Industrielle Automation 6/2018
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IO-Link verbessert Prüfaufbau<br />
QUALITÄT, AUF<br />
DIE VERLASS IST<br />
Bei qualitativ hochwertigen Elektrowerkzeugen spielt<br />
die Funktionsprüfung eine wichtige Rolle – schließlich<br />
erwarten die Handwerker Perfektion. Diese wird<br />
in modularen Prüfkammern geprüft. Messgeräte mit<br />
IO-Link-Kommunikation haben sich dafür als beste<br />
Lösung erwiesen.<br />
Dipl.-Ing. Klaus D. Hahn, Entwicklungsingenieur<br />
im Betriebsmittelbau bei Bosch: „Die Funktion<br />
unserer Power Tools mithilfe moderner Stromüberwachungsrelais<br />
mit IO-Link-Kommunikation<br />
zu dokumentieren, ist eine sehr elegante Lösung.“<br />
Im Werk Murrhardt von Bosch Power Tools<br />
werden besonders hochwertige Werkzeuge<br />
hergestellt, wie die Schrauberlösung zum<br />
automatisierten Anschrauben von Traktorenhinterachsen<br />
– mit Lasermessgerät, Joystick,<br />
Drehmomenterfassung und -dokumentation<br />
– und das bei einem Schraubergewicht<br />
von knapp einer Tonne. Nicht immer sind es<br />
Schwergewichte, die hier gebaut werden.<br />
Das Werk im schwäbisch-fränkischen Wald<br />
unterstützt zudem das Hauptwerk in Leinfelden<br />
bei der Entwicklung sowie dem Bau<br />
besonderer Power-Tool-Lösungen.<br />
Ein weiteres Beispiel, das zwar nicht bei Gewicht<br />
und Komplexität besonders hervorsticht,<br />
sondern beim übersichtlichen und<br />
modernen Aufbau, sind neu entwickelte,<br />
modular aufgebaute Prüfzellen für qualitativ<br />
hochwertige Elektrowerkzeuge wie Geradschleifer,<br />
Betonschleifer, Bohrmaschinen<br />
etc. Eine Zelle verfügt über zwei Kammern<br />
mit jeweils zwei Einschüben zum Einlegen<br />
von kabelgebundenen Werkzeugen. Für die<br />
Prüfzyklen stehen in jedem Einschub unterschiedliche<br />
Anschlüsse zur Verfügung, die mit<br />
vier Maximal-Wechselspannungen zwischen<br />
50 V und 230 V sowie mit der halben Maximalspannung<br />
beaufschlagt werden können. „Die<br />
dafür erforderliche Flexibilität ließ sich am<br />
besten durch den Einsatz moderner Elektround<br />
Steuerungstechnik realisieren“, so Klaus<br />
D. Hahn aus der Entwicklungsabteilung des<br />
Betriebsmittelbaus.<br />
Das steuerungstechnische Herz der Prüfkammern<br />
bildet ein Simatic Distributed Controller<br />
von Siemens aus dem feinmodularen Periphe-<br />
14 PI-Magazin 2/<strong>2018</strong><br />
riesystem ET 200SP mit fehlersicherer F-CPU.<br />
Der Bediener muss lediglich die Typ-Teilenummer<br />
des Geräts eingeben bzw. auswählen und<br />
die für die Prüfung vorgesehene Zelle benennen.<br />
Anschließend kann die Prüfung beginnen:<br />
drei Minuten mit der halben und sieben<br />
Minuten mit der vollen Betriebsspannung.<br />
QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
PROFITIERT VON DER<br />
STROMÜBERWACHUNG<br />
„Ein zentraler Aspekt der Gesamtkonstruktion<br />
ist die Stromüberwachung, an der wir aus<br />
Sicht des Qualitätsmanagements viel ablesen<br />
können“, erläutert Klaus D. Hahn. Denn bisher<br />
wurde während der Funktionsprüfung lediglich<br />
ein Temperatursensor am Werkzeug angebracht,<br />
der die Betriebstemperatur erfasst<br />
hat. Heute dagegen steht die Stromüberwachung<br />
im Mittelpunkt, weil sich daraus erheblich<br />
mehr Informationen gewinnen lassen als<br />
nur „funktionsfähig“ oder „nicht funktionsfähig“.<br />
Die Strommessung übernehmen dabei<br />
Stromüberwachungsrelais Sirius 3UG4 von<br />
Siemens, die per IO-Link-Anschluss direkt mit<br />
der dezentralen Peripherie verbunden sind.<br />
Das vereinfacht das Engineering und spart<br />
Verdrahtungsaufwand. Die Geräte sind je nach<br />
Parametrierung in der Lage, Ströme von 0,05 A<br />
bis 10 A auf Über- bzw. Unterschreitung sowie<br />
ein definiertes Stromfenster zu überwachen.<br />
Treten größere Ströme auf, kommen Stromwandler<br />
zum Einsatz. Durch das am Gerät<br />
einstellbare Übersetzungsverhältnis reicht die<br />
Anzeige der gemessenen Primärströme dann<br />
bis 750 A. Dabei wird stets der Effektivwert des<br />
Stroms gemessen.<br />
„In unseren Prüfkammern setzen wir solche<br />
Wandler ein, weil die Betriebs- aber auch<br />
die Anlaufströme der einzelnen Power Tools<br />
sehr hoch sein können“, berichtet der Entwicklungsingenieur.<br />
Die von dem Stromüberwachungsrelais<br />
gemessenen Stromwerte<br />
werden digitalisiert per IO-Link an<br />
die Steuerung gemeldet und entsprechend<br />
ausgewertet. Für den Entwicklungsingenieur<br />
hat diese Art der Kommunikation mehrere<br />
Vorteile:<br />
Durch den Verzicht auf Einzelverdrahtung<br />
wird viel Aufwand und Zeit gespart. Denn<br />
in der Anlage befinden sich 16 Stromüberwachungsrelais.<br />
Vier davon lassen sich über<br />
eine gemeinsame Leitung jeweils an einen<br />
IO-Link-Master der Peripheriegeräte anschließen.<br />
Ein weiterer Vorteil dieser Strommessgeräte<br />
in Verbindung mit IO-Link ist, dass die<br />
Analogsignale binär übertragen werden, so<br />
dass es keine Störeinflüsse in der Kommunikation<br />
gibt und auf die Schirmung der Anschlussleitungen<br />
verzichtet werden kann.<br />
Dadurch beeinflussen sich die einzelnen<br />
Messzellen nicht gegenseitig,<br />
Durch die moderne Stromüberwachung<br />
ergeben sich indes weitere Möglichkeiten,<br />
wie die Aufzeichnung von Messkurven, aus<br />
denen sich dann Qualitätsmerkmale und<br />
Materialeigenschaften ableiten lassen. So<br />
können Veränderungen erkannt werden,<br />
noch bevor sie beim Endprodukt zu einem<br />
Mangel führen.<br />
Gerhard Sturm, Siemens AG