16.12.2012 Aufrufe

Jahrbuch 2006/2007, Teil 1 - Westdeutsches Tumorzentrum Essen

Jahrbuch 2006/2007, Teil 1 - Westdeutsches Tumorzentrum Essen

Jahrbuch 2006/2007, Teil 1 - Westdeutsches Tumorzentrum Essen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

PREISTRÄGER 2005 DER C.G.-SCHMIDT-MEDAILLE<br />

DES WESTDEUTSCHEN TUMORZENTRUMS<br />

OKKULTE TUMORZELLDISSEMINIERUNG<br />

ALS KERNPROBLEM DER KLINISCHEN ONKOLOGIE<br />

Prof. Dr. Klaus Pantel<br />

Institut für Tumorbiologie, Universitätsklinikum Hamburg<br />

Solide Tumoren stellen die Mehrzahl aller Krebsneuerkrankungen dar (ca. 300.000<br />

Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland). Die Metastasierung von Tumorzellen aus<br />

dem Primärtumor über die Lymph- und Blutbahnen in sekundäre Organe, wie die Leber,<br />

die Lunge oder das Knochenmark (KM), ist für das Gros aller krebsbezogenen Todesfälle<br />

in den westlichen Industrieländern verantwortlich. Die Entscheidung, ob eine systemische<br />

adjuvante Therapie nach chirurgischer Resektion des Primärtumors zur Sekundärprävention<br />

eines metastatischen Rezidivs beim einzelnen Patienten eingesetzt wird,<br />

beruht derzeit lediglich auf statistisch gewonnenen Prognose-Indices. Trotz vermeintlich<br />

kurativer Resektion des Primärtumors werden bei vielen Krebspatienten im weiteren<br />

Verlauf Tumorrezidive diagnostiziert. Diese sind wahrscheinlich auf eine frühzeitige<br />

Tumorzelldisseminierung zurückzuführen, die dem initialen klinisch-radiologischen<br />

Tumorstaging entgangen ist. Trotz großer Fortschritte in der Typisierung von Tumoren<br />

sowie der Identifizierung und Charakterisierung disseminierter Tumorzellen im Knochenmark<br />

der Patienten ist die metastatische Kaskade, d. h. der Ablauf der Prozesse, die von<br />

der Tumorzelldisseminierung zur Ausbildung einer Metastase führen, noch weitgehend<br />

unverstanden.<br />

In der Regel haben solide Tumore ein bestimmtes Metastasierungsverhalten, das durch<br />

Zielorgane charakterisiert ist, in denen präferenziell zuerst Metastasen entstehen. So<br />

gehören Mammakarzinome zu den Tumoren mit bevorzugter Skelettmetastasierung,<br />

während Kolonkarzinome nur selten ins Skelettsystem metastasieren. Durch Anwendung<br />

sensitiver immunzytochemischer Methoden konnte in den letzten Jahren jedoch gezeigt<br />

werden, dass disseminierte epitheliale Tumorzellen aus verschiedenen Primärtumorgeweben<br />

trotz ihrer unterschiedlichen Metastasierungsmuster eine vergleichbar hohe<br />

Affinität zum KM besitzen. Diese überraschende Beobachtung erklärt sich dadurch, dass<br />

das KM ein beliebtes Homingorgan und Reservoir für epitheliale Tumorzellen darstellt.<br />

Im KM bilden sie nach einer sehr variablen Latenzperiode („Dormancy“) Metastasen<br />

(Beispiel Mammakarzinom) oder können aus dem KM über die Blutbahn in andere Organe<br />

gelangen und aufgrund besserer Wachstumsbedingungen schneller Metastasen bilden<br />

(Beispiel Kolonkarzinom).<br />

108

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!