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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 190 · 1 7./18. August 2019 23 *<br />
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Sport<br />
gabe: „Das neue System ohne Sechser<br />
ist schon eine große Umstellung.<br />
Man muss öfter mal in den Rückspiegel<br />
gucken, schauen, was hinter<br />
einem passiert. Sonst hat da ja immer<br />
Manuel Schmiedebach abgesichert.<br />
Nun kommt es in erster Linie<br />
darauf an, dass ich mich mit Christian<br />
Gentner entsprechend abstimme.“<br />
Insofern darf bei Union<br />
durchaus voneiner Doppel-Acht gesprochen<br />
werden, die bei der Generalprobe<br />
gegen CeltaVigo zumindest<br />
eine Stunde lang ziemlich ansprechend<br />
Fischers theoretischen Ansatz<br />
in die Praxis zu übertragen wusste.<br />
Dank an Nagelsmann<br />
vertsen als Strafraumspieler und der<br />
bullige Suleiman Abdullahi könntenn<br />
ja in vorderster Front agieren und<br />
nicht nur hinter den Spitzen oder auf<br />
dem Flügel.<br />
Denn nur ein klassischer Neuner<br />
ist in UrsFischers 4-2-3-1-Lieblings-<br />
formation vorgesehen. Zumindest,<br />
was eine Startelf angeht. Ob Polter<br />
also am Sonntag in der Alten Försterei<br />
auflaufen darf, erscheint<br />
fraglich. Vielleicht nicht von Beginn<br />
an –was Unions Mann mit<br />
der Nummer 9auf dem Rücken erst<br />
einmal nebensächlich findet. Er<br />
denkt nicht dran aufzugeben. Das<br />
Ende des Transferfensters am 2. Sep-<br />
tember macht ihm keine Sorgen.<br />
„Endlich geht es los“, sagt er.<br />
Erinnerungen an zwei Tore<br />
Im DFB-Pokal bei Germania Halber-<br />
stadt kam Sebastian Polter nicht<br />
zum Einsatz, im Test gegen Lichten-<br />
berg 47dagegen spielte er die vollen<br />
90 Minuten. „Ich glaube nicht, dasss<br />
ich mich zurückstellen muss oder<br />
hinten anstellen muss“, sagt der 1,91<br />
Meter große Angreifer. „Im Lauf der<br />
Saison werden alle drei Stürmer<br />
noch einmal wichtig. Auch ich werdee<br />
wichtig sein.“ Ob er jetzt schon am<br />
Sonntag seine Chance erhält? „Das<br />
Für Prömel wird mit seinem ersten<br />
Einsatz in der Bundesliga ein Kindheitstraum<br />
wahr. Endlich Bundesliga,<br />
endlich ganz oben. „Das ist etwas,<br />
worauf ich meine Karriere lang<br />
hingearbeitet habe. Ich freue mich<br />
unheimlich auf mein erstes Bundesligaspiel.<br />
Mich muss niemand motivieren“,<br />
sagte er im Laufe der Woche<br />
im Rahmen einer Gesprächsrunde,<br />
berichtete dabei auch von seinen<br />
Brüdern, die im Stadion an der Alten<br />
Försterei zugegen sein werden. Zudem<br />
vonseinen Eltern, die leider im<br />
Urlaub wären und deshalb seinen<br />
großen Moment nur im Fernsehen<br />
verfolgen könnten.<br />
SeinVater Roland gilt als einer seiner<br />
wichtigsten Förderer, als derjenige,der<br />
mit sanftem Druck den jungen<br />
Grischa dazu brachte, beim<br />
TSV/RSK Esslingen das Talent nicht<br />
zu verschleudern. „Ich spielte lieber<br />
auf Bolzplätzen. Erst als mir mein<br />
Vater ein Fahrrad versprach, meldete<br />
ich mich im Verein an“, so Prömel.<br />
Als Entwicklungsbeschleuniger<br />
nennt er aber einen anderen: nämlich<br />
Julian Nagelsmann, der am<br />
Sonntag, was der Sache eine doch etwas<br />
eigenartige Note gibt, als Cheftrainer<br />
von RBLeipzig mit von der<br />
Partie sein wird. Prömel sagt: „Julian<br />
Nagelsmann hat mich zu dem Spieler<br />
gemacht, der ich heute bin. Als er<br />
mich von den Stuttgarter Kickers<br />
nach Hoffenheim geholt hat, war ich<br />
ein ganz normaler zentraler Mittelfeldspieler.<br />
Erhat mir erklärt, wie er<br />
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Union Berlin<br />
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Der Rücken<br />
ist wieder<br />
schmerzfrei,<br />
Sebastian Polter<br />
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RB Leipzig<br />
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sich einen Spieler auf meiner Position<br />
vorstellt. Einer, der sowohl im<br />
Angriff, als auch in der Verteidigung<br />
arbeitet, immer in Bewegung ist,<br />
gleichermaßen abschließen und<br />
grätschen kann. Sicherlich haben<br />
mich auch die anderen Trainer in<br />
meiner Karriere geprägt, aber Julian<br />
Nagelsmann hat mich zuerst geschliffen.“<br />
Prömel ist dank des Einflusses<br />
vonNagelsmann also zu einem Boxto-Box-Player<br />
gereift, wie man in<br />
England einen Spieler mit seinen Fähigkeiten<br />
beschreibt. Also zu einem<br />
Mittelfeldallrounder, dessen Aktionsradius<br />
vomeigenen bis zum gegnerischen<br />
Strafraum reicht. Bei<br />
Union hat er indes gelernt, Verantwortung<br />
zu übernehmen, im Spiel<br />
selbst, wenn er die Kollegen mit klarenAnweisungen<br />
auf Notwendigkeiten<br />
hinweist. Aber auch über das<br />
Sportliche hinaus,wenn es gilt, auch<br />
mal zu einem heiklen Thema Stellung<br />
zu nehmen. So hat er auch eine<br />
Meinung zum für Sonntag angekündigten<br />
fünfzehnminütigen Stimmungsboykott<br />
der Union-Ultras.<br />
„Klar ist es ein Thema, aber wir wollen<br />
es jetzt nicht zu einem größeren<br />
Thema machen, als es ist“, sagte er.<br />
Und: „Wir haben in der Mannschaft<br />
so kommuniziert, dass wir uns lieber<br />
auf das Fußballspielen fokussieren<br />
und uns nicht verrückt machen lassen<br />
durch irgendwelche Nebengeräusche.“<br />
muss man sehen. Der Trainer wird<br />
da schon seine Pläne haben.“<br />
An RB Leipzig jedenfalls hat Pol-<br />
Erinnerungen. „Da war ja<br />
ter beste<br />
mal was.“ Polter lächelt breit, wenn<br />
er an jene Spielzeit 2014/2015<br />
denkt, als er in seinem ersten<br />
Heimspiel für die Eisernen mit sei-<br />
Toren zum 2:1 den Sach-<br />
nen zwei<br />
sen dieerste Pflichtspielniederlage<br />
in der Zweiten Liga beibrachte und<br />
bei etlichen Fans die Hoffnung<br />
weckte, dass dem Emporkömmling<br />
kein<br />
Durchmarsch ins Fußball-<br />
gelingt.<br />
Oberhaus<br />
Schreit das nicht aus Sicht der<br />
Köpenicker nach einer Wiederholung?<br />
„ Es darf amSonntag alles gesein,<br />
wie es damals war“, sagt<br />
nauso Sebastian Polter. „Angefangen von<br />
dem Stimmungsboykott in den ersten<br />
15 Minuten, wo es dann danach<br />
losgehtund die Stimmung im Sta-<br />
sagte der gebürtige<br />
dion explodiert“,<br />
Wilhelmshavener.<br />
Sorgen, dass der Stimmungsboy-<br />
haben könnte,<br />
kott Auswirkungen<br />
hat er nicht. „Das haben wir ja<br />
schon erlebt. Das wird nur<br />
geil, wenn die Jungs im Stadion<br />
die letzten Sekunden<br />
runterzählen und wir wissen:<br />
Jetzt geht es los.“<br />
Werspielt?<br />
Voraussichtliche<br />
Aufstellung<br />
des 1. FC Union:<br />
Rafal Gikiewicz –<br />
Christopher Trimmel,<br />
Marvin Friedrich,<br />
Keven<br />
Schlotterbeck,<br />
Christopher Lenz –<br />
Grischa Prömel,<br />
Christian Gentner–<br />
Sheraldo Becker,<br />
Marcus Ingvartsen,<br />
Marius Bülter –Sebastian<br />
Andersson<br />
Werfehlt?<br />
Florian Hübner –<br />
nach seiner Kapselverletzung<br />
im Knie<br />
ist der Innenverteidiger<br />
noch imAufbautraining.<br />
Werpfeift?<br />
Schiedsrichter ist<br />
Markus Schmidt<br />
aus Stuttgart-<br />
Sillenbuch.<br />
Immer mal wieder in Berlin zu Gast: Uli Hoeneß.<br />
Liebe Fans<br />
von Union Berlin,<br />
in all den Jahren, die ich nun schon im deutschen Fußball tätig bin, hat der FC<br />
Bayern Aufsteiger kommen und gehen sehen.Viele haben sich schnell wieder<br />
verabschiedet, manche konnten sich etablieren, nur ein paar wenige schrieben<br />
Geschichte. Auf Union Berlin können wir uns freuen. Weil das ein Klub<br />
ist, der eine ganz besondereAusstrahlung hat. Herzlich willkommen!<br />
Leider weiß ich seinen Namen nicht mehr, aber ich kann mich noch gut<br />
erinnern: Union hatte mal einen blonden Angreifer, recht groß. Er stand oft<br />
einfach nur mit verschränkten Armen im Mittelfeld herum –aber wenn er<br />
den Ball hatte,stürmte er los,mit einemWahnsinnstempo.Vor dem Torhat er<br />
dann meistens für einen Kollegen abgelegt. Das war ein Typ, so passend zu<br />
Union Berlin: Erfrischend anders und originell –einfach eine Schau, wie wir<br />
in Bayern sagen. Union stand zu DDR-Zeiten im Schatten des Mielke-Klubs<br />
BFC Dynamo,und es war immer toll, wie der Klub der Parteiführung getrotzt<br />
hat. Wenn Menschen für ihre Überzeugungen auch gegen Widerstände eintreten<br />
und sich nicht unterbutternlassen, muss das imponieren.<br />
Eisern Union verbiegen? Geht nicht. DerKlub war ein Auffangbecken für<br />
die, die anders dachten. EinTummelplatz für die, die mit dem System nicht<br />
konform gegangen sind, das Menschen unterdrückt<br />
hat. So eine Haltung verdient höchsten<br />
Respekt –und zwar bis in die heutige Zeit. Ich<br />
habe den Eindruck, bei Union Berlin ist der<br />
Kampfgeist noch immer verwurzelt. Wir haben<br />
bereits in der „Alten Försterei“ gespielt, und mir<br />
gefällt, wie treu die Fans zu diesem Klub stehen.<br />
Die Anhänger würden Union wohl selbst in die<br />
tiefsten Niederungen des Fußballs folgen. Unvergesslich<br />
ist, wie sie voreinigen Jahren mitgeholfen<br />
haben, das Stadion zu modernisieren;<br />
freiwillig und unentgeltlich –dakamen Reporter<br />
aus allen Ecken der Welt, um darüber zu berichten.<br />
Das ist eine wunderbare Geschichte, genauso<br />
wie,dass in Unions Räumlichkeiten eine<br />
Stiftung untergebracht ist, die sich um Flüchtlinge<br />
kümmert. Es ist wichtig, dass sich Vereine<br />
„Mir gefällt,<br />
wie treu<br />
die Fans<br />
zu diesem<br />
Klub<br />
stehen.“<br />
Uli Hoeneß<br />
IMAGO IMAGES<br />
ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind, gerade, wosich heutzutage so<br />
viele Klubs zunehmend nur noch auf das Geschäft konzentrieren. Dass in<br />
Berlin nun zum 30-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung erstmals seit<br />
1976/77 wieder zwei Vereine aus der Hauptstadt im Oberhaus spielen, ist<br />
eine feine Pointe der Fußballgeschichte.Erst fünf ehemalige DDR-Oberligisten<br />
haben es überhaupt in die Bundesliga geschafft, daran sieht man, was für<br />
eine reife Leistung der Aufstieg von Union Berlin ist. Ich bin sicher, dass die<br />
„Eisernen“ mit ihrer Art, ihrer Stadionkultur,ihrer Geschichte eine Bereicherung<br />
zwischen den vielen Etablierten sein werden. Als Aufsteiger hat man es<br />
leider immer schwer,aber damit uns dieser bunte Farbklecks in der Bundesliga<br />
länger erhalten bleibt, drücken sicher einige Menschen die Daumen.<br />
Darumauchvon Seiten des FC Bayern:Viel Glück!<br />
UliHoeneß<br />
Bus trifft auf Barkas: Beide gondeln jetzt durch eine Liga.<br />
IMAGO IMAGES