Jahrbuch 2006/2007, Teil 1 - Westdeutsches Tumorzentrum Essen
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TUMOR- UND GEWEBEBANK<br />
Es lassen sich nicht alle Informationen aus fixiertem Material gewinnen, insbesondere<br />
lassen sich diese Zellen nicht wieder zum „Leben erwecken“.<br />
Es zeigt sich, dass die Voraussetzung für qualitativ hochwertige und reproduzierbare Forschung<br />
wesentlich von der Qualität des Untersuchungsmaterials abhängt. Tumorbanken<br />
stellen die Grundlage für diese Form der Spitzenmedizin dar und der forschende Mediziner<br />
muss sich auf hochwertig und standardisiert entnommenes und asserviertes Gewebe für<br />
seine Experimente verlassen können.<br />
Schwäche der Forschungseinrichtungen ist der meist zeitraubende und nicht standardisierte<br />
Zugriff auf klinisches Material. Die Qualität des biologischen Materials ist schwer<br />
kontrollierbar, die dazugehörigen klinischen Daten häufig erst verzögert oder lückenhaft<br />
verfügbar. Durch die seit 1990 am Westdeutschen <strong>Tumorzentrum</strong> <strong>Essen</strong> e. V. etablierte<br />
Tumorgewebebank, versuchen wir dieser Problematik zu begegnen.<br />
Unter der Voraussetzung des Einverständnisses des Patienten bzw. der Patientin werden die<br />
einzulagernden Proben in allen beteiligten Kliniken nach einfachen Standardprotokollen<br />
behandelt, die den Klinikbetrieb nicht stören, mit einer speziellen Transportlösung an die<br />
zentrale Tumorbank gesendet und dort bei –196 ° C eingefroren. Natürliche Abbauprozesse,<br />
die das Gewebe unter Raumtemperatur nach kurzer Zeit für Untersuchungen unbrauchbar<br />
machen würden, werden hierdurch gestoppt. Die angegliederte Datenbank verwaltet die<br />
zugehörigen klinischen Daten und wird laufend auf den neuesten Stand gebracht. Der<br />
Ablauf gewährt einen einheitlich hohen Standard für Forschungsprojekte, die mit diesem<br />
Material durchgeführt werden. Bislang sind etwa 5000 Gewebeproben verschiedenster<br />
Tumorentitäten eingelagert und die dazugehörigen klinischen Daten in der Datenbank<br />
gespeichert. Der entscheidende Vorteil liegt in der sofortigen Verfügbarkeit von Gewebeproben<br />
mit ähnlichen Eigenschaften, zum Bespiel der gleichen Tumorentität. Somit können<br />
wissenschaftlich neue Erkenntnisse zeitnah an einer großen Zahl von humanem<br />
Tumorgewebe erprobt werden und resultierende diagnostische und therapeutische<br />
Neuerungen gegebenenfalls abgeleitet werden.<br />
Hiervon zu unterscheiden ist die patienteneigene Tumorgewebebank, die seit 2005 eingerichtet<br />
ist. Hier ist unter ebenfalls qualitativ hochwertigsten Bedingungen eine Einlagerung von<br />
Gewebe im Patientenauftrag gegen eine Nutzungsgebühr möglich. Der Patient hat jederzeit<br />
Zugriff auf das von ihm eingelagerte Gewebe und kann somit zum Beispiel neue Diagnoseoder<br />
Behandlungsverfahren an seinem individuellen Tumorgewebe erproben lassen.<br />
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