FOKUS LINN
FOKUS LINN Nr. 5 – Jubiläumsausgabe Mai 2019
FOKUS LINN Nr. 5 – Jubiläumsausgabe Mai 2019
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KULTURERBE<br />
verstehen, stellt sich die Frage, wohin diese<br />
Strasse führt. Erschloss die Strasse primär<br />
die umliegenden Felder oder hatte sie auch<br />
eine überkommunale Bedeutung?<br />
Viele der Vorgärten vor den<br />
Bauernhäusern sind durch die<br />
Bewohnenden liebevoll mit<br />
reichhaltigem Blumenschmuck<br />
gepflegt.<br />
Im Inventar der historischen Verkehrswege<br />
der Schweiz (IVS) ist aufgeführt, dass aufgrund<br />
der kirchlichen Beziehung zu Elfingen<br />
seit dem Mittelalter ein von Linn über<br />
Effingen führender Weg postuliert werden<br />
kann. Vor 1649 war Linn nach Elfingen<br />
kirchgenössig, dann wurde das Dorf «wegen<br />
beschwärlichen wegs» der Kirche Bözberg<br />
angegliedert. Es ist davon auszugehen,<br />
dass die im 16. Jahrhundert noch mit<br />
Landstrasse vermerkte Wegverbindung mit<br />
der Eröffnung der neuen Bözbergstrasse ab<br />
1779 an Bedeutung verlor.<br />
Dorfbildgerechter Strassenraum<br />
Durch Linn führt eine schmale Strasse. Da<br />
über diese kein Durchgangsverkehr führt,<br />
wird die Strasse nur durch wenige Fahrzeuge<br />
befahren und im Ort ist es ruhig. Viele<br />
der Vorgärten vor den Bauernhäusern sind<br />
durch die Bewohnenden liebevoll mit reichhaltigem<br />
Blumenschmuck gepflegt. Der<br />
bäuerliche Strassenraum mit Vor- und Zwischenbereichen<br />
bestehend aus Bauerngärten,<br />
Vorplätzen, Miststöcken, Wiesenborden<br />
und Einzelbäumen konnte bis heute<br />
gut erhalten bleiben. Deren Wert kann für<br />
Ausschnitt aus dem AGIS des Kantons mit rot markiert den Auszonungen von 1997.<br />
Sichtbar sind auch die später im Text erwähnten Bereiche für Kleinbauten mit schwarzer<br />
Schraffur (Quelle: AGIS)<br />
Dank weitsichtiger Planung des damaligen Linner Gemeinderates konnte das Ortsbild<br />
erhalten werden.<br />
Der Gemeinderat wird auf<br />
seinen Vorstellungen beharren<br />
und die Bevölkerung ist bereit,<br />
dafür zu kämpfen.»<br />
das Ortsbild nicht hoch genug eingestuft<br />
werden.<br />
In den achtziger Jahren war die Idylle des<br />
Dorfes mit seinen schönen Vorgärten, welche<br />
den Reiz des Dorfes doch so ausmachen,<br />
in Gefahr und Teile der Bewohnerschaft<br />
waren beunruhigt. Die Dorfstrasse,<br />
beim Kanton als K478 registriert, sollte<br />
ausgebaut und an die zeitgemässen verkehrlichen<br />
Anforderungen ertüchtigt werden.<br />
Eine Sanierung der Strasse wurde<br />
zwar grundsätzlich durch den Gemeinderat<br />
erwünscht, aber nicht in dem geplanten<br />
Ausmass. Die Sorgen der Linner waren verständlich.<br />
Kurz vorher war die Strasse<br />
durch die Nachbargemeinde saniert worden.<br />
So lag ein Beispiel einer überdimensionierten<br />
Verkehrssanierung unmittelbar<br />
vor der Haustüre. Eine erste Studie, welche<br />
dem Linner Gemeinderat vorgelegt wurde,<br />
ging in die gleiche Richtung. Demgemäss<br />
hätte die Strasse auf acht Meter Breite ausgebaut<br />
werden sollen. Dies, obwohl die<br />
Strasse als Sackstrasse über keinen Durchfahrtsverkehr<br />
verfügt.<br />
Als Reaktion auf diese Planungsabsicht<br />
hatte der Gemeinderat schriftlich seine<br />
Vorstellungen formuliert, dass die Strasse<br />
maximal fünf Meter breit, mit beiderseitigem<br />
Bankett von fünfzig Zentimetern und<br />
ohne Hartbelag auszuführen sei. Dabei<br />
wurde auch folgende Befürchtung ausgesprochen:<br />
«Wird die Strasse begradigt und<br />
ausgebaut, würden auch die Tempi höher.<br />
Bisher ist die Geschwindigkeit auf 40 km/h<br />
festgelegt, die schmale und kurvenreiche<br />
Strasse animiert an sich zu langsamer und<br />
vorsichtiger Fahrweise. Wird schnell gefahren,<br />
ist auch bald ein Trottoir fällig, und<br />
gerade dieses brauchen wir nicht. Der Gemeinderat<br />
wird auf seinen Vorstellungen<br />
beharren und die Bevölkerung ist bereit,<br />
dafür zu kämpfen.»<br />
Gemäss dem Gemeinderat sollte die<br />
neue Strasse nachfolgenden Grundsätzen<br />
genügen:<br />
1. menschengerecht<br />
2. dorf- / ortsbildgerecht<br />
3. verkehrsgerecht<br />
Wie sich drei Jahre später zeigte, hatte sich<br />
die Gemeinde erfolgreich gewehrt. Nach<br />
dem ursprünglich überdimensionierten<br />
Projekt wurde nun von einem modifizier-<br />
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