jahresbericht annual report - Staatliche Hochschule für Gestaltung ...
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professionellen Kenntnisse. Zugleich ist das<br />
Medium Fernsehen »cool«, weil es wenige In-<br />
formationen in einer relativ losen Reihenfolge<br />
vermittelt, so dass der Zuschauer dabei »cool«,<br />
unkonzentriert bleiben kann. Die Arbeit mit<br />
dem Computer, insbesondere mit dem Inter-<br />
net, erfordert dagegen einen Grad an Konzen-<br />
tration, der denjenigen bei der Buchlektüre<br />
möglicherweise sogar übersteigt. Das Internet<br />
ist somit ein heißes Medium – im Unterschied<br />
zum Fernsehen. Jetzt wird deutlich, wozu die<br />
Ausstellungen dienen, in welchen den Besu-<br />
chern die Möglichkeit angeboten wird, mit<br />
Computer und Internet nicht privat, sondern<br />
öffentlich umzugehen – nämlich der Abküh-<br />
lung des Mediums Internet. In solchen Aus-<br />
stellungen wird die Aufmerksamkeit des Be-<br />
suchers erweitert. Man konzentriert sich nicht<br />
mehr auf einen einzelnen Bildschirm, sondern<br />
wandert von einem Bildschirm zum anderen,<br />
von einer Computerinstallation zur anderen.<br />
Diese Bewegung eines Besuchers im Ausstel-<br />
lungsraum macht die materielle, dingliche<br />
Seite der Medienkunst sichtbar – ihre hard-<br />
ware. Vor allem aber geraten andere Besucher<br />
der Ausstellung in das Blickfeld des Betrach-<br />
ters – und wirken oft interessanter als die aus-<br />
gestellten Gegenstände. Somit fühlt sich der<br />
Besucher selbst mit ausgestellt, denn er weiß,<br />
dass er von anderen Besuchern ebenfalls be-<br />
obachtet wird. Die Abkühlung der Virtualität<br />
im Ausstellungsraum ist ein Vorgang, der,<br />
wenn man will, der Auflösung des realen<br />
Raums in der Virtualität entgegenwirkt, so wie<br />
McLuhan es seinerzeit von der Kunst gefordert<br />
hat, indem er die Kunst auf folgende Weise de-<br />
finierte: »Art is exact information of how to re-<br />
arrange one’s psyche in order to anticipate the<br />
next blow from our own extended faculties«.<br />
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the opportunity to use computers and the Internet in public rather than in private. They are<br />
meant to cool down the medium of the Internet. Such exhibitions expand the visitors’ attention<br />
span. You no longer concentrate only on a single screen, but wander from one screen to the next,<br />
from one computer installation to another. This movement of a visitor in the exhibition space<br />
shows the material, physical side of media art – its hardware. But above all, other exhibition<br />
visitors move into the focus of the observer – and often seem more interesting than the exhib-<br />
its. Visitors consequently feel as if they are also being exhibited, because they know that they<br />
are also observed by other visitors. The cool-down of virtuality in the exhibition space is a proc-<br />
ess that – if you want – counteracts the dissolution of real space in virtuality, just as McLuhan in<br />
his time demanded it of art by defining it in the following way: “Art is exact information of how<br />
to arrange one’s psyche in order to anticipate the next blow from our own extended faculties”.<br />
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