Jahrbuch 2006/2007, Teil 1 - Westdeutsches Tumorzentrum Essen
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PRÄVENTION UND FRÜHERKENNUNG<br />
1. Einführung<br />
Vermeidung und Früherkennung von Krebs – da sind die Experten einig – sind elementare,<br />
wenn nicht die wichtigsten Methoden einer erfolgreichen Krebsbekämpfung und politischer<br />
Wille. In der Europäischen Union erkranken jährlich 2,8 Millionen Menschen neu an<br />
Krebs, 1,9 Millionen erliegen der Erkrankung. Jeder 4. Europäer stirbt an einem Karzinom.<br />
Dabei gibt es deutliche Unterschiede in der Häufigkeit von Krebserkrankungen: im Süden<br />
und Osten Europas steht bei den Männern das Lungenkarzinom an erster Stelle, im Westen<br />
und Norden das Prostatakarzinom. Auch die Sterblichkeit an Karzinomen entwickelt sich<br />
verschieden: Die Sterblichkeit am Lungenkarzinom beim Mann, Mammakarzinom,<br />
Magenkarzinom, Cervixkarzinom, Melanom und Schilddrüsenkarzinom ist rückläufig; das<br />
Lungenkarzinom der Frau z. B. nimmt zu.<br />
Warum ist diese Feststelllung so wichtig?<br />
Sie zeigt, dass Krebserkrankungen im weitesten Sinne „umweltbedingt“ sein können und<br />
dass „gesundheitspolitische Maßnahmen“ Einfluss auf Häufigkeit und Sterberaten nehmen.<br />
Man geht davon aus, dass jede neue Krebserkrankung durch die „Umwelt“ erzeugt<br />
wird, und damit vermeidbar ist!<br />
– Rauchen (z. B. Karzinome der Atemwege) nimmt hiervon etwa die Hälfte ein, gefolgt von<br />
– Sonneneinstrahlung (z. B. Hautkrebs),<br />
– Infektionen (z. B. Hepatitis → Leberkarzinom),<br />
– Alkohol (z. B. Kopf-, Hals-, Speiseröhrenkrebs) und<br />
– starkes Übergewicht (BMI > 30, z. B. Dickdarmkrebs).<br />
Der Umfang der politischen Dimension wird neben der Forderung nach Umsetzung wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse in gesundheitsfördernde Programme dadurch deutlich, dass<br />
ärmere Bevölkerungsschichten häufiger an Lungen- oder Magenkrebs erkranken als wohlhabende;<br />
dies zeigt die Komplexität der Verantwortung, aber auch der Umsetzung von<br />
krankheitsverhindernden Maßnahmen, Gesundheitserziehung, Medienarbeit, kommunales<br />
Engagement u. v. a.<br />
Am Beispiel des Tabakkonsums lässt sich die Maßnahmevielfalt gut verdeutlichen:<br />
Tabaksteuererhöhung, Werbeverbot, Vorschriften für Verpackung und Inhalt, Gesetze für<br />
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