16.12.2012 Aufrufe

Jahrbuch 2006/2007, Teil 1 - Westdeutsches Tumorzentrum Essen

Jahrbuch 2006/2007, Teil 1 - Westdeutsches Tumorzentrum Essen

Jahrbuch 2006/2007, Teil 1 - Westdeutsches Tumorzentrum Essen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

gedanklich in gelassener Einwilligung vom „Hier-und-Jetzt“ abzulösen verstehen. Im antizipatorischen<br />

Trauern, entsteht also eine gewisse Immunisierung, eine Vorbereitung auf<br />

überwältigendere Trauerreaktionen, die uns in der Zukunft noch bedrohen werden, weil wir<br />

sie kognitiv schon einmal bewältigt haben. Die vorauseilenden Phantasien um das eigene<br />

Trauern sind eine psychohygienische Quelle für die emotionale Kompetenz derer, die<br />

Sterbebegleitung leisten müssen – im täglichen Umgang mit dem Tod anderer.<br />

Letzte Bedürfnisse Sterbender: Bei Schwerkranken besteht der Wunsch nach körperlicher<br />

Unversehrtheit und nach höchstmöglicher verbleibender Lebensqualität. Schmerzlinderung<br />

ist ein dominierendes Motiv Sterbender. Dem Schutz vor einer Verletzung von Integrität und<br />

Intimität dient die Bewahrung von Würde, wenn Kranke körperliche Beeinträchtigungen<br />

oder Entstellungen erleiden. Dem Sterbenskranken darf die Selbstachtung nicht abhanden<br />

kommen. Sterbende brauchen den Erhalt oder die Stärkung ihres bedrohten Selbstwertgefühls<br />

vor dem Hintergrund der Krise. Im Sterbeprozess sind Körperkontakt oder symbolische<br />

Formen von Nähe hilfreich, die vermitteln, dass also nicht alleine gestorben werden<br />

muss. Zentral ist das Bedürfnis, letzte Dinge zu erledigen: ein Testament, ein letztes<br />

Fortwirken, ein symbolisches Festhalten, ein Stück Abschied. Ein persönliches Bekenntnis<br />

kann eine wichtige Voraussetzung für das Loslassen schaffen. Trotz eines erkennbaren<br />

nahen Todes ist das Bestehenlassen von Hoffnung bzw. wenigstens die Begrenzung von<br />

Hoffnungslosigkeit ausschlaggebend.<br />

(veröffentlicht im<br />

„Public Health Forum“ Heft 43/ 2004<br />

bei Elsevier GmbH,<br />

Urban & Fischer Verlag, München)<br />

69

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!