DAS GROSSE INTERVIEW © Getty Images Aber ob Sunweb Dumoulin die nötige Unterstützung bieten kann, ist fraglich, zumal Verletzungen die Verfügbarkeit seines besten Leutnants, Wilco Kelderman, eingeschränkt haben. Und es ist verblüffend, wie wenige Zugeständnisse er von Sunweb abseits der Straße bekommt. Entsprechend der seit seinen Anfängen unter dem Namen Skil geltenden Philosophie rotieren Manager, Mechaniker und Pfleger. Das heißt, dass Dumoulin, anders als Froome oder Nibali, keine feste Gruppe von Mitarbeitern um sich hat, die ihn das ganze Jahr über zu jedem Rennen begleiten. „Das könnte man verbessern“, räumt Dumoulin ein. „Sie wollen kein Team im Team entstehen lassen. Immer dieselben Mitarbeiter zu haben, hat auch Nachteile, aber es ist nötig, eine Art Grundlinie zu haben.“ Die Anforderungen scheinen jedes Jahr größer zu werden. Extremer Gewichtsverlust zum Beispiel ist normalisiert worden. „Ich habe Bilder von der Tour gesehen, wo ich nicht so gesund aussehe, aber so ist das Leben jetzt für einen Rundfahrer“, „DIE LEUTE SAGEN, SKY DOMINIERT DAS RENNEN, ABER SIE HATTEN EINFACH IMMER DEN BESTEN FAHRER. AN EINEM 20-KILOMETER-BERG GEHT ES UM DEINE BEINE.“ stellt Dumoulin fest. Vor rund einem Jahrzehnt war Höhentraining ein nettes Beiwerk zum Programm eines potenziellen Toursiegers. Heute ist es ein absolutes Muss. Auf Dumoulins Aufenthalt auf dem Teide im Februar folgte ein längerer Aufenthalt auf dem Vulkan im April, und zwischen Giro und Tour ist ein weiteres Manschaftscamp in den Bergen geplant. „Die Unterschiede sind so gering, weil jeder schlaue Leute im Team hat, um das beste Training und die beste Ernährung auszutüfteln“, sagt Dumoulin, obwohl er glaubt, dass er die Grenze dessen erreicht hat, was er durch Opfer erreichen kann. Die weitere Entwicklung, glaubt er, muss durch das Erreichen der körperlichen und taktischen Reife kommen, jetzt, wo der 30. Geburtstag näher rückt. „Ich brauche nicht extremer zu sein, das wäre kontraproduktiv.“ Manchmal scheint es, dass ein moderner Rundfahrtfavorit einen Teil von sich selbst ausschalten muss. Dumoulin gibt zu, dass er sich heute mit öffentlichen Äußerungen zurückhalte, nachdem er die Vergabe von medizinischen Ausnahmegenehmigungen nach dem Fall Bradley Wiggins 2016 kritisiert und sich gewundert hatte, welche Wellen seine Worte schlugen. „Ich habe das System angegriffen, aber es klang – nachdem es fünfmal übersetzt war – so, als hätte ich Wiggins persönlich angegriffen, was nicht der Fall war“, erklärt Dumoulin. „Ich bin extrovertiert und manchmal denke ich nicht darüber nach, was ich sage, aber das sollte ich.“ Es wäre schade, wenn Dumoulin seine Neigung, seine Meinung zu sagen, mäßigen würde. Nach seinem Sieg beim Zeitfahren in der Ardèche, das dem Terrorangriff am französischen Nationalfeiertag 2016 in Nizza folgte, war er ein eloquenter Sprecher der Tour und sagte, die Etappe sei sportlich irrelevant, aber als menschliches Zusammenkommen wertvoll gewesen. Unlängst reagierte Dumoulin auf das Geständnis seines früheren Teamkollegen Georg Preidler, sich Blut extrahiert zu haben, indem er fragte, warum er nicht öfter gebeten werde, sich zu dem Fall zu äußern. Der Österreicher war schließlich Teil des Sunweb-Teams gewesen, das ihn bei seinem Giro-Sieg 2017 unterstützt hatte. „Journalisten müssen das am Leben halten“, sagte Dumoulin dem niederländischen Rundfunk im März. Fragen zu stellen, scheint Teil von Dumoulins Veranlagung zu sein, und so, wie er es auf Teneriffa erzählt, war das Finden von Antworten auf einige grundlegende Fragen einer seiner größten Siege der letzten zwölf Monate. Das existenzielle Grübeln, das auf seinen Höhenflug von 2017 folgte, führte zu der Erkenntnis, dass er nicht ausschließlich über seine Ambitionen definiert werden möchte. „Ich kann jetzt aufhören und bin sehr zufrieden mit meiner Karriere. Das ist ein beruhigender Gedanke“, sagt Dumoulin, als die Sonne hinter dem Pico del Teide untergeht. „Ich meine das wirklich so. Ich kann morgen aufhören und bin ein zufriedener Mann.“ Und trotzdem wird er morgen früh wieder den Vulkan hoch und runter fahren, pflichtschuldig, um sich auf die Rennen des Sommers vorzubereiten. Man findet seine Last immer wieder, aber Dumoulin trägt sie, so leicht er kann. 36 PROCYCLING | JUNI 2019
Der Wendepunkt beim Giro 2018 – Dumoulin führt die Verfolger von Chris Froome den Colle delle Finestre hinauf. © Kramon JUNI 2019 | PROCYCLING 37
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