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blut3

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Rohkopf war zur Gänze aus seinem Grab gestiegen. Zum<br />

ersten Mal seit Jahrhunderten begann er sich aufzurichten.<br />

Klumpen feuchten Erdreichs fielen von seinem Rumpf, als er<br />

sich zu seiner vollen Größe emporreckte, einen knappen Meter<br />

über Garrows einsachtzig.<br />

Thomas Garrow stand in Rohkopfs Schatten und hielt den Blick<br />

noch immer auf das gähnende Loch geheftet, aus dem sich der<br />

König erhoben hatte. Mit der rechten Hand umklammerte er<br />

noch immer seinen Spaten. Rohkopf hob ihn an den Haaren<br />

hoch. Die Kopfhaut riß unter dem Gewicht des Körpers, also<br />

packte Rohkopf Garrow um den Hals, den seine Gigantenhand<br />

mühelos umschloß.<br />

Blut von seiner Kopfhaut lief Garrow übers Gesicht, und die<br />

Empfindung rüttelte ihn wach. Der Tod stand unmittelbar<br />

bevor, und er wußte es. Er schaute zu seinen Beinen hinab, die<br />

sinnlos unter ihm herumstrampelten, dann schaute er auf und<br />

starrte direkt in Rohkopfs mitleidloses Gesicht.<br />

Es war riesig, wie der Herbstmond, riesig und bernsteinfarben.<br />

Aber dieser Mond hatte Augen, die in seinem bleichen narbenübersäten<br />

Gesicht brannten. In jeder Hinsicht glichen sie<br />

Wunden, diese Augen, als hätte sie jemand ins Fleisch von<br />

Rohkopfs Gesicht gestanzt und dann zwei Kerzen hineingestellt,<br />

die in den Löchern flackerten.<br />

Garrow war überwältigt von der ungeheuerlichen Größe dieses<br />

Mondes. Er ließ den Blick von Auge zu Auge schweifen, und<br />

dann zu den nassen Schlitzen, die seine Nase waren, und<br />

schließlich, in kindlichem Entsetzen, hinunter zum Mund.<br />

Gott, dieser Mund, er war so breit, so höhlenartig tiefliegend,<br />

daß er den Kopf in zwei Teile zu spalten schien, als er sich<br />

öffnete. Das war Thomas Garrows letzter Gedanke. Daß der<br />

Mond sich in zwei Teile spaltete und aus dem Himmel auf ihn<br />

herabstürzte.<br />

Dann drehte der König den Körper um, wie er es schon immer<br />

mit seinen getöteten Feinden gemacht hatte, und trieb ihn mit

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