br />

eines kleinen Kindes. Sie zuckte zurück, als es einen Sensor<br />

ausstreckte, um sie zu berühren, aber die Ausweichmöglichkeiten<br />

waren sehr begrenzt. Der Blindschacht war eng, und<br />

überdies war er auch noch mit etwas blockiert, das nach<br />

zerbrochenen Stühlen und ausrangierten Gebetbüchern aussah.<br />

Es gab keinen Ausweg, bis auf den Weg, den sie gekommen<br />

war, und der lag viereinhalb Meter über ihrem Kopf.<br />

Versuchsweise berührte der Krebs ihren Fuß, und sie mußte<br />

sich erbrechen. Sie konnte einfach nicht anders, obwohl sie sich<br />

schämte, daß sie solch primitiven Reaktionen nachgab. Nichts

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