Recht im Alltag
Recht im Alltag
Recht im Alltag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
34<br />
untrennbarer Bestandteil einer Verrichtung<br />
der Grundpflege sind oder sie mit einer<br />
solchen Maßnahme objektiv notwendig in<br />
einem unmittelbaren zeitlichen und recht-<br />
lichen Zusammenhang stehen.<br />
2. Dem Pflegebedürftigen wird ein Wahlrecht<br />
zugestanden, ob er eine Zuordnung der Be-<br />
handlungspflege zur Grundpflege wünscht<br />
oder nicht. Dadurch soll verhindert wer-<br />
den, dass die Zuordnung ggf. <strong>im</strong> Falle der<br />
Inanspruchnahme von Sachleistungen zu<br />
Nachteilen für den Versicherten führt. Das<br />
Wahlrecht soll der Pflegebedürftige bei der<br />
erstmaligen Antragstellung bzw. vor Ab-<br />
schluss des Verwaltungsverfahrens gegen-<br />
über der Pflegekasse ausüben, indem er<br />
Pflegegeld, Pflegesachleistungen oder Kom-<br />
binationsleistungen beantragt. Er kann es<br />
aber auch bei einem späteren Wechsel vom<br />
Pflegegeld zur Sachleistung oder umgekehrt<br />
geltend machen.<br />
3. Der MDK (Medizinische Dienst der Kranken-<br />
kassen) hat in dem zu erstellenden Gutachten<br />
die notwendigen Behandlungsmaßnahmen,<br />
die der Grundpflege zugeordnet werden<br />
können, gesondert aufzuführen und den ent-<br />
sprechenden Pflegeumfang auszuweisen. Bei<br />
einem Antrag auf Pflegegeld erfolgt in der<br />
Gesamtbetrachtung des Pflegebedarfs eine<br />
Addition des Pflegeumfangs für die verrich-<br />
tungsbezogenenBehandlungspflegemaß- nahmen; bei Beantragung von Pflegesachlei-<br />
stungen unterbleibt die Addition: Wird die<br />
Kombinationsleistung gewählt, hängt die<br />
Berücksichtigung des Pflegeumfangs für die<br />
verrichtungsbezogene Behandlungspflege<br />
davon ab, ob der Antragsteller diese Pflege-<br />
maßnahmen ehrenamtlich (dann Addition)<br />
oder durch einen Pflegedienst (dann keine<br />
Addition) durchführen lassen möchte.<br />
An seine Entscheidung, in welchem Verhältnis er<br />
Geld- und Sachleistungen in Anspruch nehmen<br />
will, ist der Pflegebedürftige für sechs Monate<br />
gebunden. Umgekehrt hat das BSG aber auch<br />
klargestellt, dass die Krankenkasse ihre Lei-<br />
stungspflicht für häusliche Krankenpflege nach<br />
§ 37 SGB V nicht mit dem Argument bestreiten<br />
kann, dass an sich eine Zurechnung des Pflege-<br />
aufwands zur Grundpflege hätte erfolgen müs-<br />
sen, wenn bei einem Pflegebedürftigen eine an<br />
sich berücksichtigungsfähige Hilfe bei einer ver-<br />
richtungsbezogenenBehandlungspflegemaß- nahme be<strong>im</strong> Grundpflegebedarf außer Ansatz<br />
geblieben ist und sich der Pflegebedürftige der<br />
Hilfe durch einen Pflegedienst bedient hat.<br />
Es bleibt nunmehr abzuwarten, ob sich die ver-<br />
änderte <strong>Recht</strong>sprechung des BSG zu § 37 SGB<br />
V auch in der Praxis ohne weiteres umsetzen<br />
lässt. Fest steht jedenfalls, dass sich der Pflege-<br />
bedürftige schon früh gut überlegen muss, auf<br />
welche Weise er sein neues Wahlrecht ausüben<br />
will. Den MDK trifft bei seiner Begutachtung si-<br />
cherlich eine höhere Sorgfaltspflicht, und nicht<br />
zuletzt auch die Pflegekasse, die den Versicher-<br />
ten <strong>im</strong> Antragsverfahren viel umfangreicher<br />
aufklären muss als bisher.<br />
Text: Dr. Heike Bennemann,<br />
<strong>Recht</strong>sanwältin<br />
Foto: Schütze & Hartmann<br />
<strong>Recht</strong>sanwälte AG, Lünen