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Oh, du läufst nur Marathon? Andere<br />
machen Ultras ...“ Wenn Laien<br />
von Distanzen statt Zeiten im<br />
Laufsport beeindruckt waren, hatte<br />
sich Adharanand Finn oft geärgert. Er lief<br />
Marathon unter 3 Stunden. Ultrarunning?<br />
War doch kein richtiges Laufen. Sondern „so,<br />
als würde man so lange aufs Laufen eindreschen,<br />
bis es fast tot ist“. Dann bekam er das<br />
Angebot, den Oman Desert Marathon zu<br />
testen und darüber zu schreiben, einen – angeblich<br />
– einfachen 6-Etappen- Wüstenlauf.<br />
Schlecht vorbereitet und ausgerüstet quälte er<br />
sich über die 165 Kilometer Gesamtdistanz.<br />
Mit etwas Abstand ließ Finn diese Erfahrung<br />
dann nicht mehr los: Warum verzeichnet<br />
Ultrarunning weltweit so große Steigerungsraten?<br />
Was suchen und finden die<br />
Sportler hier? 2016 bis 2018 recherchierte der<br />
Brite, traf Stars und Sieger wie Kilian Jornet,<br />
Jim Walmsley, Zach Miller, Elisabet Barnes<br />
oder Camille Herron. Aber auch etliche Hobbyläufer.<br />
Er stellte sein Lauftraining um, probierte<br />
einen „Ultra“ nach dem anderen, ganz<br />
unterschiedlicher Natur: Von wenig bekannten<br />
Läufen knapp über 50 km Länge über<br />
den seit 1921 ausgetragenen Comrades Marathon(ca.<br />
90 km) in Südafrika, einen 24-Stunden-Bahnlauf,<br />
bis hin zu den boomenden<br />
Ultra trailruns in den Alpen wie den Lavaredo<br />
Ultratrail über 120 Kilometer/5800 hm in<br />
den Dolomiten. Mit dem Ziel, sich für den<br />
weltweit angesehensten Event, den Ultra Trail<br />
du Mont Blanc (UTMB) mit 160 km und<br />
mehr als 10.000 hm, zu qualifizieren.<br />
Im Buch „Der Aufstieg der Ultraläufer“<br />
reist der Leser mit „an die Grenzen der<br />
menschlichen Ausdauer“, leidet und freut<br />
sich mit den Protagonisten und dem Autor<br />
in den „Selbsterfahrungs-Abschnitten“ mit.<br />
Auf fast 400 Seiten bis zum Finale, das sich<br />
kein Hollywood-Autor hätte besser ausdenken<br />
können. Das verraten wir natürlich<br />
nicht, sondern bitten den Autor zum Interview,<br />
fast so episch wie ein Ultra.<br />
zu fassen, das erfordert Tiefgang. Das klappt<br />
nicht per Telefon. Deshalb war es mir wichtig,<br />
wirklich viel Zeit mit Leuten wie Zach<br />
Miller und Elisabet Barnes zu verbringen.<br />
Damit sie selbst die Zeit und den Raum haben,<br />
sich mit mir wohlzufühlen, um über<br />
ihre Erfahrungen im Ultralaufen zu sprechen,<br />
nicht nur über ihr Training, ihre Ziele usw.<br />
Gab es in den Gesprächen einen Moment,<br />
der dich besonders überrascht hat?<br />
Trotz meiner Antwort vorhin fand ich das<br />
Allererste bemerkenswert, was Camille Herron<br />
zu mir sagte. Es war am Tag nach ihrem<br />
Sieg beim Comrades Marathon. Sie sah mir<br />
direkt in die Augen und sagte: „Sie müssen<br />
mich interviewen. Ich habe eine verrückte<br />
Geschichte.“ Das hat mir sehr gut gefallen.<br />
Es hat mich wirklich beeindruckt, wie extrem<br />
viele dieser Läufer irgendwie eine „verrückte“<br />
Geschichten haben.<br />
Stark fand ich auch, wie Kilian (Jornet,<br />
Anm.) mir erklärte, warum man Risiken im<br />
Leben eingehen muss. „Im Leben geht es darum,<br />
etwas zu riskieren, nicht darum, am<br />
Sofa zu sitzen. Wie jemandem zu sagen, dass<br />
du ihn liebst.“<br />
Ein wesentlicher Teil deines Buches handelt<br />
von deinen Begegnungen mit Weltklasseläufern.<br />
Wie einfach oder schwierig<br />
war es, tiefe Einblicke ins Innere der Topathleten<br />
zu bekommen?<br />
Ehrlich gesagt war es schwer. Es ist nicht<br />
leicht, das Gefühl des Ultralaufens in Worte<br />
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