IDENTITÄT «Gefordert haben wir das schon lange. Doch jetzt, da Dickbuch eine Ortschaft ist, hat unsere Forderung mehr Gewicht.» Hofstetten – und damit auch in Hofstettens grösstem Ortsteil Dickbuch mit seinen weit über hundert Einwohnern – nämlich nach wie vor unbenannt. Statt auf Strassennamen beruhte die Gebäudeadressierung auf den Versicherungsnummern. Das heisst, jedes Haus, das in Hofstetten gebaut worden war, hatte jeweils fortlaufend die nächste Versicherungsnummer zugewiesen erhalten, egal wo auf dem Gemeindegebiet es zu stehen gekommen war. Als Ortsfremder ein bestimmtes Gebäude zu finden, war damit in der 885 Hektaren grossen Gemeinde mit ihren acht Weilern (Dickbuch, Jakobstal, Geretswil, Huggenberg, Tiefenstein, Scheunberg, Steig und Wenzikon) eine echte Herausforderung. «Tatsächlich hat einmal eine Ambulanz oder ein Helikopter jemanden nicht gefunden», erinnert sich Ziegler. Ein unschönes Szenario, das man kein zweites Mal erleben wollte. Es war daher absolut klar, dass im Rahmen der Fusion sämtliche Unklarheiten bezüglich Auffindbarkeit beseitigt und das bisherige Adressierungssystem durch ein zweckmässigeres ersetzt werden musste. Kurz: Es mussten Strassennamen, Hausnummern und ein neuer Ortschaftsname her. Liest man die dickbuchschen Strassennamen – Bienenweg, Bärenstrasse, Pfösistrasse usw. – macht es den Eindruck, als hätte es den Bewohnern Spass gemacht, ihre Strassen mit passenden Namen zu versehen. Was den Bewohnern hingegen kaum bewusst gewesen sein dürfte ist, dass sie nicht nur mitgeholfen haben, die Namenslandschaft in ihrem Dorf bunter zu gestalten, sondern dass sie indirekt auch dazu beigetragen haben, ihr Dorf zu einer Ortschaft zu machen. Denn tatsächlich ist Dickbuchs Aufstieg zur Ortschaft eng mit der neuen Adressierungsform verbunden – und mit dem Behördenwillen, den Namen «Ich habe die grosse Hoffnung, dass es uns jetzt endlich gelingt, Dickbuch an den öffentlichen Verkehr anzubinden und das Postauto hierher zu bringen. «Dickbuch» unbedingt in der Adressierung zu erhalten (siehe Kasten: Die Sache mit der Adressierung). Ob der neue Status ihres Wohnortes den Dickbuchern noch weitere Vorteile bringe als jener, dass sie – im Gegensatz zu früher – in ihrer Adresse nun ganz und gar Dickbucher sind, wollen wir von Christoph Ziegler wissen. Der Gemeindepräsident muss nicht lange überlegen. «Ich habe die grosse Hoffnung, dass es uns jetzt endlich gelingt, Dickbuch an den öffentlichen Verkehr anzubinden und das Postauto hierher zu bringen. Gefordert haben wir das schon lange. Doch jetzt, da Dickbuch eine Ortschaft ist, hat unsere Forderung mehr Gewicht.» Und dann Die Sache mit der Adressierung Für die Gebäudeadressierung ist der Ortschaftsname massgebend, nicht der Gemeindename. Bis zur Fusion zwischen Hofstetten und Elgg war Dickbuch ein Weiler und grösster Ortsteil der Ortschaft Hofstetten. Und bei der Adressierung wurden anstelle des Strassennamens und der Hausnummer der Weilername und die Versicherungsnummer des Gebäudes angegeben. Die Adresse des Kindergartens lautete damit: Kindergarten / Dickbuch 421 / 8354 Hofstetten. Heute beruht die Gebäudeadressierung in Dickbuch auf dem Prinzip «Strassenname und strassenweise Hausnummerierung». Die Strasse, an der sich der Kindergarten befindet, ist die «Schulstrasse». Und die fortlaufende Hausnummer des Gebäudes ist die 17. Wäre Dickbuch ein Weiler geblieben, würde die neue Adresse des Kindergartens Schulstrasse 17 / 8354 Hofstetten lauten. Dickbuch wäre also aus der Adressierung verschwunden. Weil die Gemeindebehörden den Dickbuchern ihre Identität aber unbedingt lassen wollten, war es nötig, beim Kanton und beim Bundesamt für Landestopografie die Schaffung der Ortschaft Dickbuch zu beantragen. Als Ortschaftsname ist Dickbuch in der Adresse wieder präsent und der Kindergarten steht, wie es sein soll, an der Schulstrasse 17 / 8354 Dickbuch. Eine neue Ortschaft entsteht Die gesetzlichen Grundlagen für die Schaffung einer neuen Ortschaft sind auf Stufe Bund in der Verordnung über geografische Namen (GeoNV, SR 510.625) geregelt: –– Der Kanton bestimmt nach Anhörung der betroffenen Gemeinden und der Post die Ortschaft und legt den Ortschaftsnamen und dessen Schreibweise fest (Art. 21 Abs. 1 GeoNV); die nach kantonalem Recht zuständige Stelle für die amtliche Vermessung übernimmt dabei die Grenzfestlegung (Art. 21 Abs. 2 GeoNV). Der Kanton durchläuft anschliessend das Genehmigungsverfahren gemäss Art. 22 GeoNV und meldet die Änderung an das Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) weiter. –– Die Post legt die Postleitzahl der neuen Ortschaft nach Anhörung von Kanton und Gemeinde fest und teilt sie dem Bundesamt für Landestopografie mit (Art. 21 Abs. 3 GeoNV). –– Das Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) prüft das Gesuch und entscheidet über dessen Bewilligung oder Ablehnung. Bewilligt es das Gesuch, trägt es die neue Ortschaft im amtlichen Ortschaftenverzeichnis ein (Art. 24 GeoNV). Für die Bewilligung oder Ablehung spielen unter anderem folgende Kriterien eine Rolle: «Ortschaften müssen eine landesweite Bedeutung haben . . . Ortschaften sollten grundsätzlich aus Sicht der Adressierung und wegen der Zergliederung nicht zu klein gewählt werden, in der Regel nicht unter 100 Einwohner. Die Bildung von Ortschaften in einer Gemeinde sollte gesamtheitlich betrachtet werden. Alle Ortschaften innerhalb einer Gemeinde sollen nach gleichen Grundsätzen beurteilt werden. […] Die Bedürfnisse von Rettungsdiensten für ein einfacheres Auffinden von Gebäudeadressen müssen erfüllt sein (geografische Aspekte). Innerhalb einer Ortschaft müssen alle Gebäudeadressen eindeutig sein. Ortschaften sollten klar und eindeutig abgegrenzt werden. Wenn ein Ort eine Zentrumsfunktion hat, soll dieser Name für die Ortschaft übernommen werden. […] Die historische Bedeutung und auch die zukünftige Entwicklung (soweit heute bekannt) von Ortschaften sollen mitberücksichtigt werden.» (Bernische Systemische Information Gemeinden vom 1. Juni 2011 [BSIG Nr. 2/215.341/1.5]) 104
IDENTITÄT Natürlich darf der Dorfbrunnen nicht fehlen. Die neu geschaffenen Strassennamen. Auch Dickbuch hat eine Linde. Ein altes Bauernhaus mitten im Dorf. Eine Gemeinde, drei Ortschaften: Elgg, Hofstetten, Dickbuch. Ein alter Wegweiser voller Charme. 105
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