Procycling 06.2019
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Bereits bei der Tour de<br />
France 2018 war Kittel hinter<br />
den Erwartungen zurückgeblieben.<br />
Auf der elften Etappe<br />
fiel der bis dato 14-fache<br />
Tour-Tagessieger sogar aus<br />
dem Zeitlimit und musste die<br />
Frankreich-Rundfahrt damit<br />
vorzeitig verlassen.<br />
fluss überschatteten Querelen zwischen ihm und<br />
Katusha-Sportdirektor Dimitri Konyschew das<br />
Rennen: Konyschew hatte Kittel in einem Interview<br />
als „Egoisten“ bezeichnet, der „nur an sich<br />
selbst interessiert“ sei. Nach einem vorzeitigen<br />
Saisonaus im August bei der Deutschland Tour<br />
schien sich über den Winter alles zum Besseren<br />
zu wenden. Zum Saisonstart wirkte Kittel frisch<br />
und motiviert, gewann das Trofeo Palma auf Mallorca<br />
und wurde zwei Wochen später Zweiter der<br />
Clasica de Almeria. Seitdem war es jedoch still<br />
um den einstigen Seriensieger geworden.<br />
Außer dem Satz in Sachen anhaltender „Erschöpfung“<br />
gibt Kittel keine weiteren Hinweise auf die<br />
Gründe des vorzeitigen Ausstiegs bei Katusha-<br />
Alpecin. Auf seiner Website schreibt er: „Ich habe<br />
diese Entscheidung aufgrund meiner Erfahrung<br />
getroffen, dass Veränderungen zu neuen Wegen<br />
und Möglichkeiten führen […]. „An dieser Stelle<br />
möchte ich dem Team für die letzten 1,5 Jahre<br />
und deren Unterstützung danken. Ganz besonders<br />
möchte ich mich bei den Betreuern des<br />
Teams bedanken. Aus tiefstem Herzen kann ich<br />
sagen, dass sie die besten und am härtesten arbeitenden<br />
Menschen sind, die ich je gesehen<br />
habe. Es tut mir leid, dass ich ihre Leidenschaft<br />
nicht mit mehr Siegen und Ergebnissen befeuern<br />
konnte. Ich möchte mich auch bei den Sponso -<br />
ren und Partnern bedanken, die mit ihrer Unterstützung<br />
und ihrem Wissen weiterhin an das<br />
Team glauben.“<br />
Auch bei Katusha-Alpecin reagierte man mit<br />
Bestürzung. Teammanager José Azevedo sagte:<br />
„Mit Bedauern haben wir Marcels Wunsch, sich<br />
vom Team und vom Renngeschehen zurückzuziehen,<br />
akzeptiert. Wir verstehen die Situation,<br />
in der sich Marcel befindet, und wir unterstützen<br />
ihn in dieser schwierigen Zeit voll und ganz.<br />
Alle Teammitglieder werden Marcel auch in Zukunft<br />
unterstützen.“<br />
Wie es mit Marcel Kittel nun weitergeht, ist<br />
ungewiss. Fest steht, dass er ohne Team bei der<br />
bevorstehenden Tour de France nicht an den Start<br />
gehen darf. Auch eine Fortsetzung der Karriere<br />
erscheint nach den letzten beiden schwierigen<br />
Jahren derzeit ungewiss. Kittel selbst will sich auf<br />
ein Karriereende allerdings nicht festlegen. „Trotz<br />
aller Unsicherheiten bin ich zuversichtlich, dass<br />
ich letztendlich neue Chancen und Herausforderungen<br />
finde. Von nun an werde ich mein Glück<br />
und meine Freude über alles stellen und nach<br />
Wegen suchen, dies auch in meiner Zukunft zu<br />
finden. Ich bin sehr gespannt, was kommen wird.<br />
Ich möchte in Zukunft wieder Rennen fahren und<br />
muss einen Plan ausarbeiten, um dieses Ziel zu<br />
erreichen. Dies ist die größte Herausforderung<br />
meiner Karriere und ich nehme sie an.“<br />
„IN DEN LETZTEN ZWEI<br />
MONATEN HATTE ICH DAS<br />
GEFÜHL, ERSCHÖPFT ZU<br />
SEIN. MOMENTAN KANN ICH<br />
NICHT AUF HÖCHSTEM<br />
NIVEAU TRAINIEREN UND<br />
RENNEN FAHREN.“<br />
© Justin Setterfield/Getty Images, Team Katusha-Alpecin (Porträt)<br />
JUNI 2019 | PROCYCLING 15