FOKUS LINN
FOKUS LINN Nr. 5 – Jubiläumsausgabe Mai 2019
FOKUS LINN Nr. 5 – Jubiläumsausgabe Mai 2019
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Linner Flurnamen<br />
Heute sind die Flurnamen in den Grundbuchplänen<br />
eingetragen. Im Aargau ist die<br />
Nomenklaturkommission für die Flurnamen<br />
zuständig. Sie überprüft die Namen<br />
beim Erheben und Nachführen auf ihre<br />
sprachliche Richtigkeit. Der Lokal- oder<br />
Flurname ist Teil der Grundstückbeschreibung<br />
und wird in der ortsüblichen Sprechform<br />
geschrieben.<br />
<strong>LINN</strong>ER FLURNAMEN<br />
Die Flurnamen der Orte und Wege, die wir in der Kindheit gegangen sind, haben<br />
sich mit den Gefühlen von damals eingeprägt. Sie verknüpfen sich für uns mit der<br />
Landschaft. Das Sagemülital ist ein kleines Tal mit steilen dicht bewaldeten Hängen,<br />
und das Bächli steht nicht nur für ein idyllisches Tälchen, sondern auch für den<br />
Hügel westlich davon.<br />
Text Max Gasser<br />
Der Lokal- oder Flurname ist Teil<br />
der Grundstückbeschreibung<br />
und wird in der ortsüblichen<br />
Sprechform geschrieben.<br />
Die Erinnerungen zeigen, wie wichtig Örtlichkeiten<br />
und Wege im Leben sind. Die<br />
Sagemüli ist für mich ein einsamer Bauernhof<br />
in einem engen Taleinschnitt. An Sonntagsspaziergängen<br />
mit der Familie kamen<br />
wir ab und zu beim schon etwas heruntergekommenen<br />
Gehöft vorbei. Der Weg ins<br />
Bächli, dem Hügel südlich der Sagemüli,<br />
führte durchs Sagemülital. Den Sagemüller<br />
hatte ich schon vorher kennen gelernt. Einmal<br />
war ich dabei, als mein Onkel seinen<br />
Acker im Sagemättli bestellte und sich mit<br />
Herrn Broder, dem Besitzer der Nachbarparzelle,<br />
längere Zeit unterhielt.<br />
Später stand die Sagemüli leer, der Hof<br />
und alles Land wurde vom Kanton aufgekauft<br />
mit der Absicht, beim geplanten Autobahnbau<br />
genügend Landreserven für<br />
das Trassee über den Bözberg zu sichern.<br />
Offenbar war die Route durch das idyllische<br />
Sagemülital, vorbei an den Engstellen<br />
bei Ribi und Steinbruch, hinauf über den<br />
Hundsruggen zum Zelgli und Birehölzli gut<br />
geeignet für eine Überquerung des Bözbergs.<br />
Ich erinnere mich, dass bei der ersten<br />
Auflage des Projektes den Gallenkircher<br />
Schülern vorausgesagt wurde, dass ihr<br />
Schulweg nach Linn dereinst über die Autobahn<br />
führen würde. Zum Glück waren<br />
damals die Winter streng und schneereich,<br />
sodass dieses überrissene Projekt nie zur<br />
Ausführung kam.<br />
Die Nonnematt am<br />
Linnerberg in abendlicher<br />
Stimmung.<br />
Die Exkursionen in die nähere Umgebung<br />
gehörten während meiner Linner Schulzeit<br />
zu den interessantesten Erlebnissen. So lernte<br />
ich damals auch die Buechmatt und die<br />
Nonnematt kennen. Die Chalchdere war<br />
nicht nur bei den Linner Schülern ein beliebtes<br />
Skigebiet, auch von weiter her kamen<br />
Zum Glück waren damals die<br />
Winter streng und schneereich,<br />
sodass dieses überrissene Projekt<br />
nie zur Ausführung kam.<br />
Kinder und bei guten Schneeverhältnissen<br />
sogar Erwachsene an diesen Steilhang.<br />
Eine allgemein verständliche Bezeichnung<br />
der Orte ist wichtig für unsere Kommunikation,<br />
für die Verwaltung und nicht zuletzt<br />
für eindeutige Adressen. Mit der heute<br />
üblichen Mundartschreibweise, die sich<br />
von den sozialen Medien her in weitere<br />
Bereiche ausbreitet, werden beliebte Örtlichkeiten<br />
ganz unterschiedlich geschrieben.<br />
Allein von der Sagemüli resp. dem<br />
Sagemülital ergeben eine kurze Suche im<br />
Internet sieben verschiedene Schreibweisen:<br />
Sagemüli, Sagemühli, Sagenmühli, Sagimüli,<br />
Sagimühli, Sägemüli und Sägimüli.<br />
Ob diese Vielfalt gut oder schlecht ist,<br />
hängt vom Standpunkt ab. Damit die Orts-,<br />
Lokal- und Flurnamen ihre eigentliche Aufgabe<br />
erfüllen können, müssen sie jedoch<br />
eindeutig erkennbar sein.<br />
Dr. Max Gasser, Geobotaniker, lebt in Gallenkirch<br />
und ist Gemeinderat der Gemeinde<br />
Bözberg. Der Schutz der heimischen<br />
Lebensräume gehört zu seinen Hauptanliegen.<br />
Schon als Kantonsschüler untersuchte<br />
er den Föhrenwald Hundsruggen<br />
und beschäftigt sich auch heute noch mit<br />
dem Schutz dieser wertvollen Wälder. Unter<br />
anderem leitet er Projekte betreffend die Beweidung<br />
von Föhrenwäldern mit Rindern.<br />
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