15.12.2012 Aufrufe

jahresbericht annual report - Staatliche Hochschule für Gestaltung ...

jahresbericht annual report - Staatliche Hochschule für Gestaltung ...

jahresbericht annual report - Staatliche Hochschule für Gestaltung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

K W<br />

M T<br />

114<br />

P R O F. D R . B O R I S G R O yS<br />

professionellen Kenntnisse. Zugleich ist das<br />

Medium Fernsehen »cool«, weil es wenige In-<br />

formationen in einer relativ losen Reihenfolge<br />

vermittelt, so dass der Zuschauer dabei »cool«,<br />

unkonzentriert bleiben kann. Die Arbeit mit<br />

dem Computer, insbesondere mit dem Inter-<br />

net, erfordert dagegen einen Grad an Konzen-<br />

tration, der denjenigen bei der Buchlektüre<br />

möglicherweise sogar übersteigt. Das Internet<br />

ist somit ein heißes Medium – im Unterschied<br />

zum Fernsehen. Jetzt wird deutlich, wozu die<br />

Ausstellungen dienen, in welchen den Besu-<br />

chern die Möglichkeit angeboten wird, mit<br />

Computer und Internet nicht privat, sondern<br />

öffentlich umzugehen – nämlich der Abküh-<br />

lung des Mediums Internet. In solchen Aus-<br />

stellungen wird die Aufmerksamkeit des Be-<br />

suchers erweitert. Man konzentriert sich nicht<br />

mehr auf einen einzelnen Bildschirm, sondern<br />

wandert von einem Bildschirm zum anderen,<br />

von einer Computerinstallation zur anderen.<br />

Diese Bewegung eines Besuchers im Ausstel-<br />

lungsraum macht die materielle, dingliche<br />

Seite der Medienkunst sichtbar – ihre hard-<br />

ware. Vor allem aber geraten andere Besucher<br />

der Ausstellung in das Blickfeld des Betrach-<br />

ters – und wirken oft interessanter als die aus-<br />

gestellten Gegenstände. Somit fühlt sich der<br />

Besucher selbst mit ausgestellt, denn er weiß,<br />

dass er von anderen Besuchern ebenfalls be-<br />

obachtet wird. Die Abkühlung der Virtualität<br />

im Ausstellungsraum ist ein Vorgang, der,<br />

wenn man will, der Auflösung des realen<br />

Raums in der Virtualität entgegenwirkt, so wie<br />

McLuhan es seinerzeit von der Kunst gefordert<br />

hat, indem er die Kunst auf folgende Weise de-<br />

finierte: »Art is exact information of how to re-<br />

arrange one’s psyche in order to anticipate the<br />

next blow from our own extended faculties«.<br />

P R O F. D R . B O R I S G R Oy S<br />

the opportunity to use computers and the Internet in public rather than in private. They are<br />

meant to cool down the medium of the Internet. Such exhibitions expand the visitors’ attention<br />

span. You no longer concentrate only on a single screen, but wander from one screen to the next,<br />

from one computer installation to another. This movement of a visitor in the exhibition space<br />

shows the material, physical side of media art – its hardware. But above all, other exhibition<br />

visitors move into the focus of the observer – and often seem more interesting than the exhib-<br />

its. Visitors consequently feel as if they are also being exhibited, because they know that they<br />

are also observed by other visitors. The cool-down of virtuality in the exhibition space is a proc-<br />

ess that – if you want – counteracts the dissolution of real space in virtuality, just as McLuhan in<br />

his time demanded it of art by defining it in the following way: “Art is exact information of how<br />

to arrange one’s psyche in order to anticipate the next blow from our own extended faculties”.<br />

A H<br />

M T<br />

115

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!